Kinesio-Taping

Das Kinesio-Taping ist eine japanische Methode, die von dem Kinesiologen und Chiropraktiker Kenzo Kase entwickelt wurde. In Deutschland findet sie vor allem in der Physiotherapie und in der Sportmedizin Anwendung. Das Taping ist im Leistungssport ein anerkanntes Verfahren, da es ohne Medikamente oder Zusatzstoffe wirksam ist. Die Behandlung erfolgt durch das Aufbringen von etwa 5 cm breiten, elastischen Klebebändern auf Baumwollbasis direkt auf die Haut.
In einer Metaanalyse konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit chronischen muskuloskelettalen Schmerzen Kinesio-Taping bei der Schmerzlinderung bessere Ergebnisse erzielt als eine minimale Intervention oder andere therapeutische Maßnahmen [3].

Zielsetzung und Wirkungsweise des Kinesio-Tapings

Zielsetzung 

  • Schmerzlinderung: Reduktion von muskuloskelettalen Schmerzen bei verschiedenen Erkrankungen und Verletzungen.
  • Verbesserung der Funktion: Förderung der Muskelfunktion und des Bewegungsumfangs.
  • Unterstützung des Heilungsprozesses: Beschleunigung der Regeneration von verletztem Gewebe.
  • Prävention von Verletzungen: Reduktion von Überlastungssyndromen und Vorbeugung gegen erneute Verletzungen.
  • Verbesserung der Lebensqualität: Steigerung der Beweglichkeit und Reduktion von Schmerzen zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität der Patienten.

Wirkungsweise 

  • Verbesserte Mikrozirkulation: Durch das Tape wird die Durchblutung und somit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des verletzten Gewebes verbessert.
  • Aktivierung der propriozeptiven Rezeptoren: Das Tape stimuliert die propriozeptiven Rezeptoren, was zu einer verbesserten Körperwahrnehmung und einer besseren Kontrolle der Bewegungen führt.
  • Schmerzlinderung: Das Tape kann durch eine verbesserte Stimulation der Haut- und Muskelrezeptoren eine schmerzlindernde Wirkung haben.
  • Unterstützung der Gelenke und Muskeln: Das Tape kann als passive Unterstützung der Gelenke und Muskeln dienen, indem es die Belastung verteilt und stabilisiert.
  • Förderung des Lymphflusses: Durch spezielle Anlegetechniken kann das Tape den Lymphfluss fördern und somit Schwellungen reduzieren und die Regeneration beschleunigen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Apoplexie (Schlaganfall) und andere schwere neurologische Erkrankungen (z. B. Morbus Parkinson (Schüttellähmung) und Multiple Sklerose)
  • Diskusprolaps Bandscheibenvorfall)
  • Diskusprotrusion  Vorwölbung einer Bandscheibe mit Kompression der Spinalnerven
  • Distorsionen (Verstauchung, Zerrung)
  • Epicondylitis – Entzündungsreaktion der sehnigen Muskelursprünge der Unterarmmuskeln am Epicondylus. Es wird die Epicondylitis humeri radialis (Tennisellenbogen) von der Epicondylitis humeri ulnaris (Golfspielerellenbogen) unterschieden.
  • Gon- und Koxarthrosen (Arthrose des Knie- und Hüftgelenks)
  • Hämatome (Blutergüsse)
  • HWS-Syndrom (z. B. bei Spannungskopfschmerz, muskulärer Hypertonie (Verspannungen), Arthrose)
  • Impingement-Syndrom – Funktionsbeeinträchtigung des Schultergelenks durch mechanische Irritation der Rotatorenmanschette, insbesondere der Supraspinatussehne. 
  • LWS-Syndrom (Ischialgien – Irritation des Nervus ischiadicus
  • Lymphödeme (Schwellung infolge von Lymphabflussstörungen)
  • Muskelrupturen und -teilrupturen
  • Operationen am Bewegungsapparat
  • Prävention von Überlastungssyndromen und Verletzungen
  • Schultergelenksluxation (Ausrenkung des Schultergelenks)
  • SIG-Blockierung (Sakroiliakalgelenksblockierung, auch ISG-Blockierung Iliosakralgelenksblockierung) 
  • Skoliosen (krankhafte, seitliche Verbiegung der Wirbelsäule)
  • Thoracic-outlet-Syndrom (TOS; Schultergürtelkompressionssyndrom) – zeitweise oder ständige Kompression eines Gefäßnervenbündels, bestehend aus Plexus brachialis, der Arteria subclavia und der Vena subclavia; gilt als eines der umstrittensten Nervenkompressionssyndrome
  • Überlastungssyndromen der Gelenk-, Band- und Muskelstrukturen
  • Zervikobrachialsyndrom – sogenanntes Schulter-Arm-Syndrom (Schmerzen im Bereich des Halses, des Schultergürtels und der oberen Extremitäten); Ursache ist häufig die Kompression oder Irritation von Spinalnerven der Halswirbelsäule)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Marcumar-Behandlung
  • Offene Wunden
  • Pergamenthaut
  • Regionen mit Z. n. Strahlentherapie

Das Verfahren

Das Kinesio-Taping bildet eine Ergänzung zu Behandlungsformen wie der Krankengymnastik, der Manuellen Therapie, Massagen, Lymphdrainagen und neurologischen Therapien. Die Therapie besteht aus dem gezielten Aufkleben von elastischen Baumwolltapes. Diese Tapes sind verschiedenfarbig, in der Länge dehnbar und sehr hautfreundlich. Sie können mehrere Tage lang getragen werden, da die Bewegungsfreiheit komplett erhalten bleibt. Das Taping nutzt die körpereigene Selbstheilung und bewirkt eine Druckentlastung sowie eine Förderung des lokalen Stoffwechsels.

Es werden vier unterschiedliche Anlegetechniken unterschieden, die sowohl kombiniert als auch individuell anwendbar sind:

  • Muskelanlage
    Ziel ist eine Verbesserung der Muskelfunktion, z. B. beim Muskelfaserriss. Die Anlage kann entweder detonisierend oder tonisierend erfolgen, d. h. Spannungen werden gelöst oder aufgebaut. Einen positiven Effekt hat diese Variante sowohl auf die statische als auch auf die dynamische Muskelkoordination. 
  • Ligamentanlage
    Hier ist eine passive Unterstützung der Gelenke angestrebt, z. B. bei SIG-Blockierung (Sakroiliakalgelenksblockierung, auch ISG-Blockierung – Iliosakralgelenksblockierung).
  • Lymphanlage
    Ziel ist die Aktivierung des Lymphsystems. Das Taping wird bei Hämatomen (Bluterguss), Ergüssen und Lymphstauungen angewendet. Es bewirkt eine Verminderung des Drucks auf das betroffene Gewebe und somit eine Beschleunigung der Regeneration. 
  • Korrekturanlage
    Das Taping korrigiert Fehlhaltungen und Fehlbelastungen sowie daraus entstandene Krankheitsbilder, z. B. Chondropathia patellae (Erkrankung der knorpeligen Rückseite der Kniescheibe, die durch eine verringerte Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen zustande kommt. Ursache ist eine Atrophie (Schwund) des großen Streckers des Oberschenkels (M. quadriceps femoris). Die Lastveränderung mindert die Versorgung des Knorpels über die Gelenkflüssigkeit).

Eine weitere Wirkung besteht in der Stimulation der Propriorezeptoren, die für die sogenannte Tiefensensibilität zuständig sind. Die Tiefensensibilität ist die Sensibilität, die die Lage bzw. Bewegung des Körpers im Raum zu jeder Zeit registriert. Das geschieht über das Erkennen von Gelenkstellungen oder Muskelspannungen. Durch Stimulation dieser Rezeptoren kann das "Bewegungsgefühl" verbessert werden. Außerdem hat das Kinesio-Taping eine schmerzlindernde Wirkung und regt die Blutzirkulation an.

Ihr Nutzen

Das Kinesio-Taping ist eine wirkungsvolle Methode, die eine Ökonomisierung der Bewegungsabläufe und eine effektivere Belastungssteigerung des Bewegungssystems erlaubt. Sowohl Sportler als auch Patienten können davon profitieren.

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iteratur

  1. Horn HG, Steinmann HJ: Medizinisches Aufbautraining. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2001
  2. Fleischhauer M, Appenroth P: Leitfaden Physiotherapie in der Orthopädie und Traumatologie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2006
  3. Lim EC, Tay MG: Kinesio taping in musculoskeletal pain and disability that lasts for more than 4 weeks: is it time to peel off the tape and throw it out with the sweat? A systematic review with meta-analysis focused on pain and also methods of tape application. Br J Sports Med. 2015 Jan 16. pii: bjsports-2014-094151. doi: 10.1136/bjsports-2014-094151