Laserbleaching

Beim Laserbleaching (Synonyme: Laser-Bleaching; laserunterstütztes Bleaching; laseraktiviertes Bleaching; laserunterstützte Zahnaufhellung) handelt es sich um ein Verfahren zur Zahnaufhellung, bei dem ein Bleichagens (Bleichmittel) auf die Zähne aufgebracht und durch Belichtung mit Laserlicht aktiviert wird.

Ein Patient verbindet heute mit einer erfolgreichen zahnmedizinischen Versorgung nicht nur den Wunsch auf die Wiederherstellung und Gesunderhaltung seiner Kaufunktion, sondern er hofft gleichermaßen auf ästhetische Verbesserungen, die ihm zu einem schönen Lächeln und dadurch zu einer sympathischeren und kompetenteren Ausstrahlung verhelfen.

Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung halten weiße Zähne für wichtig und jeder Vierte interessiert sich für eine Bleaching-Behandlung.

Den wichtigsten Beitrag zu strahlenden Zähnen hat der Patient hierfür selbst durch konsequente, richtige häusliche Zahnpflege verbunden mit dem weitgehenden Verzicht auf färbende Genussmittel wie Kaffee, bestimmte Teesorten, Rotwein und vor allem Nikotin zu erbringen. Aber auch Medikamente wie z. B. Chlorhexidingluconat-Spülungen können zu aufgelagerten Verfärbungen führen.

Der erste Schritt in der zahnärztlichen Praxis ist die gründliche professionelle Zahnreinigung (PZR): Verfärbungen, die auf der Zahnoberfläche aufgelagert sind, werden z. B. durch die Zahnreinigung mit Pulverstrahl und nachfolgende Politur mit Pasten unterschiedlicher Körnung entfernt. Diese aufgelagerten Verfärbungen werden von den während des Bleachings ablaufenden chemischen Reaktionen zwar auch erfasst, sollten aber zuvor dennoch entfernt werden, da sie dem Bleichmittel ansonsten den Penetration (Durchdringung) der Zahnoberfläche erschweren.

Wirkungsweise des Bleichagens:

Das Bleichagens ist in der Regel  30%iges Wasserstoffperoxid (H2O2; Wasserstoffsuperoxid) in Gelform. H2O2 ist ein starker Radikalbildner, der bei seinem Zerfall sowohl reduzierende als auch oxidierende Wirkung entfaltet; größere farbige Moleküle werden dadurch zu kleineren farblosen Reaktionsprodukten abgebaut, farbige Metalloxide zu farblosen reduziert. Das bedeutet, dass die färbenden Substanzen nicht aus der Schmelzstruktur herausgelöst werden, sondern als entfärbtes Reaktionsprodukt am Ort verbleiben.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Verfärbungen, die in die obersten Schichten des Zahnschmelzes eingedrungen sind, sind weder durch die häusliche Zahnpflege noch durch die professionelle Zahnreinigung zu entfernen. Hier findet das laserunterstützte Bleaching Anwendung. Sinnvolle Indikationsstellungen können sein:

  • Altersbedingte Zahnverfärbungen
  • In der  Mineralisationsphase der Zähne erfolgte Einlagerungen, z. B. Tetrazyklinverfärbungen, die allerdings je nach Ausprägung sehr hartnäckig sein können und mehrfaches Laserbleaching erfordern.

Dabei ist nicht jeder in der Zahnmedizin eingesetzte Laser gleichermaßen geeignet. Vielmehr müssen das Absorptionsverhalten und die Eindringtiefe des Laserlichts genau auf die jeweilige Indikation abgestimmt sein, so auch auf die Unterstützung des Bleichvorgangs. Hierfür scheint der Einsatz eines Diodenlasers mit einer Wellenlänge von 810 nm bis 980 nm oder auch eines Nd:YAG-Lasers sinnvoll zu sein.

Der Wärmeanstieg in der Zahnhartsubstanz ist beim laseraktivierten Bleaching sehr gering und trägt nur minimal zum eigentlichen Bleichen bei. Dadurch erklärt sich die vergleichsweise geringe Ausbildung von postoperativen Hypersensibilitäten (Überempfindlichkeiten), denn anders als beispielsweise beim Einsatz von thermokatalytisch arbeitenden Bleichlampen erfolgt mit dem Laser keine wärmebedingte Ausdehnung der Dentinkanälchen und nachfolgend verstärkte Penetration des Bleichagens, die Entzündungszeichen in der Pulpa (Zahnmark) verursachen kann.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Bei jeder rein kosmetischen Behandlung, so auch beim Laserbleaching, sollten die Kontraindikationen besonders weit gefasst werden:

  • Gravidität (Schwangerschaft)
  • Laktationsphase (Stillzeit)
  • Kinder und Jugendliche aufgrund der noch großen Ausdehnung der Pulpa (Zahnmark oder Zahnnerv) und des damit deutlich erhöhten Risikos einer Pulpitis (Zahnmarkentzündung), zumal noch keine altersbedingten Verfärbungen vorliegen können
  • Vorab bestehende Hypersensibilitäten (überempfindliche Zahnhälse)
  • Insuffiziente Restaurationen (undichte Kronen- und Füllungsränder)
  • Kariöse Defekte
  • Allgemeine Schmelzbildungsstörungen, z. B. Amelogenesis imperfecta (genetisch bedingte Erkrankung, bei der es zu einer Störung der Zahnschmelzbildung kommt)
  • Erneutes Bleichen vor Ablauf von drei Jahren
  • Exzessiver Genuss färbender Genussmittel wie beispielsweise Kaffee, Tee, Tabak, Rotwein, denn in derartigen Fällen wird der Patient sehr schnell über den vermeintlichen Misserfolg des Bleachings klagen

Vor dem Laserbleaching

Vor dem Laserbleaching sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Aufklärung des Patienten über gesundheitliche Risiken und mögliche Komplikationen
  • Abklärung der Erwartungshaltung hinsichtlich des Ausmaßes und der zu erwartenden Dauer des Bleachingeffekts
  • Diagnostik zum Ausschluss undichter Füllungs- und Kronenränder und freiliegender Zahnhälse
  • Sensibilitätsüberprüfung der zu bleichenden Zähne
  • ggf. Austausch undichter Füllungen bzw. vorübergehendes Abdichten von Rändern an Restaurationen, die  – etwa vier Wochen – nach dem Bleaching ausgetauscht und farblich angepasst werden sollten
  • Professionelle Zahnreinigung
  • Fotos, aufgenommen beim Tageslicht ohne Blitz, mit Referenzzahn des Farbrings zur Dokumentation des Behandlungserfolges

Das Verfahren

Das Laserbleaching ist bezüglich des apparativen Aufwands das im Vergleich zu anderen externen Bleaching-Methoden aufwändigste Verfahren. Der zeitliche Aufwand ist jedoch vergleichsweise gering, da die Einwirkzeit des Lasers je Zahn nur bei 30 Sek. liegt. Folgende Vorgehensweise bietet sich an:

  • Anlage von Kofferdam zum Schutz der Gingiva vor Reizungen durch das Bleichagens
  • alternativ Auftragen von Gingival Protector (Material auf Kunststoffbasis) aus der Applikationsspritze auf die Gingiva (das Zahnfleisch) und auf freiliegende Zahnhälse; anschließend Lichthärtung
  • Laser-Schutzbrillen für das Behandlerteam und den Patienten
  • Auftragen des Bleichgels auf den Zahnschmelz mit gebührendem Abstand zu Zahnhälsen und zur Gingiva
  • Einwirkzeit des Laserlichts 30 Sek, je Zahn bei 1 Watt Laserleistung
  • nach einem Durchgang wird das aktivierte Bleichgel vollständig entfernt und für einen weiteren Durchgang neu aufgetragen; es dürfen maximal drei Zyklen pro Sitzung stattfinden
  • Überbleichen über den anvisierten Farbton hinaus, da die Zähne in den ersten vier Wochen wieder etwas nachdunkeln
  • abschließendes sorgfältiges Entfernen des Bleichgels durch intensives Absprühen
  • Entfernen des Kofferdams bzw. des Schutzlackes von der Gingiva
  • Nachbehandlung der Zähne mit Fluoridgel oder Kaliumnitratgel
  • Wiederholung der Sitzungen bis zu fünfmal

Technische Aspekte

  • Laserwahl: Der Einsatz von Diodenlasern oder Nd:YAG-Lasern, die im Wellenlängenbereich von 810 nm bis 980 nm operieren, ist besonders effektiv, da diese tief in den Zahnschmelz eindringen können, ohne dabei die Zahnhartsubstanz zu überhitzen.
  • Wärmeanstieg: Laserbleaching führt zu einem sehr geringen Wärmeanstieg in der Zahnhartsubstanz, was die Risiken von Hypersensibilitäten minimiert.
  • Bleichmittel: Meist wird 30%iges Wasserstoffperoxid verwendet, das unter der Einwirkung des Laserlichts radikalische Reaktionen fördert, die die Zahnverfärbungen effektiv reduzieren.

Mögliche Komplikationen

  • Schmerzreaktionen, die in der Regel nach Entfernen des Bleichgels nachlassen
  • Entzündungsreaktionen der Pulpa (des Zahnmarks)
  • Hypersensibilität (Überempfindlichkeit)
  • entzündliche Schädigungen der Gingiva (Zahnfleisch) und des Parodonts (des Zahnfleisches und des Zahnhalteapparates)
  • verminderte Biegebruchfestigkeit des Zahnschmelzes
  • verringerte Härte von Schmelz und Dentin (Zahnbein)
  • schlechtere Haftung von adhäsiv befestigten Füllungsmaterialien; aus diesem Grund (und anderen) adhäsive Füllungen frühestens nach einer Woche legen
  • reversibler Feuchtigkeitsentzug aus den Zahnhartsubstanzen
  • unzureichender Bleicheffekt: nicht jede Zahnfarbe kann aufgehellt werden; das Ergebnis ist somit nicht vorhersagbar

Literatur

  1. Strahmann K: Weiße Zähne mit der richtigen Wellenlänge. Sonderdruck Dentek zwp 04(2004): 6-7
  2. Simunovic K, Scholtz A: Die laserunterstützte Zahnmedizin in der täglichen Praxisroutine: ein "Multiwave"-Konzept. Dental Tribune German Edition 06 (2011): 4
  3. Bach G. (2014). Laserzahnheilkunde: Ein Arbeitsbuch für die tägliche Praxis – vom ersten Interesse bis zur Integration (2. Aufl.). Spitta GmbH
  4. Weber T. (2017). Memorix Zahnmedizin (5. unveränderte Aufl.). Thieme Verlag.