Kochsalz- und Gelnasensprays bei Atemwegserkrankungen

Kochsalz- und Gelnasensprays sind etablierte und effektive Mittel zur Linderung von Symptomen und zur Verkürzung der Krankheitsdauer bei Atemwegserkrankungen. Diese Sprays haben das Potenzial, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, was besonders in Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen von großer Bedeutung ist. Eine Studie des Primary Care Research Center in Southampton, veröffentlicht im Lancet Respiratory Medicine (2024), hat die Wirksamkeit dieser Sprays untersucht und deren positiven Einfluss auf die Behandlung von Atemwegserkrankungen bestätigt [1].

Wirkmechanismus

Kochsalz- und Gelnasensprays wirken durch die Befeuchtung der Nasenschleimhaut, was das Abfließen von Schleim erleichtert und die Nasenwege von Krankheitserregern und Allergenen befreit. Dies unterstützt das natürliche Abwehrsystem des Körpers und lindert die Symptome von Atemwegserkrankungen.

Studienergebnisse

Die Studie des Primary Care Research Center in Southampton umfasste rund 11.600 Teilnehmer mit einem Durchschnittsalter von etwa 60 Jahren. Diese Teilnehmer hatten mindestens eine Komorbidität oder einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Atemwegsinfektion. 85 % der Teilnehmer waren in den letzten zwölf Monaten gegen Influenza und COVID-19 geimpft worden.

Studienaufbau

Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen aufgeteilt:

  1. Referenzgruppe: Erhielt allgemeine Ratschläge zur Krankheitsbewältigung, aber keine Nasensprays.
  2. Nasenspray auf Gelbasis: Anwendung bei ersten Symptomen bis zu sechsmal täglich je zweimal pro Nasenloch, bis die Symptome zwei Tage lang abgeklungen waren.
  3. Kochsalz-Nasenspray: Anwendung analog zur Gelbasis-Gruppe.
  4. Verhaltenstherapeutische Interventionen: Förderung von körperlicher Aktivität und Stressbewältigung, unterstützt durch Informationen auf einer Website.

Die Teilnehmer berichteten monatlich über die Anzahl der Tage mit Atemwegserkrankungen, Nebenwirkungen und den Einsatz von Antibiotika.

Ergebnisse

Krankheitsdauer und Symptomfreiheit

  • Beide Nasenspray-Typen reduzierten die Gesamtdauer der Erkrankung um etwa drei Tage.
  • Im Vergleich zur Referenzgruppe waren etwa 7 % mehr Teilnehmer innerhalb einer Woche symptomfrei.

Schwere der Symptome

  • Nasensprays verringerten die Häufigkeit von Erkrankungen, die 15 Tage oder länger dauerten, um 25 %.
  • Das Risiko schwerer Symptome wurde um 18 % reduziert (IRR 0.82).

Antibiotikaverbrauch

  • Beide Nasenspray-Gruppen sowie die Gruppe mit verhaltensbasierten Interventionen reduzierten den Antibiotikaverbrauch um mehr als 25 %.

Nebenwirkungen

  • Die häufigste Nebenwirkung waren Kopfschmerzen, die bei der Anwendung von Gel-Nasensprays häufiger auftraten (8 % vs. 4.5 % in den anderen Gruppen).

Diskussion und Schlussfolgerungen

Kochsalz- und Gelnasensprays sind effektive Mittel zur Verkürzung der Krankheitsdauer und zur Reduktion des Antibiotikaverbrauchs bei Atemwegserkrankungen. Sie bieten eine wertvolle Unterstützung für das Immunsystem und tragen zur Symptomlinderung bei. Die verhaltensorientierten Interventionen führten zusätzlich zu einer geringeren Häufigkeit von Atemwegserkrankungen, was deren präventive Wirkung unterstreicht.

Empfehlungen

Angesichts der positiven Ergebnisse dieser Studie sollten Kochsalz- und Gelnasensprays als Teil des Behandlungsplans bei Atemwegserkrankungen vermehrt eingesetzt werden. Diese einfachen Maßnahmen können einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Patienten haben und die Notwendigkeit von Antibiotika verringern.

Literatur

  1. Little P et al.: Nasal sprays and behavioural interventions compared with usual care for acute respiratory illness in primary care: a randomised, controlled, open-label, parallel-group trial Lancet Respiratory Medicine Published:July 11, 2024 doi:https://doi.org/10.1016/S2213-2600(24)00140-1