Lokalanästhesie

Die Lokalanästhesie (LA) ist neben der Allgemeinanästhesie das zweite große Gebiet der Anästhesie. Sie dient der lokalen (örtlich begrenzten) Schmerzausschaltung ohne Beeinträchtigung des Bewusstseins. Dabei werden zeitlich begrenzt Nervenendigungen oder Leitungsbahnen durch Einsatz sogenannter Lokalanästhetika reversibel (nicht bleibend) betäubt.

Die Anfänge der Lokalanästhesie liegen im Jahr 1884. In diesem Jahr wendete der in Wien arbeitende Augenarzt Carl Koller erstmals Kokain zur Anästhesie des Auges an. Die Substanz Kokain wird aus den Blättern des südamerikanischen Kokastrauchs gewonnen. Schon vor Koller wurde die betäubende Wirkung des Kokains beschrieben. Allerdings gab es bei der Anwendung im Jahr 1885 gehäufte Zwischenfälle mit einer Kokain-Intoxikation (Vergiftung), sodass die Weiterentwicklung der Lokalanästhesie zwingend war. Heute ermöglichen die unterschiedlichen Varianten der Lokalanästhesie eine Vielfalt an kleinen und großen Operationen. Dieser Artikel hat eine einleitende Funktion und beleuchtet die Zusammensetzung des Oberthemas in verschiedene Teilthemen.

Die Lokalanästhesie gliedert sich in die folgenden Teilgebiete:

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Anwendungsgebiete der Lokalanästhesie sind sehr umfangreich, sodass eine genaue Aufzählung in diesem Rahmen zu weit führen würde. Allerdings werden die Indikationen der einzelnen Teilgebiete der Lokalanästhesie, nachfolgende in den einzelnen Artikeln dazu, umfassend erörtert.

Vor der Lokalanästhesie

Vor der Durchführung einer Lokalanästhesie müssen in der Regel keine besonderen Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Allerdings sollte eine Allergie gegen die verwendeten Lokalanästhetika im Vorfeld ausgeschlossen sein. Abhängig vom Verfahren der Lokalanästhesie können individuelle Maßnahmen erforderlich sein (siehe die dazugehörigen nachfolgenden Artikel). Außerdem werden je nach Operation, für deren Durchführung die Lokalanästhesie notwendig ist, verschiedene Vorbereitungen durchgeführt.

Das Verfahren

Lokalanästhetika wirken auf spannungsabhängige Natriumkanäle an Nervenfasern und modulieren die Impulsweiterleitung.

Man unterscheidet LA vom Amid- und Estertyp.

Zu den LA des Amidtyp gehören:

  • Articain
  • Bupivacain
  • Lidocain
  • Mepivacain
  • Prilocain
  • Ropivacain

Der Abbau der LA vom Amidtyp erfolgt über einen langsameren Weg in der Leber.

Zu den LA vom Estertyp zählen:

  • Benzocain
  • Chloroprocain
  • Procain
  • Tetracain 

Der Abbau der LA vom Estertyp erfolgt durch Plasmaesterasen überwiegend organunabhängig, was deren relativ kurze Halbwertszeit der Substanzen bedingt.

Bei den Lokalanästhetika kommen vorwiegend Amide zum Einsatz, da diese weniger allergen sind als Esther.

Nachfolgend werden die Teilgebiete der Lokalanästhesie in Kürze dargestellt, wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, lesen Sie bitte dazu die vollständigen Artikel:

  • Oberflächenanästhesie – Sie dient der "oberflächlichen" Schmerzbetäubung. Hierbei wird die Schleimhautanästhesie von der topischen Lokalanästhesie der Haut unterschieden. Das Lokalanästhetikum wird bei der Schleimhautanästhesie in der Regel als Spray verabreicht, die topische Lokalanästhesie wird mithilfe einer Creme durchgeführt.
  • Infiltrationsanästhesie – Unter Infiltrationsanästhesie versteht man die Injektion der Lokalanästhetika intradermal (in die Haut), subkutan (in das Unterhautfettgewebe) oder intramuskulär (in die Muskulatur) zur vorübergehenden Unterbrechung der Schmerzleitung.
  • Tumeszenzanästhesie – Diese Form der Infiltrationsanästhesie wird bei schönheitschirurgischen Eingriffen, wie z. B. der Liposuktion (Synonym: Fettabsaugung; engl. Liposuction), eingesetzt. Zu diesem Zweck wird ein großes Volumen an Flüssigkeit, die mit einem Lokalanästhetikum versetzt ist, in das subkutane Fettgewebe injiziert, was die eigentliche Liposuktion erleichtert.

Literatur

  1. Striebel HW: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin. Schattauer Verlag 2005
  2. Schulz-Stübner S: Regionalanästhesie und -analgesie. Schattauer Verlag 2003
  3. Striebel HW: Die Anästhesie: Grundlagen und Praxis. Schattauer Verlag 2010