Diabetische Polyneuropathie – Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine diabetische Polyneuropathie mit bedingt sein können:
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Schwere Hypoglykämien (Unterzuckerungen) durch fehlende Wahrnehmung der Symptome
- Diabetischer Fuß bzw. diabetisches Fußsyndrom (DFS) – Ulzerationen (Geschwüre) an den Füßen durch Durchblutungsstörungen der Extremität und/oder dem verminderten Schmerzempfinden
Beachte: Die diabetische sensomotorische Polyneuropathie (DSPN) ist in 85-90 % an der Ätiologie (Ursache) des diabetischen Fußsyndroms beteiligt.
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Diabetische Diarrhoe (Durchfall)
- Infektionen der Hautulzera (Hautgeschwüre), die aufgrund der schlechten Wundheilung dazu führen können, dass das betroffene Glied amputiert werden muss
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Chronische Ulzerationen (Geschwürbildung; typische Lokalisation: Fußsohle und Großzehe; neuropathisches Ulcus pedis, das sogenannte Malum perforans)
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Apoplex (Schlaganfall)
- Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
- Orthostatische Hypotonie (niedriger Blutdruck)
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Gastroparese (Tonusverlust der Magenmuskulatur) (wg. autonomer Neuropathie)
- Refluxkrankheit (Gastroösophageale Refluxkrankheit) (wg. autonomer Neuropathie)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Charcot-Fuß (diabetische Neuro-Osteoarthropathie; Erkrankung des Fußes, bei der Knochen schnell brechen, ohne dass die Betroffenen Schmerzen empfinden; 95 % Prozent aller betroffenen Patienten sind Diabetiker)
- Osteomyelitis – Knochenentzündung aufgrund von tiefen Haut- und Weichteilinfektionen
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Diabetische Amyotrophie (meist unilateral (einseitig) auftretende obere lumbosakrale Plexopathie, LSP; Schmerzsyndrom)
- Diabetische Radikuloplexopathie (Synonyme: diabetische Amyotrophie: s. o.; Bruns-Garland-Syndrom) – Auftreten akut oder subakut; mit starken neuropathischen Schmerzen einhergehend; tritt meist erst einseitig auf und führt relativ rasch zur Muskelatrophie, meist der Oberschenkelmuskulatur (wg. autonomer Neuropathie)
- Erektile Dysfunktion (ED; Erektionsstörungen) (wg. autonomer Neuropathie)
- Hirnnervenparesen (Hirnnervenlähmungen):
- III Nervus oculomotorius (Augenbewegungsnerv); Typ: motorisch; Funktion: Augen- und Augenlidbewegung; Anpassung an die Entfernung
- IV Nervus trochlearis; Typ: motorisch; Funktion: oberer schräger Augenmuskel
- VII Nervus facialis (Gesichtsnerv); Typ: sensorisch/motorisch; Funktion: sensorisch: vorderer Teil der Zunge motorisch: mimische Gesichtsmuskeln
- III Nervus oculomotorius (Augenbewegungsnerv); Typ: motorisch; Funktion: Augen- und Augenlidbewegung; Anpassung an die Entfernung
- Mononeuritis multiplex – sensorische Störungen und Schwächen in der Verteilung von ≥ 2 betroffen peripheren Nerven
- Mononeuropathien (Schädigung eines einzelnen peripheren Nerven) – erhöhtes Risiko für Nervenkompressionssyndrome, wie das Sulcus-ulnaris- oder Karpaltunnelsyndrom (KTS)
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Blasenatonie (Schlaffheit der Blasenmuskulatur) (wg. autonomer Neuropathie)
- Ejakulationsstörungen (wg. autonomer Neuropathie)
- Verminderte vaginale Lubrikation (Feuchtigkeit der Scheide) (wg. autonomer Neuropathie)
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Diarrhoe (diabetische Diarrhoe/Durchfall) (wg. autonomer Neuropathie)
- Obstipation (Verstopfung) (wg. autonomer Neuropathie)
- Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute; hier: Ruhetachykardie) (wg. autonomer Neuropathie)
Weiteres
- Abnahme der Schweißsekretion (wg. autonomer Neuropathie)
- Beeinträchtigung des Mitochondrienstoffwechsels
- Fehlende respiratorische Variabilität der Herzfrequenz
- Störungen der Mikrozirkulation
- Unbemerkte Verbrennungen durch fehlende Sensibilität
- Nicht-traumatisch bedingte Beinamputation