Diabetes insipidus – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Plasmaosmolarität
- Urinosmolarität im Durstversuch (8 Stunden Flüssigkeitskarenz) [Wasserentzugstest]:
- normal: Anstieg der Urinosmolarität durch Stimulation von ADH (antidiuretisches Hormon)
- Diabetes insipidus: Kein Anstieg der Urinosmolarität (Urin ist unkonzentriert)
- Cave: Kein Durstversuch bei eindeutigem Verdacht auf Diabetes insipidus (z. B. bei erhöhter Plasmaosmolarität und Hypernatriämie (Natriumüberschuss) ohne vorherige Flüssigkeitskarenz)
- Bestimmung der Urinosmolarität nach ADH-Injektion:
- Urinosmolarität ↑ → zentraler Diabetes insipidus
- Urinosmolarität steigt nicht an → fehlendes bzw. unzureichendes Ansprechen der Nieren auf ADH = renaler Diabetes insipidus
- Nüchternglucose (Nüchternblutzucker), ggf. oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
- Copeptin (wird zusammen mit dem antidiuretischen Hormon Arginin-Vasopressin (AVP) von der Neurohypophyse freigesetzt) – zur Diagnostik eines zentralen Diabetes insipidus bzw. zur Unterscheidung einer primären Polydipsie von einem partiellen Diabetes insipidus
Testverfahren: Der Patient erhält zuvor eine hypertone Kochsalzlösung infundiert (= hypertone Salzlösungsinfusionstest), bis die Natriumkonzentration auf mindestens 150 mmol/l angestiegen ist [1].
Interpretation:- Gesunder Patient (bzw. solcher mit primärer Polydipsie): Anstieg von Copetin und AVP, da der Körper versucht, die Plasmaosmolalität durch eine vermehrte Wasserückresorption der Nieren zu normalisieren.
- Patienten mit zentralem Diabetes insipidus: Copetin-Werte bleiben wegen Resorptionsstörung niedrig
Laborparameter 2. Ordnung ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung
- ADH-Bestimmung
- Kleines Blutbild
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein)
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
Laborparameter bei Diabetes insipidus
Zentraler Diabetes insipidus |
Renaler Diabetes insipidus |
|
Plasmaosmolarität | ↑ | ↑ |
Urinosmolarität | ↓ | ↓ |
Urinosmolarität im Durstversuch |
Urinosmolalität < 400 msom/kg, Plasmaosmolalität > 300 mosm/kg |
|
Urinosmolarität nach ADH-Injektion (Desmopressin-Test) |
↑ (400-600 mosm/kg) |
kein Anstieg |
ADH-Konzentration im Plasma |
↓ | normal/ ↑ |
Literatur
- Fenske W et al.: A Copeptin-Based Approach in the Diagnosis of Diabetes Insipidus. N Engl J Med 2018; 379:428-439 doi: 10.1056/NEJMoa1803760