Diabetes insipidus – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Plasmaosmolarität
  • Urinosmolarität im Durstversuch (8 Stunden Flüssigkeitskarenz) [Wasserentzugstest]:
    • normal: Anstieg der Urinosmolarität durch Stimulation von ADH (antidiuretisches Hormon)
    • Diabetes insipidus: Kein Anstieg der Urinosmolarität (Urin ist unkonzentriert)
    • Cave: Kein Durstversuch bei eindeutigem Verdacht auf Diabetes insipidus (z. B. bei erhöhter Plasmaosmolarität und Hypernatriämie (Natriumüberschuss) ohne vorherige Flüssigkeitskarenz)
  • Bestimmung der Urinosmolarität nach ADH-Injektion:
    • Urinosmolarität ↑ → zentraler Diabetes insipidus
    • Urinosmolarität steigt nicht an → fehlendes bzw. unzureichendes Ansprechen der Nieren auf ADH = renaler Diabetes insipidus
  • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker), ggf. oraler Glukosetoleranztest (oGTT)
  • Copeptin (wird zusammen mit dem antidiuretischen Hormon Arginin-Vasopressin (AVP) von der Neurohypophyse freigesetzt) – zur Diagnostik eines zentralen Diabetes insipidus bzw. zur Unterscheidung einer primären Polydipsie von einem partiellen Diabetes insipidus 
    Testverfahren: Der Patient erhält zuvor eine hypertone Kochsalzlösung infundiert (= hypertone Salzlösungsinfusionstest), bis die Natriumkonzentration auf mindestens 150 mmol/l angestiegen ist [1].
    Interpretation:
    • Gesunder Patient (bzw. solcher mit primärer Polydipsie): Anstieg von Copetin und AVP, da der Körper versucht, die Plasmaosmolalität durch eine vermehrte Wasserückresorption der Nieren zu normalisieren.
    • Patienten mit zentralem Diabetes insipidus: Copetin-Werte bleiben wegen Resorptionsstörung niedrig 
    Validität des Tests: Der Test stellte bei 136 von 141 Patienten die richtige Diagnose (diagnostische Genauigkeit 96,5 %; 95-%-Konfidenzintervall 92,1 bis 98,6 %) und war damit dem indirekten Wasserentzugstest überlegen. Ebenfalls war mittels des Salzlösunginfusionstest die Unterscheidung einer primären Polydipsie (pathologisch (krankhaft) gesteigertes Durstgefühl, das mit übermäßiger Flüssigkeitsaufnahme durch Trinken einhergeht) von einem partiellen Diabetes insipidus in den meisten Fällen möglich (99 von 104 Patienten konnten unterscheiden werden (95,2 %; 89,4-98,1 %))

Laborparameter 2. Ordnung ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • ADH-Bestimmung
  • Kleines Blutbild
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) 
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance

Laborparameter bei Diabetes insipidus

  Zentraler Diabetes insipidus
 Renaler Diabetes insipidus
 Plasmaosmolarität  ↑  ↑
 Urinosmolarität  ↓  ↓
 Urinosmolarität im Durstversuch
 Urinosmolalität < 400 msom/kg, Plasmaosmolalität > 300 mosm/kg
 Urinosmolarität nach ADH-Injektion
 (Desmopressin-Test)
 ↑ (400-600 mosm/kg)
 kein Anstieg
 ADH-Konzentration im Plasma
 ↓  normal/ ↑

Literatur

  1. Fenske W et al.: A Copeptin-Based Approach in the Diagnosis of Diabetes Insipidus. N Engl J Med 2018; 379:428-439 doi: 10.1056/NEJMoa1803760