Peridurale Injektion bei Bandscheibenproblemen
Bei der periduralen Injektion (PDI) handelt es sich um eine konservative Therapiemaßnahme zur Behandlung von Schmerzsyndromen der Wirbelsäule, insbesondere der Bandscheiben. Bei der injizierten Substanz handelt es sich um ein Corticoid (beispielsweise Triamcinolon, dieses ist ein Wirkstoff, der entzündungs- und wachstumshemmend wirkt und die körpereigene Abwehr unterdrückt; er zählt zu der Gruppe der Glucocorticoide). Wissenschaftliche Studien belegen, dass die peridurale Injektion eine effektive Methode zur schnellen Schmerzreduktion bei den nachfolgend aufgeführten Indikationen (s. u.) darstellt. Nach Durchführung der Injektion stellen 68 % der Patienten eine Besserung der Symptome fest oder waren schmerzfrei [1]. Bei akuten Schmerzen ist die peridurale Injektion teilweise anderen konservativen Methoden überlegen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Strenge Indikationen (mit gesicherter Wirksamkeit in qualitativ hochwertigen Studien)
- Diskusprolaps (Bandscheibenprolaps; Bandscheibenvorfall) oder Stenose − Bei einem Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall) mit Einengung (Stenose) des Wirbelkanals oder einer Vorwölbung (Prolaps) der Bandscheibe in den Wirbelkanal stellt die peridurale Injektion von Corticoiden eine Therapieoption dar. Um weitere Belastungen der Bandscheiben im Verlauf zu reduzieren, sollten neben der Schmerzlinderung auch Fehlhaltungen, Überbelastungen und eine Schwäche der Rumpfmuskulatur durch Trainingsmethoden und Schulungen korrigiert werden.
- Lumboischialgie − Eine Sonderform der Einengungen des Wirbelkanals stellt die Lumboischialgie dar. Durch die Kompression einer lumbalen Nervenwurzel werden die Schmerzen verursacht. Ursächlich ist die Kompression der Nervenwurzel durch eine Bandscheibenvorwölbung bei vorliegender Degeneration ("Abnutzung") der Bandscheiben.
Erweiterte Indikationen (mit nicht vollständig gesicherter oder nicht eindeutiger Indikation)
- Pseudoradikuläre Schmerzen − Schmerzen, die sich subjektiv auf Bandscheibenveränderungen zurückführen lassen, sich jedoch in der Diagnostik als nicht radikulär (nicht durch Nervenkompression) bedingt darstellen, können durch eine Injektion von Corticoiden ggf. in der Kombination mit einem Lokalanästhetikum (Mittel zur örtlichen Betäubung) behandelt werden. Die Effektivität der Methode wird jedoch teilweise infrage gestellt.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Blutungsneigung − 90 % aller Patienten mit Blutungsneigung haben eine erworbene (nicht angeborene) Form, am häufigsten durch Antikoagulantien (gerinnungshemmende Medikamente) wie Marcumar verursacht.
- Tumorerkrankung − Bei bösartigen Tumoren ist die Durchführung des Verfahrens in der Regel nicht angezeigt. In Einzelfällen ist eine peridurale Injektion jedoch möglich.
- Bakterielle oder virale entzündliche Prozesse im Bereich des Wirbelkanals − bei Entzündungen im Bereich des Wirbelkanals muss von einer Injektion abgesehen werden.
- Bakterielle Entzündungen im Einstichbereich der Injektion − aufgrund der Verschleppungsgefahr der Keime in den Wirbelkanal mit weitreichenden Folgen stellen bakterielle Entzündungen eine Kontraindikation dar.
Vor der Therapie
Vor Durchführung der periduralen Injektion müssen eine Anamnese und eine ausführliche körperliche Untersuchung erfolgen, um die Ursache der Schmerzen zumindest teilweise benennen und behandeln zu können. Der Patient sollte nüchtern zur Injektion erscheinen. Vor der Behandlung sollten die Blutgerinnungswerte überprüft werden. Des Weiteren müssen mögliche Kontraindikationen ausgeschlossen werden.
Das Verfahren
Das Grundprinzip der periduralen Injektion beruht auf der Wirkung des Corticoids. Die eingesetzte Corticoidmenge kann variieren − eine gängige Injektionsmenge wären beispielsweise 20 mg Triamcinolon pro Injektion. Die peridurale Injektion wird in der Regel am sitzenden Patienten und zur Verhinderung von Komplikationen unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Nachdem die Haut und das darunterliegende Gewebe im Bereich des betroffenen Segments mit einem Lokalanästhetikum infiltriert wurden, erfolgt der Vorschub der Nadel zwischen den Dornfortsätzen der Wirbelkörper des Segmentes durch das Lig. flavum ("gelbes Band") in den Periduralraum (ein zwischen dem Stratum periostale (Periost) und dem Stratum meningeale (der Dura mater/Teil der harten Hirnhaut) gelegener Spaltraum im Bereich des Spinalkanals). Nach Sicherstellung einer erfolgreichen Punktion des Periduralraumes wird das Corticoid injiziert.
Nach der Therapie
Im Anschluss an die Behandlung sollten die Patienten für mindestens eine Stunde flachliegen. Während dieses Zeitraums sollte eine Überwachung gewährleistet werden.
Mögliche Komplikationen
Häufigste Komplikation bei der Durchführung der periduralen Injektion sind Kopfschmerzen, die in der Regel innerhalb von einer Stunde nach Therapiedurchführung wieder nachlassen und als harmlos betrachtet werden können. Schwerwiegende Komplikationen wie Rückenmarksverletzungen mit Paresen (Lähmungserscheinungen) sind sehr unwahrscheinlich. Komplikationen wie Blutungen können durch Beachtung der Kontraindikationen in der Regel vermieden werden.
Literatur
- Graf KJ, Tolksdorf W, von der Laage D: Die Therapie von Schmerzsyndromen der Wirbelsäule rnit periduralen Corticoiden. Der Schmerz. 1992. 6:105-109
- Waggershauser T, Schwarzkopf S, Reiser M: Facettenblockade, peridurale und periradikuläre Schmerztherapie. Radiologe. 2006. 46:520-526
- Wondracek A: Die richtige Spritze zur richtigen Zeit. ORTHOpress. 2007. 1:37-38
- Standl T: Schmerztherapie: Akutschmerz, Chronischer Schmerz, Palliativmedizin. Georg Thieme Verlag 2010
- Herold G: Innere Medizin 2013. Gerd Herold Verlag 2012