Schröpftherapie
Die Schröpftherapie bezeichnet eine Methode der komplementären Medizin. Sie zählt zu den ältesten Therapieverfahren und wurde schon ca. 3.000 v. Chr. auf einem mesopotamischen Arztsiegel dargestellt.
Schröpfen ist ein traditionelles Therapieverfahren, das schädliche Substanzen aus dem Körper entfernen soll – es wird aus naturheilkundlicher Sicht zu den ausleitenden Verfahren gezählt. Ziel dieser Verfahren ist es, schädliche Stoffe oder krank machende Substanzen aus dem Körper zu entfernen.
Zielsetzung und Wirkungsweise der Schröpftherapie
Zielsetzung
- Verbesserung der lokalen Durchblutung: Durch das Schröpfen wird die Blutzirkulation im Behandlungsbereich gesteigert, was zu einer erhöhten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gewebes führt.
- Förderung des Lymphflusses: Die mechanische Wirkung der Schröpfköpfe unterstützt die Lymphzirkulation, was die Entfernung von Abfallstoffen und überschüssiger Flüssigkeit aus dem Gewebe erleichtert.
- Stimulation des Stoffwechsels: Die verbesserte Durchblutung und der Lymphfluss tragen zu einem aktiveren Stoffwechsel im behandelten Bereich bei.
- Positive Beeinflussung der Reflexbahnen: Schröpfen wirkt sich auch auf die Reflexbahnen aus, die mit verschiedenen inneren Organen verbunden sind, und kann somit indirekt zur Verbesserung der Organfunktionen beitragen.
Wirkungsweise
Die Schröpftherapie nutzt den Unterdruck, der durch Schröpfgläser auf der Haut erzeugt wird, um therapeutische Effekte zu erzielen:
- Lokale Durchblutungssteigerung: Der Unterdruck in den Schröpfgläsern bewirkt eine erhöhte Durchblutung im darunterliegenden Gewebe. Dies führt zu einer verbesserten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, was die Heilungsprozesse im Körper unterstützt und die Entfernung von Abfallstoffen fördert.
- Anregung des Lymphsystems: Durch den mechanischen Reiz des Unterdrucks wird auch der Lymphfluss angeregt. Dies unterstützt die Entschlackung und Entgiftung des Körpers, indem Lymphstauungen gelöst und die Ausscheidung von Toxinen gefördert wird.
- Reflexzonentherapie: Schröpfen wirkt sich auf die Reflexzonen der Haut aus, die mit inneren Organen verbunden sind. Durch die Stimulation dieser Zonen können funktionelle Störungen der entsprechenden Organe positiv beeinflusst werden.
- Schmerzlinderung und Muskelentspannung: Der durch das Schröpfen erzeugte Unterdruck kann verspannte Muskelpartien lockern und dadurch Schmerzen lindern. Diese Wirkung ist besonders bei muskulären Verspannungen und Schmerzzuständen wie Rückenschmerzen oder Myogelosen hilfreich.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Asthma bronchiale
- Diskopathie (Bandscheibenschaden)
- Gallenerkrankungen, funktionelle
- Herzbeschwerden, funktionelle
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Ikterus (Gelbsucht)
- Lebererkrankungen (funktionelle Leberschwäche)
- Lungenerkrankungen
- Lumboischialgie (Auftreten eines kombinierten Phänomens, welches sich aus Rückenschmerzen und Ischiasbeschwerden zusammensetzt)
- Migräne
- Myogelosen (knotenartige oder wulstförmige, klar umschriebene Verhärtungen in der Muskulatur; umgangssprachlich auch als Hartspann bezeichnet)
- Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
- Rheumatische Erkrankungen
- Tonsillitis (Mandelentzündung)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Anämie (Blutarmut): Vorsicht aufgrund des potenziellen Blutverlustes beim blutigen Schröpfen.
- Hauterkrankungen: Wie Ekzem oder Dermatitis im zu behandelnden Hautareal.
- Koagulopathie (Blutgerinnungsstörungen): Erhöhtes Risiko für Blutungen und Hämatome.
- Akute Entzündungen oder Infektionen: Im Bereich der Schröpfstellen.
- Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Insbesondere bei Patienten mit Herzinsuffizienz oder schweren Herzrhythmusstörungen.
- Schwangerschaft: Insbesondere keine Behandlung auf dem Bauch oder in der Nähe der Wirbelsäule.
Vor der Therapie
- Medizinische Anamnese: Erfassung der Gesundheitsgeschichte und aktueller Beschwerden.
- Hautinspektion: Überprüfung des Hautzustands im Behandlungsbereich.
- Aufklärung über den Ablauf: Information über die Methoden des Schröpfens und was erwartet werden kann.
- Erwartungsmanagement: Klärung der Therapieziele und möglicher Ergebnisse.
Das Verfahren
Bei der Schröpftherapie werden dem Patienten Schröpfgläser (Schröpfköpfe) auf die Haut aufgesetzt, die mithilfe von Unterdruck dazu führen sollen, dass Schadstoffe aus dem Körper ausgeleitet werden. Der Unterdruck wird durch das Erhitzen der Luft im Schröpfglas und das sofortige Aufsetzen des Glases auf den Körper erzeugt.
Die Schröpfgläser werden hauptsächlich auf den Rücken gesetzt. Weitere Orte sind z. B. Leber, Abdomen, Thorax oder Oberschenkel.
Man kann die folgenden Formen des Schröpfens unterscheiden:
- Blutiges Schröpfen – bei dieser Methode wird die Haut vor dem Aufsetzen des Schröpfglases angeritzt, sodass beim Schröpfvorgang Blut aus dem Körper gezogen und ausgeleitet wird
- Trockenes Schröpfen – bei dieser Methode wird die Haut nicht angeritzt
- Schröpfkopfmassage – das zu behandelnde Hautareal wird mit Hautöl eingerieben und dann mit Hilfe der angesetzten Schröpfgläser massiert
Nach der Therapie
- Nachsorge der Haut: Anweisungen zur Pflege der Schröpfstellen, besonders bei blutigem Schröpfen.
- Beobachtung von Reaktionen: Überwachung auf Anzeichen von Entzündungen oder Infektionen.
- Entspannung: Empfehlung einer Ruhephase, um den Körper nach der Therapie zu entspannen.
- Folgetermine: Planung weiterer Sitzungen, falls erforderlich.
Mögliche Komplikationen
- Entzündungen und Wundheilungsstörungen: Vor allem beim blutigen Schröpfen.
- Hämatombildung (Bildung von Blutergüssen): Ein üblicher Effekt beim trockenen Schröpfen, kann aber bei bestimmten Bedingungen problematisch sein.
- Narbenbildung: Risiko bei wiederholtem blutigen Schröpfen an denselben Stellen.
- Phänomen der Erstverschlimmerung: Kurzfristige Verschlechterung der Symptome nach der Therapie. Auch in der Homöopathie und traditionellen chinesischen Medizin (TCM) ist dieses Phänomen bekannt.
- Kreislaufreaktionen: Schwindel oder Kreislaufbeschwerden, besonders bei empfindlichen Personen.
Die Schröpftherapie sollte stets von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden, um Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. Vor der Behandlung ist eine sorgfältige Bewertung des Gesundheitszustands des Patienten entscheidend, um Kontraindikationen zu erkennen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.