Lasertherapie zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur

Die Beckenbodenmuskulatur spielt eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des Rumpfes sowie der Kontrolle von Blase und Darm. Wie andere Muskelgruppen kann jedoch auch der Beckenboden an Spannkraft verlieren, was zu verschiedenen Beschwerden führen kann. Grundsätzlich wird zwischen funktionellen Störungen, die subjektive Beschwerden verursachen, und anatomischen Veränderungen unterschieden.

Funktionelle Störungen umfassen:

  • Beckenbodendysfunktion: Funktionsstörungen der Beckenbodenmuskulatur und des Bindegewebes, die sich in Harn- und/oder Stuhlinkontinenz, Beckenschmerzen oder sexuellen Dysfunktionen äußern können
  • Vaginales Relaxationssyndrom (VRS): Ein Elastizitätsverlust der Vagina, der zu einem reduzierten sexuellen Empfinden führen kann. Oft tritt VRS gemeinsam mit einer Beckenbodenschwäche auf.
  • Lost-Penis-Syndrom (LPS): Ein subjektives Empfinden einer zu weiten Vagina, das sowohl von der Frau als auch vom Mann als Minderung des sexuellen Empfindens wahrgenommen werden kann

Anatomische Veränderungen beinhalten:

  • Pelvic Organ Prolapse (POP): Eine Bindegewebsschwäche führt zur Absenkung von Blase, Gebärmutter oder Darm in die Vagina. Je nach Schweregrad kann dies Beschwerden wie ein Druckgefühl oder das Empfinden eines Vorfalls verursachen. Im Extremfall kann es zu einem kompletten Prolaps kommen.

Alle genannten Störungen stehen mit einer Schwäche oder Dysfunktion des Beckenbodens in Verbindung. Da sich die Symptome oft überschneiden, sind die Begriffe in der Fachliteratur nicht immer eindeutig definiert und werden teils synonym verwendet. Hauptursachen sind Schwangerschaft, Geburt, Alter, hormonelle Veränderungen sowie eine genetische Veranlagung zur Bindegewebeschwäche. Diese Störungen können die Sexualfunktion sowie die Blasen- und Darmkontrolle erheblich beeinträchtigen.

Lasertherapie – eine vergleichsweise neue Behandlungsmethode

Die Lasertherapie ist eine nicht-invasive Möglichkeit zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Durch gebündeltes Licht werden die Muskulatur und das erschlaffte Bindegewebe gezielt stimuliert. Doch wie genau funktioniert diese Therapie und welche Effekte sind zu erwarten?

Zielsetzung

Ziel der Lasertherapie des Beckenbodens ist es, die Muskulatur und das Bindegewebe im Beckenbereich zu stärken, die Durchblutung zu fördern und den Muskeltonus zu erhöhen. Dies kann helfen, funktionelle und anatomisch bedingte Beschwerden, wie oben dargestellt, zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Wirkungsweise

Die Lasertherapie nutzt Lichtenergie, die auf das Gewebe des Beckenbodens gerichtet wird. Das Licht regt die Zellen an, vermehrt Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat) zu produzieren. ATP ist der "Treibstoff" der Zellen, der für verschiedene biologische Prozesse notwendig ist. Durch diese Stimulation kommt es zu einer verbesserten Durchblutung, einer Zellregeneration und einer Stärkung des Bindegewebes und der Muskulatur.

Indikationen

Die Lasertherapie wird vor allem bei folgenden Beschwerden eingesetzt:

  • Inkontinenz: Besonders bei Harninkontinenz, die durch eine schwache Beckenbodenmuskulatur verursacht wird (Beckenbodendysfunktion)
  • Beckenbodenschwäche: Nach Schwangerschaften oder bei zunehmendem Alter, wenn die Muskulatur nachlässt (Beckenbodendysfunktion)
  • Vaginales Relaxationsyndrom (VRS): Elastizitätsverlust der Vagina
  • Lost Penis Syndrom (LPS): Subjektives Empfinden einer zu weiten Vagina
  • Senkungsproblematik (POP): Absenkung von Blase, Gebärmutter oder Darm in die Vagina
  • Vorbeugung: Zur Unterstützung der Beckenbodenmuskulatur in präventiven Maßnahmen
  • Schmerzlinderung: Bei Beckenbodenschmerzen oder Verspannungen (Pelvic Pain Syndrom)

Vorteile

  • Nicht-invasiv: Es ist eine schmerzfreie und schonende Methode ohne Operation.
  • Schnelle Anwendung: In der Regel ist keine längere Genesungszeit erforderlich.
  • Geringe Risiken: Es treten nur selten geringe, nur kurz dauernde, Nebenwirkungen auf.
  • Kein Bedarf an Medikamenten: Die Therapie verzichtet auf chemische Substanzen.

Nachteile

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch einige Nachteile:

  • Kosten: Die Behandlung kann je nach Anbieter relativ teuer sein.
  • Nicht immer verfügbar: Nicht jeder Arzt oder Therapeut bietet diese Methode an.
  • Langsame Ergebnisse: Der Erfolg der Therapie zeigt sich effektiv erst nach mehreren Monaten und unterscheidet sich damit nicht von anderen Therapieformen wie z. B. dem Beckenbodentraining. Mehrere Sitzungen sind erforderlich.

Kontraindikationen

Es gibt bestimmte Situationen, bei denen die Lasertherapie nicht angewendet werden sollte, darunter:

  • Schwangerschaft: In der Regel wird auf Lasertherapie während der Schwangerschaft verzichtet.
  • Akute Entzündungen: Bei Infektionen im Beckenbereich sollte die Therapie nicht durchgeführt werden.
  • Krebserkrankungen: Bei Krebserkrankungen im Beckenbereich kann Laseranwendung problematisch sein.

Vor der Therapie

Vor der Lasertherapie ist es wichtig, eine gründliche ärztliche Untersuchung durchzuführen. Eine Diagnose durch einen Facharzt für Urologie oder Gynäkologie ist erforderlich, um die genaue Ursache der Beschwerden zu bestimmen. Der Arzt kann dann feststellen, ob eine Lasertherapie die richtige Behandlungsoption darstellt.

Aufklärung über den Prozess

Die Patientinnen sollten über den gesamten Behandlungsablauf aufgeklärt werden. Dazu gehört, dass die Therapie in der Regel in mehreren Sitzungen durchgeführt wird, die meist 10-15 Minuten dauern. Dabei wird der Laserstrahl durch die Vagina appliziert. Die Applikation ist, wie eine vaginale Ultraschalluntersuchung, schmerzfrei, oder schmerzarm, nur gelegentlich unangenehm.

Vorbereitung

Vor der Behandlung sind in der Regel keine speziellen Vorbereitungen notwendig.

Das Verfahren

Das Verfahren selbst ist relativ einfach und schmerzfrei. Der Therapeut führt die Lasersonde in die Vagina ein, um das Gewebe zu stimulieren. Die Sitzung dauert nur 10-15 Minuten, wobei die Patientin in der Regel keine Schmerzen empfindet. Gelegentlich kann ein leichtes Wärmegefühl auftreten, das jedoch als angenehm empfunden wird.

Mechanismen, die den Therapieerfolg beeinflussen

Der Erfolg der Lasertherapie kann von verschiedenen Faktoren abhängen, wie:

  • Schwere der Beschwerden: Je nach Ausmaß der Beckenbodenschwäche kann die Therapie unterschiedlich gut wirken.
  • Regelmäßigkeit der Behandlung: Eine regelmäßige Durchführung der Therapie über 3-4 Sitzungen hinweg erhöht die Erfolgsaussichten.
  • Zusätzliche Übungen: Die Kombination mit Beckenbodenübungen u. a. konservativen Methoden (s. u.) kann den Therapieerfolg deutlich verstärken.

Kombination mit anderen Methoden

In vielen Fällen wird die Lasertherapie nicht isoliert angewendet, sondern in Kombination mit anderen Therapieansätzen. Besonders Beckenbodentraining, Physiotherapie oder auch die Anwendung von Elektrostimulation oder Magnetfeldtherapie kann die Wirkung der Lasertherapie verstärken und die Ergebnisse langfristig sichern. Besonders effektiv hat sich die Kombination der Laser- mit der Magnetfeldtherapie erwiesen, weil zwei kranke Komponenten des Beckenbodens positiv beeinflusst werden, das Bindegewebe durch Regeneration und Straffung, mit Aktivierung der Muskulatur, durch die Laserkomponente und die besondere Stimulation der Beckenbodenmuskulatur durch die Magnetfeldtherapie.

Nach der Therapie

Nach der Behandlung gibt es in der Regel keine Ausfallzeiten. Patientinnen können ihren Alltag sofort wieder aufnehmen. Gelegentlich kann es zu leichtem Druckgefühl oder leichtem Brennen im behandelten Bereich kommen, was jedoch schnell abklingt.

Nutzen der Therapie

Die Lasertherapie kann bei vielen Patientinnen zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen. Besonders bei Inkontinenz oder schwacher Beckenbodenmuskulatur berichten viele von einer verbesserten Kontrolle über Blase und Darm, einer Reduktion von Schmerzen und einer gesteigerten Lebens- und Sexualqualität.

Stellenwert in der Beckenbodentherapie

Die Lasertherapie hat sich als eine wertvolle Ergänzung zu anderen Methoden in der Beckenbodentherapie etabliert. Sie wird vor allem als schonende, nicht-invasive Option genutzt, wenn andere konservative Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Fazit

Die Lasertherapie stellt eine moderne, wenig invasive Methode zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur dar. Sie ist vielversprechend, insbesondere bei leichten bis mittelschweren Beschwerden, und kann eine gute Alternative zu invasiven Maßnahmen darstellen. Die Therapie ist einfach anzuwenden und hat in der Regel sehr wenige bis keine nennenswerten Nebenwirkungen. Wie bei jeder Behandlung ist es wichtig, den individuellen Gesundheitszustand zu berücksichtigen und sich gut über die Therapieoptionen zu informieren.

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