Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)
Die Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist ein innovatives, nicht-invasives Verfahren zur Hirnstimulation, das in der medizinischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft zunehmend Beachtung findet. Durch die Applikation eines schwachen elektrischen Stroms über die Kopfhaut werden bestimmte Gehirnregionen gezielt stimuliert. Dieses Verfahren eröffnet neue Wege in der Behandlung neurologischer und psychischer Erkrankungen.
Zielsetzung und Wirkung
- Verbesserung kognitiver Funktionen bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Erkrankung [3].
- Steigerung der Sprachfähigkeit bei Patienten mit Aphasie nach Apoplex (Schlaganfall) [1].
- Potenzielle Appetitkontrolle bei adipösen Probanden zur Beeinflussung der Fettleibigkeit [2].
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Alzheimer-Demenz: Leichte bis mittelschwere Stadien.
- Aphasie: Sprachstörungen nach Apoplex
- Adipositas: Forschung zur Appetitkontrolle
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Metallimplantate oder elektronische Geräte im Kopfbereich
- Schwere psychische Erkrankungen wie schwere Depression oder Psychose
- Epilepsie oder andere Erkrankungen, die das Risiko von Krampfanfällen erhöhen
Vor der Therapie
- Detaillierte medizinische Anamnese und neurologische Untersuchung
- Aufklärung über das Verfahren und mögliche Nebenwirkungen
- Ausschluss von Kontraindikationen
Das Verfahren
Das tDCS-Verfahren beginnt mit der sorgfältigen Platzierung der Elektroden auf der Kopfhaut. Die Positionierung erfolgt spezifisch für das zu behandelnde Areal, wie z. B. über dem linken dorsolateralen präfrontalen Cortex (Großhirnrinde), einem für kognitive Funktionen und exekutive Entscheidungen wichtigen Bereich.
Der applizierte Gleichstrom ist schwach, umfasst jedoch eine ausreichende Intensität, um die neuronale Aktivität zu beeinflussen. Die Stimulationssitzungen werden individuell nach Patientenbedarf festgelegt. Die kathodale Stimulation, die einen hemmenden Einfluss hat, wird zur Symptomreduktion genutzt.
Nach der Therapie
- Regelmäßige Überwachung der Symptomatik und Anpassung der Behandlung.
- Dokumentation von Veränderungen in der kognitiven Funktion oder Sprachfähigkeit.
Mögliche Komplikationen
Frühkomplikationen
- Lokale Hautreizungen unter den Elektroden.
- Leichte Kopfschmerzen oder Schwindel.
Spätkomplikationen
- Bei langfristiger Anwendung: potenziell unbekannte Auswirkungen auf Gehirnfunktionen.
Fazit
Die tDCS ist ein vielversprechendes, jedoch bisher nicht vollständig erforschtes Verfahren. Trotz positiver Ergebnisse in ersten Studien, wie der Verbesserung der kognitiven Funktionen bei Alzheimer oder der Sprachfähigkeit bei Aphasie, fehlen noch umfangreiche Daten für eine klare Empfehlung zur Routineanwendung.
Zukünftige Forschung wird weitere Aufschlüsse über die Effektivität und Langzeitsicherheit dieser Methode bringen.
Literatur
- Meinzer M et al.: Electrical stimulation of the motor cortex enhances treatment outcome in post-stroke aphasia. doi: http://dx.doi.org/10.1093/brain/aww002 aww002
- Gluck ME et al.: Neuromodulation targeted to the prefrontal cortex induces changes in energy intake and weight loss in obesity. Obesity 04 November 2015 doi: 10.1002/oby.21313
- Li X et al.: Impact of twice-a-day transcranial direct current stimulation intervention on cognitive function and motor cortex plasticity in patients with Alzheimer’s diseaseGeneral Psychiatry 2023;36:e101166. doi: 10.1136/gpsych-2023-101166