Sensomotorische Einlagen

Bei sensomotorischen Einlagen handelt es sich um therapeutische Spezialeinlagen, die zur Aktivierung und Steigerung der Reflexleistung des Fußes beitragen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Einlagen, die sich passiv nur teilweise an den Fuß anpassen, erfolgt bei sensomotorischen Einlagen eine individuelle Anpassung an die Fußmuskulatur des Patienten, sodass die Biomechanik des Körpers durch die sensorische Impulse verbessert werden kann. Von besonderer therapeutischer Bedeutung ist der Einsatz von sensomotorischen Einlagen bei vorliegenden Fußfehlstellungen, die unter anderem zu Nacken- und weiteren Gelenkbeschwerden führen können. Die Anwendungen der sensomotorischen Einlagen können entweder als Bestandteil eines Behandlungskonzeptes erfolgen oder eine alleinige Therapiemaßnahme darstellen. 

Zielsetzungen und Wirkungsweise von sensomotorischen Einlagen

Zielsetzungen 

  • Aktivierung der Fußmuskulatur: Durch gezielte Druckpunkte auf der Einlage werden die sensomotorischen Reaktionen des Fußes stimuliert. Dies führt zu einer verbesserten Muskelaktivität und Stabilisierung des Fußes.
  • Verbesserung der Körperhaltung und Biomechanik: Indem der Fuß aktiv stabilisiert wird, können auch höher liegende Strukturen wie Knie, Hüfte und Rücken positiv beeinflusst werden. Dies kann zu einer allgemeinen Verbesserung der Körperhaltung und Gangdynamik führen.
  • Prävention und Behandlung von Fußfehlstellungen: Sensomotorische Einlagen können zur Korrektur von Fehlstellungen wie Knickfuß, Senkfuß oder Klumpfuß eingesetzt werden, was wiederum die Belastung auf andere Gelenke reduziert und somit Gelenkbeschwerden auch in anderen Körperbereichen verhindern oder mindern kann.

Wirkungsweise

  • Sensorische Stimulation: Die Einlagen sind so gestaltet, dass sie spezifische Bereiche der Fußsohle stimulieren, was die propriozeptive Feedback-Schleife zwischen Fuß und Gehirn stärkt. Diese Stimulation hilft, das Bewusstsein für die Fußposition zu erhöhen und verbessert die motorische Kontrolle.
  • Anatomische Anpassung: Im Gegensatz zu Standard-Einlagen werden sensomotorische Einlagen individuell an die Fußform und spezifischen Bedürfnisse des Trägers angepasst. Dies gewährleistet eine optimale Funktion und Komfort.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Indikationen im Kindesalter

  • Knickfuß (Pes valgus) Bei einem vorliegenden Knickfuß, der mit einer muskulären Schwäche oder einer Schwäche des Bindegewebes einhergeht, ist die Anwendung sensomotorischen Einlagen sinnvoll. Sollten die Beschwerden trotz ausreichender körperlicher Aktivität über das Kindesalter hinausgehen, stellen sensomotorische Einlagen eine Therapieoption dar.
  • Koordinative Störungen − Kinder, die unter koordinativen Störungen leiden, können von sensomotorischen Einlagen profitieren. Das Wirkprinzip der Einlagen bei Kindern mit Koordinationsdefiziten beruht auf der Beeinflussung der Muskel-Steuerung des Laufapparates durch gezielten Druck auf die Propriozeptoren (Sensoren) in Sehnen, Muskeln und Gelenken im Fuß. Dadurch kann das Kind unbewusst ein richtiges Bewegungsmuster erlernen.

Indikationen im Erwachsenenalter

  • Distorsionstraumata des oberen und/oder unteren SprunggelenkesDie Anwendung der sensomotorischen Einlagen bei einer Verletzung des Bandapparates ist insbesondere dann sinnvoll, wenn sich der Heilungsprozess als verzögert darstellt.
  • LähmungenDas Ausmaß von durch Nervenschädigung bedingten Lähmungen kann durch die Anwendung von sensomotorischen Einlagen verringert werden.
  • Sprunggelenksverletzungen mit Schädigung der NervenfasernIm Rahmen einer Sprunggelenksverletzung treten relativ häufig Schädigungen von Nervenfasern auf, welches zur Beeinträchtigung der Sensomotorik und somit auch der Stabilität führt. Das Training mit sensomotorischen Einlagen ermöglicht die Vermeidung einer dauerhaften Instabilität des Gelenks, sodass das Arthroserisiko (verschleißbedingte Einschränkung der Gelenkfunktion) deutlich gemindert werden kann.
  • Fußfehlstellungen im ErwachsenenalterAnalog zur Behandlung von Kindern können sensomotorische Einlagen auch bei Erwachsenen zur Symptomlinderung von Fußfehlstellungen wie dem Spitzfuß, Senkfuß, Knickfuß und Klumpfuß beitragen.

Beachte: Orthopädische Einlagen helfen nicht bei Patienten mit arthrotische Großzehengrundgelenk, die Schmerzen beim Gehen haben [4].

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Bei vorliegender Indikation liegen keine Kontraindikationen vor. 

Vor der Therapie

Vor Beginn der Therapie müssen eine ausführliche Anamnese, umfassende dynamische sowie statische körperliche Untersuchungen erfolgen. Besondere Schwerpunkte der Anamnese stellen Fragen zur motorischen Entwicklung (insbesondere bei Kindern), Beginn der Symptomatik, vorhergehende Therapiemaßnahmen, Sturzneigung und die Selbsteinschätzung der Problematik dar. Zum optimalen Einsatz der sensomotorischen Einlagen sollten eine Ganganalyse und eine Beurteilung insbesondere der betroffenen Region erfolgen. Weitere diagnostische Methoden und Tests sind Abhängigkeit vom Beschwerdebild durchzuführen. Röntgenaufnahmen oder computertomographische Bildgebung können unter Umständen der Behandlung dienlich sein.

Das Verfahren

Das Prinzip sensomotorischer Einlagen beruht auf dem Setzen von Reizen auf die Fußsohle, um die Muskulatur zu beeinflussen, die somit zur aktiven Stabilisierung des Fußskeletts beitragen kann. Die Verordnung und der Einsatz der sensomotorischen Einlage bedarf aufgrund dessen einer präzisen Kenntnis der Anatomie des Fußes.

Nach der Therapie

Im Anschluss und gegebenenfalls während der Therapie sind die Resultate des Einsatzes der sensomotorischen Einlagen zu überprüfen. Bei fehlender Besserung oder nicht Erreichen des Therapieziels sind unter Umständen invasive chirurgische Maßnahmen erforderlich.

Mögliche Komplikationen

Da es sich bei sensomotorischen Einlagen um eine sanfte, aber dennoch in vielen Fällen effektive Therapieoption handelt, sind keine direkten Komplikationen durch das Therapieverfahren zu erwarten. Allerdings ist eine (schuh-)orthopädische Beratung sinnvoll und notwendig, da eine fehlerhafte Behandlung zur Manifestation von Fehlstellungen führen kann. Eine nicht adäquate Therapie kann über eine Schonhaltung zu weiteren Schäden führen.

Literatur

  1. Pfaff G: Die neurophysiologischen Grundlagen der sensomotorischen Einlagenverordnung. Orthopädische Praxis August 2005
  2. Klauser H: Der Gebrauch sensomotorischer Aktiveinlagen in der modernen Fußchirurgie. Medizin & Technik Sonderdruck 2007
  3. Bernius P: Sensomotorische Einlagenversorgung – was ist daran neu, was ist alt bekannt? Fuß & Sprunggelenk. 2010. 8:16-27
  4. Paterson KL et al.: Effect of foot orthoses vs sham insoles on first metatarsophalangeal joint osteoarthritis symptoms: a randomized controlled trial. Osteoarthritis Cartilage 2022; https://doi.org/10.1016/j.joca.2022.01.014