Schnarcherschiene
Bei einer Schnarcherschiene (Synonyme: Unterkieferprotrusionsschiene; Schnarchtherapiegerät) handelt es sich um ein therapeutisches Gerät, das durch Protrusion (Vorverlagerung) des Unterkiefers die oberen Atemwege erweitert, wodurch Schnarchgeräusche verhindert und Apnoezustände (Atemaussetzer) behandelt werden.
Das Gerät besteht aus jeweils einer transparenten starren Kunststoffschiene für den Ober- und Unterkiefer. Beide Schienen sind durch im bukkalen Mundvorhof (Raum zwischen Wangen und Zähnen) oder interokklusal (zwischen den Zahnreihen) positionierte Metall- oder Kunststoffstege miteinander verbunden, die dem Unterkiefer zwar etwas seitliche Bewegungsfreiheit lassen, ihn aber in einer nach ventral (vorne) verlagerten Position fixieren.
Im Schlaf lässt die Muskelspannung des Körpers nach, also auch der Tonus der Rachen- und Zungenmuskulatur. Begünstigt durch eine Rückenlage des Schlafenden fällt die Zunge zurück und engt somit die Luftwege zwischen Zunge und Rachenwand ein. Durch den eingeengten Luftstrom entstehen durch Flattern der Weichgewebe, so z. B. des Gaumensegels, die typischen, bis zu 90 Dezibel lauten Schnarchgeräusche, die für den Schnarcher selbst nicht gesundheitsschädigend sind, sehr wohl aber die Schlafqualität des Partners erheblich reduzieren können.
Kommt es jedoch nicht nur zur Einengung der oberen Atemwege, sondern zu einem völligen Verschluss, sind obstruktive Apnoezustände (Atemstillstand durch Verschluss) die Folge, in denen die Atmung zwischen zehn Sekunden und zwei Minuten aussetzen kann, bevor das Gehirn den entstehenden Sauerstoffmangel mit einer Weckreaktion beendet. Treten die Atemaussetzer regelmäßig und häufig auf, werden die für einen erholsamen Schlaf wichtigen Tiefschlafphasen erheblich reduziert, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Der Einsatz eines Schnarchtherapiegeräts ist bereits bei leichtem Schnarchen bis hin zu moderaten (mittelgradigen) Fällen von obstruktiver Schlafapnoe anerkannt. Hierbei sollte die Diagnostik vorab interdisziplinär durch den HNO-Arzt, Internisten oder Lungenfacharzt so wie ein Schlaflabor erfolgen. In schwerwiegenderen Fällen können operative Maßnahmen oder eine nächtliche Überdruckbeatmung mit einem nCPAP ("continuous positive airway pressure", Überdruckbeatmungsgerät; nCPAP-Maske n=nasal) erforderlich werden. Sollte das nCPAP vom Patienten nicht akzeptiert werden, so kann die Behandlung auch hier mit einem Schnarchtherapiegerät erfolgen.
Der Herstellung des Schnarchtherapiegeräts muss eine umfassende Diagnostik der Zähne, des Kiefergelenks und der Funktionsbewegungen vorausgehen, da die Schienen sämtliche Zähne umfassen und diese durch die Schiene Belastungen ausgesetzt sind; außerdem darf die Vorschubbewegung des Unterkiefers nicht durch Erkrankungen des Kiefergelenks eingeschränkt sein.
Das Verfahren
- Abformung von Ober- und Unterkiefer
- Konstruktionsbissnahme: Ober- und Unterkiefer werden durch eine Wachsbissnahme oder einen anderen Transferbehelf in einer vorverlagerten Position des Unterkiefers zueinander in Lagebeziehung gebracht. Dadurch wird garantiert, dass die Zunge durch das Gerät am Zurückfallen gehindert wird. Der Unterkiefer wird dabei in einer Position fixiert, die 50 % des maximal möglichen Vorschubs beträgt. Außerdem wird bei der Registrierung die okklusale Sperrung (erforderlicher Abstand zwischen den Zahnreihen) festgelegt.
- Schienenherstellung: im zahntechnischen Labor; dabei handelt es sich um
stabile, transparente, in Tiefziehtechnik hergestellte Kunststoffschienen, welche die Zahnkronen
bedecken, nicht jedoch Weichgewebsanteile des Mundes wie Gingiva
(Zahnfleisch) oder Gaumen. Die grazile Gestaltung trägt zum Tragekomfort bei
und engt den Mundraum so wenig wie möglich ein.
– Im bukkalen (Raum zwischen Wangen und Zähnen) oder interokklusalen (zur Wange hin oder zwischen den Zahnreihen gelegenen) Bereich der Schienen werden die Verbindungsstege positioniert. - Eingliedern der Schiene: im Patientenmund ist bei teleskopartigen Metallstegen noch eine Feinjustierung der Unterkieferposition möglich.
In jedem Fall muss der Patient mit einer Eingewöhnungsphase rechnen, deren Begleiterscheinungen wie vermehrter Speichelfluss, Druck an den Zähnen oder Muskelverspannungen durch konsequentes Tragen zurückgehen sollten.
Begleitend können folgende Empfehlungen gegeben werden:
- Gewichtsreduktion: die die Atemwege umgrenzenden Weichgewebe lagern Fett ein; eine Gewichtsabnahme schafft also auch im Bereich der Atemwege mehr Raum
- seitliche Schlafposition bevorzugen
- abends Alkohol und reichhaltige Mahlzeiten vermeiden
Literatur
- High-End Kieferorthopädie in Hannover; Raiman, J. (Hrsg.); All Dente Verlag 2006
- Schlafmedizin. Kompendium für Zahnmediziner; Hinz, R.; Rose, E. C.; Sanner, B.; Zahnärztlicher Fach-Verlag 2005