Tumeszenzanästhesie
Die Tumeszenzanästhesie (Synonym: Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA)) gehört neben der Oberflächenanästhesie, der Infiltrationsanästhesie und der Regionalanästhesie zu den Verfahren der Lokalanästhesie. Sie ist eine Form der Infiltrationsanästhesie und wird bei schönheitschirurgischen Eingriffen, wie z. B. der Liposuktion (Fettabsaugung), eingesetzt. 1987 wurde durch den amerikanischen Dermatologen (Hautarzt) Jeffrey Klein erstmals die Liposuktion mittels Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA)durchgeführt. Zu diesem Zweck wird ein großes Volumen an Flüssigkeit, die mit einem Lokalanästhetikum versetzt ist, in das subkutane Fettgewebe injiziert, was die eigentliche Liposuktion erleichtert. Da die Liposuktion ein größerer chirurgischer Eingriff ist, wird in der Regel zusätzlich eine Allgemeinanästhesie durchgeführt. Die unkritische Verwendung der Tumeszenzanästhesie wird aufgrund der teils erheblichen Nebenwirkungen kontrovers diskutiert.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Schönheitschirurgische Eingriffe – Liposuktionen (Fettabsaugungen)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Kardiale Vorerkrankungen – Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Klappenfehler oder Herzrhythmusstörungen können unter der Volumenbelastung dekompensieren (akute Verschlechterung des Zustandes).
- Phäochromozytom – Tumor der sogenannten chromaffinen Zellen der Nebenniere. Dieser kann Katecholamine (Hormone, zu denen unter anderem Adrenalin gehört) produzieren, die systemisch zu charakteristischen Symptomen führen.
Vor der Operation
Vor der Operation sollte eine gründliche Aufklärung des Patienten sowohl über die Risiken der Tumeszenzanästhesie als auch über die Gefahren der kosmetischen Operation erfolgen. Kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz- und Gefäßerkrankungen) sowie Allergien gegen das Lokalanästhetikum müssen durch Erhebung einer Anamnese (Krankengeschichte) ausgeschlossen werden.
Das Verfahren
Der Ablauf der Liposuktion ist nicht Bestandteil dieses Artikels (siehe dazu unter "Ästhetischer Chirurgie"). Bei der Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA) werden zunächst in einem ersten Schritt eineinhalb bis mehrere Liter eines Gemisches aus sterilem, isotonem Wasser, Natriumbicarbonat, dem Lokalanästhetikum (Arzneimittel zur örtlichen Betäubung) sowie häufig auch etwas Cortison (Medikament mit entzündungshemmender Wirkung) in das Unterhautfettgewebe infundiert. Nach einer 30-minütigen Wartezeit hat sich die eingebrachte Flüssigkeit im Fettgewebe gleichmäßig verteilt. Es bildet sich dabei eine Art Emulsion aus Fettzellen und Tumeszenzlösung, die die Liposuktion erheblich erleichtert.
Nach der Operation
Die Patienten sollten postoperativ ca. 3 Stunden im Aufwachraum überwacht werden. Eine engmaschige Nachkontrolle, insbesondere die Überwachung des Herzkreislaufsystems empfiehlt sich in jedem Fall. Zusätzlich sollte eine ärztliche Betreuung für mindestens 6 Stunden nach dem Eingriff, sowie für 24 Stunden nach großen Eingriffen gewährleistet sein.
Mögliche Komplikationen
- Fettembolien – Bedingt durch die Liposuktion können Fettembolien (Fettgewebe, das in den Blutkreislauf gelangt ist und ein Gefäß verstopfen kann) auftreten.
- Hypervolämie (Erhöhung des Volumens des zirkulierenden, also sich im Blutkreislauf befindlichen Blutes) – Durch die Menge der injizierten Spüllösung kann eine Kreislaufbelastung durch das erhöhte zirkulierende Flüssigkeitsvolumen auftreten.
- Lungenödem ("Wasser in der Lunge") – als Folge der Hypervolämie
- Systemische Toxizität des Lokalanästhetikum
- Systemische Wirkung des Adrenalins mit der Folge von Herzrhythmusstörungen ggf. auch Kammerflimmern
Literatur
- Schulz-Stübner S: Regionalanästhesie und -analgesie. Schattauer Verlag 2003