Facetteninfiltration

Die Facetteninfiltration (Synonyme: Facettengelenksinfiltration (FGI); Facetten-Infiltrations-Therapie (FIT)) stellt ein interventionelles radiologisches Verfahren zur Behandlung schmerzhafter Facettengelenke dar. Dabei erfolgt eine Injektion lokal wirksamer Arzneistoffe in unmittelbarer Nähe (periartikulär) zu den Facettengelenken sowie in die Gelenkkapsel (intraartikulär). 

Bei den Facettengelenke (Zygapophysealgelenke; Zwischenwirbelgelenke) handelt es sich um kleine, paarige Gelenke, die zwischen den Gelenkfortsätzen (Processus articularis) benachbarter Wirbel bestehen und die Beweglichkeit der Wirbelsäule sichern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Facettensyndrom (Synonym: Facettengelenksyndrom); dieses zeigt eine pseudoradikuläre Schmerzsymptomatik (Schmerzen, bei der der Nerv selbst nicht in seiner Funktion beeinträchtigt ist), die meist durch eine chronische Reizung der Facettengelenke bedingt ist. Ursache des Facettensyndroms sind degenerative Veränderungen der kleinen Wirbelgelenke. 

Hinweis: Eine Facetteninjektion als entscheidendes Diagnosekriterium des Facettensyndroms ist nicht geeignet [6, 7].

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Infektionen bzw. Vorliegen entzündlicher Prozesse
  • Thrombozytopenien (Mangel an Blutplättchen) und Blutgerinnungsstörungen
  • Allergien auf die anzuwendenden Medikamente bzw. Kontrastmittel 

Vor der Behandlung

  • Aufklärung des Patienten mindestens 24 Stunden vor der Therapie
  • Aktuelle Schnittbilduntersuchungen der Therapieregion
  • Aktuelle Blutgerinnung (Quick > 90 %), Blutbild, C-reaktives Protein bei erosiver Osteochondrose (Fortschreiten der Bandscheibendegeneration unter Beteiligung und Mitreaktion der knöchernen Endplatten der angrenzenden Wirbelkörper)

Die Verfahren

Infiltration der Wirbelgelenke als sogenannte Facetteninfiltration. Selbst bei nicht degenerativ verändertem Facettengelenk ist die sichere selektive Punktion des Gelenkspalts nur unter Zuhilfenahme von bildgebenden Verfahren (CT-Kontrolle; MRT-Kontrolle) möglich. Indikationen für den Einsatz des Bildwandlers bzw der CT oder der MRT ergeben sich neben der Sicherung der Nadellage bei Wirbelsäulendeformitäten und bei Adipositas mit erschwerter Palpation (Abtasten) der Orientierungspunkte.

Es werden zwischen 1,0 und 5,0 ml (!!) eines Lokalanästhetikums (häufig kombiniert mit einem Glucocorticoid) in den unteren Gelenkrecessus gespritzt. Einige Autoren geben als Untergrenze 3 ml an (zur Vermeidung von Kapselrupturen).

Die Schmerzlinderung bzw. Entzündungshemmung wird dabei entweder durch intraartikuläre Injektion oder um Umflutung des Gelenkes erreicht. 

Bei Vorliegen eines Facettensyndroms führt das Einführen der Nadel in die Kapsel im Regelfall zu einer Schmerzprovokation; nach einer Injektion sollte eine Schmerzfreiheit vorliegen.

Bei kurzfristiger Besserung durch die Facetteninfiltration kann eine Kryoanalgesie (schmerzleitender Nerv wird bei ca. -60 °C vereist) oder einer Facettendenervierung ("Entnervung der Facettengelenke") mittels Thermoablation (Gewebe wird durch Hitze beseitigt) oder chemisch (mit 96%igem Ethanol) als länger wirksame Maßnahmen in ausgewählten Fällen eingesetzt werden.

Nach der Behandlung

Nach erfolgter Therapie sind in der Regel keine weiteren Maßnahmen notwendig.

Mögliche Komplikationen

Lokalanästhesie

  • Allergische Reaktionen

Facettengelenksinfiltration

  • Während der Behandlung kann es kurzzeitig zu Schmerzen im Kreuz bzw. Nacken oder in den Beinen bzw. Armen kommen (in Abhängigkeit vom Ort der Infiltration: Lenden- oder Halswirbelsäule) [in seltenen Fällen]
  • Kapselruptur (häufigstes Risiko) [zur Vermeidung sollte das Injektionsvolumen das Kapselvolumen nicht überschreiten]
  • Schmerzhaftigkeit im Bereich der Einstichstelle für einige Tage [in seltenen Fällen]
  • Verletzung von Blutgefäßen oder Auftreten einer Infektion [1 Fall pro 35.000 Injektionen]
  • Durch die Glucocorticoide kann es zu einer vorübergehenden Rötung des Gesichtes mit Hitzegefühl sowie zu vorübergehender Blutdruck- und Glucosespiegelerhöhung kommen.
  • Bei Frauen ist eine vorzeitige Monatsblutung möglich. [selten]

Literatur

  1. Krämer J, Blettner M, Hammer GP: Bildgesteuerte Injektionstherapie an der Lendenwirbelsäule. Dtsch Arztebl. 2008. 105:596-598
  2. Ahrens M: Minimal invasive Wirbelsäulenintervention. Deutscher Ärzte-Verlag 2009
  3. Jerosch J: Das lumbale Facettensyndrom. Springer Verlag 2005
  4. Krämer R: Die lumbale Spinalkanalstenose. Springer Verlag 2012
  5. Theodoridis T: Injektionstherapie an der Wirbelsäule ohne Bildsteuerung. Der Orthopäde. 2007. 36:73-86
  6. Lilius G, Laasonen P, Myllynen P, Harilainen A, Salo L: [Lumbar facet joint syndrome. Significance of non-organic signs. A randomized placebo-controlled clinical study]. Revue de Chirurgie Orthopédique 1989; 75: 493-500
  7. Lilius G, Harilainen A, Laasonen P, Myllynen P: Chronic unilateral low-back pain. Predictors of outcome of facet joint injections. Spine 1990; 15: 780-782