Diabetes mellitus Typ 2 – Folgeerkrankungen
Diabetes mellitus Typ 2 führt u. a. zu Mikro- und Makroangiopathien (Gefäßerkrankungen der kleinen und großen Gefäße):
Diabetische Mikroangiopathie – erhöhte Durchlässigkeit der Gefäßwände kleiner Blutgefäße, führt zu
- Diabetische Nephropathie*/** (Nierenerkrankung)
- Diabetische Neuropathie** (Nervenerkrankung)
- Diabetische Pneumopathie (Lungenerkrankung)
- Diabetische Retinopathie** (Netzhauterkrankung)
- Störung der Durchblutung – diabetischer Fuß (diabetisches Fußsyndrom), mitunter Amputationen
- Störung der Wundheilung – chronische Wunden
*Patienten, die bereits vor der Diagnose eines Typ-2-Diabetes adipös (BMI 30,0 bis 34,9) waren, erkrankten später häufiger an den mikrovaskulären Komplikationen der Stoffwechselstörung. Bei diesen Patienten wurde später doppelt so häufig eine Nephropathie diagnostiziert wie bei normalgewichtigen Personen, die später am Typ-2-Diabetes erkrankten. Für die Makroangiopathie, die zu Myokardinfarkten (Herzinfarkt) und Apoplexen (Schlaganfälle) führen kann, war kein signifikanter Zusammenhang erkennbar. [31].
**Wenn bereits in jungem Erwachsenenalter ein langjähriger Typ-2-Diabetes (T2D) besteht, haben im Alter von 26,4 ± 2,8 Jahren 54,8 % der Betroffenen eine diabetische Nephropathie, 32,4 % eine diabetische Neuropathie und 13,7 % der Patienten eine diabetische Retinopathie [33].
Die diabetische Makroangiopathie – erhöhte Durchlässigkeit der Gefäßwände großer Blutgefäße, führt zu Erkrankungen des Herzkreislaufsystem (s. u.).
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch einen Diabetes mellitus Typ 2 mit bedingt sein können:
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)
- Erhöhte kongenitale Fehlbildungsrate für große Fehlbildungen bei Adipositas bei jugendlichen Schwangerschaften [14]
Atmungssystem (J00-J99)
- Diabetische Pneumopathie (Lungenerkrankung) mit einer restriktiven Ventilationsstörung (gilt für den FEV1- und den FVC-Wert ebenso wie für die Diffusionskapazität)
Beachte: Der beste Prädiktor für eine pulmonale Beteiligung ist das Vorliegen einer diabetischen Nephropathie. - Restriktive Lungenerkrankungen (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 20-27 %) [24]
Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)
- Diabetische Retinopathie – durch Diabetes mellitus hervorgerufene Erkrankung der Netzhaut des Auges
- Kombination aus Diabetes mellitus und Weitwinkelglaukom → 2,5-fach erhöhtes Risiko für eine diabetische Retinopathie [34]
- Katarakt (grauer Star), mit Ausnahme der Nuklearsklerose (Cataracta nuclearis; altersbedingte Eintrübung der Linse)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung; Triglyceride ↑, HDL ↓, kleine, dichte LDL Partikel; diabetische Dyslipidämie), auch wenn der Glucose-Serumspiegel gut eingestellt ist
- Hyperurikämie (Prävalenz ca. 18 %; am ehesten wg. verminderter Harnsäureausscheidung)
- Hypoglykämie (Unterzuckerung) (→ kontinuierliches Glucose-Monitoring (CGM) empfohlen) – Risikofaktoren [7]:
- Alter ≥ 75 Jahre
- Niereninsuffizienz (chronisches Nierenversagen)
- kognitive Einschränkungen und Demenz
- Therapie mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen
- Nächtliche Hypoglykämie → proarrhythmogene Effekte/Herzrhythmusstörungen [6]
- Pseudohypoglykämie ‒ Auftreten von Symptomen einer Unterzuckerung, ohne das der Blutzuckerspiegel vermindert ist; dieses Phänomen tritt nicht selten nach Blutzuckereinstellung eines Typ-2-Diabetikers umso ausgeprägter auf, je höher das Ausgangs-HbA 1c war
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Chronische Wunden (wg. Störung der Wundheilung)
- Diabetische Dermopathie – multiple rötliche bis bräunliche rundliche atrophische Areale (narbenähnliche Bezirke) vor allem an den Unterschenkel-Streckseiten (-50 % der Diabetiker)
Hinweis: Dieses ist oft das erste Anzeichen eines nicht erkannten Diabetes mellitus. - Diabetischer Fuß (Synonym: Diabetisches Fußsyndrom)
- Erysipel (Wundrose) – Infektion mit hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A; häufigste Komplikation ist ein chronisches Lymphödem
- Exsikkationsekzem (Austrocknungsekzem)
- Hautulzera (Hautgeschwüre) – z. B. Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür)
- Lipoatrophie – Dystrophie des Fettgewebes; Auftreten aufgrund der lipolytischen Bestandteile der Insulinpräparate meist mehrere Monate nach Beginn der Insulintherapie
- Lipohypertrophie – Vermehrung des Fett- und Bindegewebes durch die lokale anabole Wirkung von Insulin bei gehäufter Injektion in die gleiche Region (entsteht meist bei jungen Diabetikern)
- Mykosen (Pilzerkrankungen: Candida-Infektionen; Tinea)
- Necrobiosis lipoidica – Entzündung der mittleren Dermis mit Anreicherung von Lipiden, die zur Nekrose (Gewebsuntergang) führt (1 % der Diabetiker; ca. 60 % der Patienten mit einer solchen Hauterkrankung weisen einen Diabetes mellitus auf)
- Pruritus (Juckreiz) (-40 % der Diabetiker)
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Apoplex (Schlaganfall) – Diabetes mellitus gilt als unabhängiger Risikofaktor für den Apoplex (Schlaganfall) (3 von 4 Diabetikern sterben an einem Myokardinfarkt oder Apoplex)
- Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) – mit erhöhtem Risiko für Hypertonie (Bluthochdruck)
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Prävalenz: Altersgruppe 72-76 Jahre ca. 22 %, jüngere Patienten (64-68 Jahre) ca. 11 % [17]; ungünstige Prognose bedingt durch die sogenannte "kardiotoxische Trias" aus arterieller Hypertonie, koronarer Herzerkrankung und diabetischer Kardiomyopathie
- Bei Frauen liegt eine um 9 % stärkere Risikoerhöhung vor als bei Männern [26].
- Schwere Hypoglykämien sind ein unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung einer Herzinsuffizienz bei Typ-2-Diabetikern [32].
- Herzrhythmusstörungen (wg. Hypoglykämie [6]) – insb. Vorhofflimmern (VHF) (Risikoerhöhung: Frauen: 40 %; Männer: 60 %) [13]
- Koronare Herzkrankheit (KHK) (Minderversorgung des Herzens mit Blut aufgrund von Atherosklerose, Arterienverkalkung)
- Linksventrikuläre Hypertrophie (LVH; Synonym: Linksherzhypertrophie) – Gewebevergrößerung (Hypertrophie), die den Herzmuskel (Myokard) der linken Herzkammer (Ventrikel) betrifft; ionisiertes Calcium ist assoziiert mit dem Anstieg eines Risikos für LVH bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 [11]
- Myokardinfarkt (Diabetes fördert Myokardfibrose/Herzmuskelzellen werden teils durch Fibrosezellen (Bindegewebszellen) ersetzt; Herzinfarkt; häufig als stummer Myokardinfarkt) (mit ca. 60 % die häufigste Einzeltodesursache) (3 von 4 Diabetikern sterben an einem Myokardinfarkt oder Apoplex)
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – fortschreitende Verengung bzw. Verschluss der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund von Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
- Plötzlicher Herztod (PHT)
- Vorhofflimmern (VHF) – vorübergehende (paroxysmale oder intermittierende) oder permanente (dauerhafte) Herzrhythmusstörung mit ungeordneter Tätigkeit der Herzvorhöfe; Herz ist anfällig für Rhythmusstörungen wegen kardialer autonomer Neuropathie (Nervenerkrankung vegetativer Nerven)
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen:
- virale und bakterielle Infektionen wie Bronchitiden (Entzündung der Bronchien), Pneumonien (Lungenentzündungen) oder Zystitiden (Harnwegsinfekte) (insb. bei schlechter glykämischer Kontrolle) [18]
- Mykosen (Pilzinfektionen; Genital- und perinealen Infektionen) (insb. bei schlechter glykämischer Kontrolle) [18]
- Onychomykose (Nagelpilz)
- Tuberkulose (insbesondere pulmonale Tuberkulose/Tuberkulose der Lunge) (obwohl nicht häufiger infiziert, ca. 3-fach erhöhtes Risiko für eine manifeste Erkrankung)
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Nicht-alkoholische Fettleber (NAFL; NAFLE; NAFLD, "nonalcoholic fatty liver disease") →
- Nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH; Fettleber-Hepatitis) (5-20 %) →
- bei ca. 10-20 % geht diese in eine höhergradige Fibrose über, bei ca. 2-5 % der Fälle entwickelt sich innerhalb von 10 Jahren eine Leberzirrhose (Leberschrumpfung) →
- die Leberzirrhose gilt als Präkanzerose (Krebsvorstufe); Risiko ca. 2 %/Jahr für ein HCC (hepatozellulären Karzinom; primäres Leberzellkarzinom); es wurden auch HCCs bei nichtzirrhotischen NAFLD-Patienten (nicht-alkoholische Fettleber) beschrieben [15]
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Gastroparese (Magenlähmung)
- Parodontalerkrankungen (Parodontitis) – entzündliche Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodont)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Diabetische neuropathische Osteoarthropathie (DNOAP); meist "Charcot-Fuß" genannt – Erkrankung schmerzunempfindlicher Füße, mit der Folge, dass bei minimalen Traumen unbemerkte Frakturen und ein Knochenabbau auftreten; klinische Symptomatik: Rötung, Schwellung und Fehlstellung, die sehr ausgeprägt sein kann: Der Charcot-Fuß gilt als Notfall
- Diffuse idiopathische spinale Hyperostose (DISH; Synonym: Morbus Forestier) – systemische, nichtentzündliche Skeletterkrankung; charakteristisch ist eine Ossifikation (Verknöcherung) der Enthesen, also jener Stellen am Knochen, an der eine Sehne, ein Ligament oder eine Gelenkkapsel ansetzen; bis zu 40 Prozent der Patienten mit einem metabolischen Syndrom bzw. einem Typ 2-Diabetes sind betroffen (Inzidenz des Krankheitsbildes in der Gesamtbevölkerung: 2-3 Prozent; wichtigste Differentialdiagnose: axiale Spondyloarthritis (entzündlich-rheumatische Erkrankung der Wirbelsäule)
- Frozen Shoulder (schmerzhafte Schultersteife; Erkrankungsrisiko 10-19 %, bei insulinpflichtigen Patienten sogar 36 %)
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Sarkopenie – altersassoziierter übermäßiger Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft sowie Funktionsabbau; Verhältnis von sarkopenen zu nichtsarkopenen Probanden war unter Diabetikern 3,6-mal so hoch wie unter Nichtdiabetikern [27]
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Eine große prospektive Kohorten-Studie in Korea zeigte, dass hohe Glucosenüchternwerte mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden sind: Dabei waren die wichtigsten assoziierten Krebsarten das Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs), Leberzellkarzinom (Leberkrebs), Ösophaguskarzinom (Speiseröhrenkrebs), Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs) sowie das Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) und Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs) der Frau. Männer hatten ein um 27 % und Frauen ein um 31 % erhöhtes Risiko, an Krebs zu sterben [1].
- Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
- Diabetikern ohne Verwandte mit Kolonkarzinom (Darmkrebs) haben ein ähnlich hohes Darmkrebsrisiko wie bei familiär vorbelasteten Nicht-Diabetikern [28].
- Diabetiker, bei deren Verwandten ersten Grades ein Kolonkarzinom diagnostiziert wurde, hatten gegenüber der Allgemeinbevölkerung ein etwa 7-fach erhöhtes Risiko, bereits unter 50 Jahren selbst Darmkrebs zu entwickeln [28].
- Eine weitere Studie belegte die obigen Ergebnisse: Der Typ-2-Diabetiker hat zudem für folgende weiteren Karzinome ein erhöhtes Krebsrisiko: Nierenkarzinome (Nierenzellkarzinome), Schilddrüsenkarzinome, Barrett-Ösophagus als Präkanzerose (Krebsvorstufe) → Adenokarzinom des Ösophagus (Speiseröhre), hepatozelluläre Karzinome (Leberzellkarzinome), Prostatakarzinom sowie Karzinome des Dünndarms und des Nervensystems [4].
- Die Auswertung von Datenbanken (PubMed, Embase, Cochrane-Datenbank) mit der Methode des „Umbrella Review“ führte zu 27 Metaanalysen, von denen 20 bei einem angenommenen p-Wert von p ≤ 0,05 zu folgenden Ergebnissen in Bezug auf die obige Fragestellung führte. Nur für vier Krebsentitäten liegt eine entsprechende Signifikanz im Zusammenhang mit Typ-2-Diabetes vor: Endometriumkarzinom (Gebärmutterschleimhautkrebs), intrahepatisches Gallenblasenkarzinom, Kolonkarzinom (Darmkrebs) und Mammakarzinom (Brustkrebs). Die Assoziation mit anderen Krebsarten wie Nieren-, Lungen- oder Prostatakarzinom oder Leukämien war weniger eindeutig [9].
- Auf der Grundlage des schwedischen Zwillingsregisters wurde Personen mit einer Diabetesdiagnose im mittleren Lebensalter (vor dem 65. Lebensjahr) untersucht, bei denen gehäuft im Alter (nach dem 65. Lebensjahr) Tumoren auftreten [23]:
- Diabetiker im mittleren Lebensalter haben insgesamt kein erhöhtes Krebsrisiko
- Männer mit Diabetes
- erkrankten signifikant seltener an Tumoren als Nichtdiabetiker (minus 18 %); dies ließ vor allem auf die reduzierte Rate (-52 %) von Prostatakarzinomen zurückführen.
- 10,6-fach häufiger Pharyngealtumoren, 5,8-fach häufiger Dünndarmtumoren sowie 2,4-fach häufiger Lebertumoren
- Je früher der Diabetes auftrat, umso höher die Krebsrate im Alter
- In einer Metaanalyse von 121 Kohortenstudien mit über 19 Millionen Teilnehmern konnte gezeigt werden, dass das Krebsrisiko von Diabetikern bei Frauen etwas höher ist als bei Männern [25]:
- Frauen: 27 % erhöhtes Risiko, im Verlauf des Lebens an Krebs zu erkranken als Frauen ohne Diabetes (gepooltes adjustiertes relatives Risiko 1,27; 95-%-Konfidenzintervall 1,21-1,32).
- Männer: 19 % erhöhtes Risiko (RR 1,19; 1,13-1,25)
Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)
- Hörstörung (2-fach höheres Risiko als Nichtdiabetiker)
- Innenohrschwerhörigkeit [1]
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Alzheimer-Demenz – die Insulinresistenz betrifft auch das Gehirn; eine Insulinresistenz im „mittleren“ Alter (Durchschnittsalter: 61 Jahre) erhöht das Risiko auf eine Alzheimer-Demenz [12]
- Demenz
- Depression (mit erhöhter Mortalität/Sterberate assoziiert)
- Diabetische Neuropathie (Nervenschädigungen mit u. a. Störungen der Sensibilität und des Temperaturempfindens):
- periphere sensomotorische diabetische Polyneuropathie: Die Verteilung bei dieser Polyneuropathie ist distal und symmetrisch (Hände und Füße sind betroffen); typische Symptome sind: Parästhesien (Missempfindungen) und neurogene Schmerzen. Des Weiteren Verminderung von Berührungs-, Schmerz- und Temperaturempfinden sowie abgeschwächter oder fehlender Achillessehnenreflex (ASR, auch Triceps-surae-Reflex); im Spätstadium auftreten von Lähmungen
- autonome diabetische Neuropathie (ADN)
- kardiovaskulären System (Herzkreislaufsystem) im Sinne einer kardiovaskulären autonomen diabetischen Neuropathie (KADN); Symptome: Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute), orthostatische Hypotonie (niedriger Blutdruck), fehlende respiratorische Variabilität der Herzfrequenz
- Gastrointestinaltrakt/Magen-Darm-Trakt; Symptome: verlangsamte Magenentleerung mit Gastroparese (Magenlähmung) bzw. diabetischer Diarrhoe (Durchfall)
- Urogenitaltrakt; Symptome: Blasenatonie (Schlaffheit der Blasenmuskulatur), erektile Dysfunktion (ED; Erektionsstörungen)
- Neuroendokrines System: fehlende Katecholaminausschüttung (Noradrenalin und Dopamin (sowie Adrenalin und deren Derivate) bei Orthostase (Fähigkeit den Blutdruck in aufrechter Lage anzupassen) und Belastung; fehlende Gegenregulation bei Hypoglykämie (Unterzuckerung)
- Gestörte Pupillenreflexe (verlangsamte Mydriasis = ein- oder beidseitige Weitstellung der Pupille)
- Abnahme der Schweißsekretion; Symptome: trockene Füße
- fokale Neuropathie; hier Ausfälle einzelner peripherer und radikulärer Nerven aufgrund von Infarkten der Vasa nervorum. Dieses führt u. a. zu Hirnnervenparesen (III, IV, VII), zur diabetische Amyotrophie (meist unilateral (einseitig) auftretenden obere lumbosakrale Plexopathie, LSP; Schmerzsyndrom) und Mononeuritis multiplex (sensorische Störungen und Schwächen in der Verteilung von ≥ 2 betroffen peripheren Nerven).
Die häufigste diabetische fokale Neuropathie ist die lumbosakrale Plexusneuropathie (diabetische Amyotrophie), die meist einseitig auftritt und zu einer Schwäche im Bein mit Muskelschwund führt. Symptome sind heftige Schmerzen an Oberschenkel, Gesäßhälfte oder Bein.
- Durchblutungsstörungen des Gehirns (wg. zerebraler Atherosklerose/Arterienverkalkung)
- Neuropathische Beschwerden – nach Blutzuckereinstellung eines Typ-2-Diabetikers: umso häufiger, je rascher die BZ-Normalisierung erfolgt; in 3 Monaten waren es in einer retrospektiven Analyse etwa 80 % der Patienten bei 4 %-Punkte-Absenkung des HbA 1c [21]
- Depression [3] (Achtung! Erhöhte Suizidalität (Selbstmordgefährdung) von Frauen)
- Erektile Dysfunktion (ED; Erektionsstörung) (Prävalenz bei [19]:
- Diabetes mellitus Typ 1: 37,5 %
- Diabetes mellitus Typ 2: 66,3 %
- Leichte kognitive Beeinträchtigung (LKB; mild cognitive impairment, MCI; Altersvergesslichkeit; age-associated memory impairment (AAMI); altersassoziierte Gedächtnisstörung; F06.7: Leichte kognitive Störung) (zwischen 50 und 65 Jahren doppelt so häufig auf wie bei Nicht-Diabetikern [8])
- Libidostörungen – Störungen des sexuellen Verlangens
- Morbus Alzheimer (Typ-2-Diabetiker habe ein signifikant höheres Risiko, im Vergleich zu Nicht-Diabetes-Patienten, an Morbus Alzheimer zu erkranken)
- Somatoforme Störungen – Form der psychischen Erkrankung, die zu körperlichen Symptomen führt, ohne dass körperliche Befunde zu erheben wären
Symptome und abnorme klinische und Laborparameter, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Dyspnoe (Atemnot) – dabei auch an eine pulmonale Erkrankung (Lungenerkrankung) denken.
Beachte: Nur jeder zehnte Patient mit einer Dyspnoe leidet an einer kardialen Erkrankung (Herzerkrankung). - Frakturen (Knochenbrüche)
- Subklinische Inflammation (engl. "silent inflammation") – permanente systemische Inflammation (Entzündung, die den gesamten Organismus betrifft), die ohne klinische Symptomatik verläuft
Chronische Inflammation (Entzündung) – nachzuweisen z. B. über ein erhöhtes hochsensitives C-reaktives-Protein (hs-CRP)
Die durch den Metabolismus (Stoffwechsel) ausgelöste Inflammation (Entzündung) wird auch als Metaflammation bezeichnet.
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Diabetische Nephropathie – führt zu Nierenschädigungen, das heißt zu chronischem Nierenversagen, was häufig eine Dialyse (Blutwäsche) notwendig macht und zu Hypertonie (Bluthochdruck) führt
- Harnwegsinfektionen (HWI) (3- bis 5-fach gesteigertes Risiko)
- Niereninsuffizienz – Prozess, der zu einer langsam fortschreitenden Verringerung der Nierenfunktion führt (20-30 %)
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Fraktur (Knochenbruch)
- Erhöhtes Frakturrisiko wg. poröserer und dünnerer Knochen (trotz normaler oder gar hoher, per DEXA (Dual-X-Ray-Absorptiometrie) gemessener Knochendichte) [20]
- Frauen mit Typ-2-Diabetes [35]
Weiteres
- Amputation – bei Diabetikern mit einem diabetischen Fußsyndrom; besonders hohes Amputationsrisiko besteht bei Patienten, die sowohl an Gicht als auch an Diabetes leiden (ca. 25-fach erhöhtes Risiko für eine Amputation peripherer Gliedmaßen [29])
- Jeder zehnte Typ-2-Diabetiker ist normalgewichtig; das Letalitätsrisiko (Sterberisiko) dieser Patienten ist doppelt so hoch wie bei den Typ-2-Diabetes-Patienten an der Grenze zum Übergewicht und darüber (Adipositas paradox) [5].
- Oxidativer Stress ↑
- Vermehrte Bildung von:
- AGEs (Advance glycation endproducts) durch nichtenzymatische Glykierung (Glykation) von Proteinen, Lipiden oder Nukleinsäuren durch Kohlenhydrate
- Superoxiden
- Viszeralem Fett (Bauchfett)
Prognosefaktoren
- Niedriges Einkommen und fehlender Rückhalt in einer Ehe → fast zweifach erhöhtes Mortalitätsrisikos [16]
- Untergewicht – geht mit einer besonders schlechten Prognose einher [36]
- Parodontitis (Erkrankung des Zahnhalteapparates) – kann den HbA1c-Wert signifikant erhöhen [22]
- HbA1c – Optimal: HbA1C von 6,0-6.5 % (42-48 mmol/mol) in Bezug auf makro- und mikrovaskuläre Ereignisse [10]
- Blutdruck – Optimal: systolischer Blutdruck 130 bis 140 mmHg in Bezug auf makro- und mikrovaskuläre Ereignisse [10]
- Albuminurie (Auftreten von Albumin im Urin)
Subgruppen von Prädiabetes und das Risiko für Diabetes mellitus und Entwicklung von Folgeerkrankungen [30]
- Drei Subtypen (Cluster 1, 2 und 4): niedriges Diabetes-Risiko
- Cluster 1 und 2: Probanden waren gesund; Cluster 2: vorwiegend schlanke Menschen
- Drei Subtypen (Cluster 3, 5 und 6): erhöhtes Risiko für Diabetes und Folgeerkrankungen
- Cluster 3: niedrige Insulinsekretion; hohes genetisches Risiko → hohes Diabetesrisiko, hohes kardiovaskuläres Risiko, Nephropathierisiko
- Cluster 5: hohes Leberfett; Insulinresistenz (verminderte oder aufgehobene Wirkung des Hormons Insulin) → Diabetesrisiko, hohes kardiovaskuläres Risiko, hohes Nephropathierisiko (Risiko einer Nierenerkrankung), höhere Mortalität (Sterberate)
- Cluster 6: hohes viszerales Fett (Bauchfett), hohes renales Sinusfett (Niere) → relativ niedriges Diabetesrisiko, aber hohes Nephropathierisiko und höhere Mortalität (Sterberate).
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Leitlinien
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