Akromegalie – Operative Therapie

Die Akromegalie ist eine seltene endokrine Erkrankung, die durch eine übermäßige Produktion von Wachstumshormon (GH, Growth Hormone) aufgrund eines Hypophysenadenoms verursacht wird. Die chirurgische Entfernung des Tumors stellt die Therapie der ersten Wahl dar.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • GH-produzierendes Hypophysenadenom mit biochemisch nachgewiesener Überproduktion
  • Kompression benachbarter Strukturen, insbesondere des Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung)
  • Therapieresistenz gegenüber medikamentöser Behandlung mit Somatostatin-Analoga oder GH-Rezeptorantagonisten
  • Wunsch nach kurativer Therapie zur Vermeidung systemischer Langzeitfolgen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwere Begleiterkrankungen mit erhöhtem OP-Risiko
  • Hochgradig infiltrativ wachsendes Adenom, das nicht vollständig entfernt werden kann
  • Multimorbide Patienten mit stabiler medikamentöser Kontrolle

Operationsverfahren

  • Transnasale/transsphenoidale Adenomektomie

    • Standardverfahren bei Hypophysenadenomen
    • Entfernung des Tumors über die Nase und das Keilbein (Os sphenoidale)
    • Ziel ist die vollständige Entfernung des Adenoms, um die GH-Überproduktion zu normalisieren
  • Transkranielle Adenomentfernung

    • Indiziert bei großen oder intrasellär wachsenden Tumoren, die über den transsphenoidalen Zugang nicht erreichbar sind
    • Eröffnung des Schädels (Kraniotomie) zur Resektion des Hypophysentumors
  • Hypophysenbestrahlung

    • Alternative bei unvollständiger Tumorresektion oder Nicht-Operationsfähigkeit
    • Strahlentherapie kann über Monate bis Jahre zur Senkung der GH-Werte führen

Postoperative Nachsorge

  • Hormonelle Substitutionstherapie bei Hypophyseninsuffizienz
  • Regelmäßige GH- und IGF-1-Kontrollen zur Überprüfung der biochemischen Remission
  • MRT-Kontrolle der Hypophyse nach 3-6 Monaten zur Beurteilung eines Resttumors
  • Langfristige Überwachung auf sekundäre metabolische Folgen

Mögliche Komplikationen

  • Diabetes insipidus – Hormonmangelbedingte Störung des Wasserhaushalts mit Polyurie (5-25 l/Tag) – Häufigkeit: 6-11 %
  • Hypophysenvorderlappeninsuffizienz (HVL-Insuffizienz) – Verlust der hormonellen Funktion der Hypophyse – Häufigkeit: 6-15 %
  • Epistaxis (Nasenbluten) – Häufigkeit: 1-3 %
  • Verletzung der A. carotis interna, potenziell lebensbedrohlich – Häufigkeit: 0-1,3 %
  • Persistierende Akromegalie trotz Operation – bei ca. 50 % der Patienten erforderlich

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikationen (Anwendungsgebiete) Vorteile Nachteile
Transnasale/transsphenoidale Adenomektomie Hypophysenadenom mit GH-Überproduktion Minimalinvasiv, schnellere Erholung Heilungsrate ca. 50 %, Risiko für Hypophyseninsuffizienz
Transkranielle Adenomentfernung Große Hypophysenadenome mit suprasellärer Ausdehnung Komplettentfernung möglich Invasiver, längere Erholungszeit
Hypophysenbestrahlung Unvollständige Tumorresektion, inoperable Patienten Nicht-invasiv, langfristige Hormonkontrolle Wirkung erst nach Monaten bis Jahren

Fazit

  • Die transsphenoidale Adenomektomie ist die Therapie der ersten Wahl bei Akromegalie.
  • Bei unvollständiger Resektion oder inoperablen Tumoren kommen Bestrahlung oder medikamentöse Therapie infrage.
  • Langfristige endokrinologische Nachsorge ist essenziell, da viele Patienten trotz Operation eine weiterführende Therapie benötigen.