Akromegalie – Strahlentherapie

Die Strahlentherapie kann bei Akromegalie als Zweitlinientherapie erforderlich sein, insbesondere wenn eine chirurgische Resektion (operative Entfernung) des Hypophysenadenoms unvollständig war oder eine medikamentöse Therapie allein nicht ausreicht. Aufgrund ihrer verzögerten Wirkung und der möglichen Langzeitnebenwirkungen wird sie heute seltener eingesetzt und erfolgt stets in Kombination mit einer medikamentösen Therapie.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Unvollständige Tumorresektion (Tumorentfernung) – Nach einer Operation mit verbleibendem Tumorgewebe, das weiterhin Wachstumshormon (GH, Growth Hormone) und insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1, Insulin-like Growth Factor 1) produziert.
  • Therapierefraktäre Akromegalie – Patienten, die auf eine medikamentöse Therapie mit Somatostatin-Analoga, GH-Rezeptorantagonisten oder Dopaminagonisten nicht ausreichend ansprechen.
  • Inoperable Tumoren – Fälle, in denen eine chirurgische Entfernung aufgrund der Lage oder Infiltration in benachbarte Strukturen, wie die Karotisarterie (Arteria carotis), nicht möglich ist.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Patienten mit stabiler medikamentöser Kontrolle – Da die Strahlentherapie ihre volle Wirkung erst über Jahre entfaltet, wird sie bei Patienten mit stabiler Kontrolle durch Medikamente nicht bevorzugt.
  • Erhöhte Strahlenempfindlichkeit – Patienten mit genetischen oder anderen Erkrankungen, die eine erhöhte Strahlenempfindlichkeit aufweisen.
  • Schwangerschaft – Absolute Kontraindikation für eine Strahlenbehandlung.

Formen der Strahlentherapie

1. Konventionelle fraktionierte Strahlentherapie (Röntgenbestrahlung)

Diese klassische Technik wird über mehrere Wochen in täglichen Fraktionen verabreicht (z. B. 1,8-2 Gy pro Sitzung, Gesamtdosis ca. 45-50 Gy).

  • Vorteile:
    • Bewährte Methode mit umfassender klinischer Erfahrung
    • Auch für größere oder diffuser wachsende Tumoren geeignet
  • Nachteile:
    • Langsame Wirkung – Normalisierung der GH- und IGF-1-Spiegel oft erst nach 5-10 Jahren
    • Hypophyseninsuffizienz (Hypopituitarismus, Unterfunktion der Hypophyse) – Hohes Risiko für eine Beeinträchtigung der hormonellen Funktion (50-80 %)
    • Optikusneuropathie (Schädigung des Sehnervs) und kognitive Einschränkungen – Mögliches Risiko bei Bestrahlung nahegelegener Strukturen

2. Stereotaktische Radiochirurgie (z. B. Gamma Knife, CyberKnife, Linearbeschleuniger-Technik)

Diese Hochpräzisionstherapie ermöglicht eine gezielte Bestrahlung in einer oder wenigen Sitzungen mit hoher Einzeldosis (z. B. 15-25 Gy).

  • Vorteile:

    • Schnellere Reduktion der GH- und IGF-1-Spiegel im Vergleich zur konventionellen Strahlentherapie
    • Präzisere Bestrahlung mit besserer Schonung des umliegenden Gewebes
    • Kürzere Behandlungsdauer (1-5 Sitzungen)
  • Nachteile:

    • Nur für kleine, klar abgegrenzte Tumoren geeignet
    • Risiko für eine spätere Hypophyseninsuffizienz (40-60 %)
    • Erfordert hochspezialisierte Technik und entsprechende Erfahrung

Vergleich der Strahlentherapieverfahren

Methode Technik Vorteile Nachteile
Konventionelle Strahlentherapie Fraktionierte Bestrahlung über mehrere Wochen Bewährte Methode, geeignet für größere Tumoren Langsame Wirkung, hohes Risiko für Hypophyseninsuffizienz
Stereotaktische Radiochirurgie Einzeldosis- oder hypofraktionierte Hochpräzisionsbestrahlung Schnellere Hormonreduktion, gezielte Tumorbehandlung Nicht für große Tumoren geeignet, Risiko für Strahlenschäden an benachbarten Strukturen

Fazit

Die Strahlentherapie bleibt eine Option für Patienten mit Akromegalie, wenn eine chirurgische oder medikamentöse Therapie nicht ausreicht. Aufgrund der verzögerten Wirkung und der Nebenwirkungen wird sie jedoch zurückhaltend eingesetzt und bevorzugt in Kombination mit Medikamenten angewendet. Die stereotaktische Radiochirurgie bietet durch ihre höhere Präzision und schnellere Wirksamkeit Vorteile gegenüber der konventionellen Strahlentherapie, erfordert jedoch eine sorgfältige Indikationsstellung und technische Expertise.