Intradermale Injektion sterilen Wassers (ISWI)

In der modernen Medizin wird ständig nach neuen, effektiven und nebenwirkungsarmen Therapieansätzen gesucht. Ein solches Verfahren, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, ist die intradermale Injektion sterilen Wassers (ISWI). Diese Methode, obwohl einfach in ihrer Ausführung, hat sich als ein vielversprechender Ansatz in der Schmerzbehandlung erwiesen.

ISWI steht für "Intradermal Sterile Water Injection". Es handelt sich um eine Behandlungsmethode, bei der steriles Wasser in die obersten Hautschichten injiziert wird. Die Methode basiert auf der Annahme, dass der durch die Injektion ausgelöste Reiz zu einer Reduzierung von Schmerzempfindungen führen kann.

Zielsetzung und Wirkung

  • Schmerzlinderung durch Stimulation von Mechanorezeptoren.
  • Aktivierung der "Diffuse Noxious Inhibitory Control" (DNIC), einer schmerzhemmenden Rückenmarkreaktion.
  • Mögliche Freisetzung endogener Opioide, die zur Schmerzkontrolle beitragen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Wehenschmerzen während der Geburt
  • Nierenkolik/Schmerzen, insbesondere bei Nephrolithiasis (Nierensteine) [1]
  • Chronische myofasziale Schmerzen.
  • Schmerzen im unteren Rückenbereich.
  • Nacken- und Schulterschmerzen, z. B. bei Schleudertrauma.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Bekannte Allergien oder Überempfindlichkeit gegenüber Injektionsbestandteilen.
  • Hauterkrankungen oder Infektionen an der Injektionsstelle.
  • Bestimmte Erkrankungen des Immunsystems.

Vor der Therapie

  • Gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung.
  • Aufklärung des Patienten über den Eingriff und mögliche Nebenwirkungen.
  • Überprüfung von Gegenanzeigen.

Das Verfahren 

  • Vorbereitung: Desinfektion der Haut und Bereitstellung von sterilem Wasser in einer Spritze.
  • Technik: Mehrere kleine Injektionen werden in die intradermale Schicht der Haut gesetzt, oft in einem musterartigen Abstand.
  • Vorgehen: Das sterile Wasser wird in kleinen Mengen (gewöhnlich einige Milliliter) injiziert, um einen Quaddel-Effekt zu erzielen.
  • Dauer: Der gesamte Prozess dauert nur wenige Minuten.

Nach der Therapie

  • Überwachung des Patienten auf unmittelbare Reaktionen.
  • Empfehlungen für die Nachsorge, einschließlich Schmerzmanagement und Hautpflege.
  • Planung von Folgebehandlungen bei Bedarf.

Mögliche Komplikationen 

Frühkomplikationen

  • Hautrötungen: Oft tritt eine Rötung unmittelbar nach der Injektion auf.
  • Schwellungen: Leichte bis moderate Schwellung kann im Bereich der Injektionsstelle auftreten.
  • Leichte Schmerzen: Patienten können kurzzeitig leichte Schmerzempfindungen an der Injektionsstelle erfahren.
  • Kleine Blutungen oder Hämatome: Insbesondere bei Patienten mit einer Neigung zu Blutergüssen oder bei Einnahme von Blutverdünnern.
  • Allergische Reaktionen: Obwohl selten, können allergische Reaktionen auf Materialien, die bei der Injektion verwendet werden, auftreten.

Spätkomplikationen

  • Infektionen: In seltenen Fällen können Infektionen an der Injektionsstelle auftreten, vor allem wenn die aseptischen Bedingungen nicht strikt eingehalten werden.
  • Anhaltende Schmerzen: Anhaltende oder chronische Schmerzen an der Injektionsstelle sind selten, aber möglich.
  • Narbenbildung: In sehr seltenen Fällen kann es zur Narbenbildung an der Injektionsstelle kommen.
  • Veränderungen der Hautstruktur: In einigen Fällen können Veränderungen in der Textur oder im Aussehen der Haut an der Injektionsstelle beobachtet werden.

Fazit

Die ISWI stellt eine interessante Alternative in der Schmerztherapie dar, insbesondere für Patienten, die konventionelle Schmerzmittel schlecht vertragen oder bei denen diese kontraindiziert sind. Ihre einfache Anwendung und das geringe Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen machen sie zu einer attraktiven Option in der komplementären Medizin. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Langzeitwirkungen und die genauen Mechanismen dieser Methode vollständig zu verstehen und zu quantifizieren. Dennoch bietet die ISWI bereits jetzt eine vielversprechende Ergänzung im Repertoire der Schmerzbehandlung.

Literatur

  1. Az A et al.: Intradermal Sterile Water Injection: Safe and Effective Alternative for Relief of Acute Renal Colic in the Emergency Department. J Emerg Med 2023; https://doi.org/10.1016/j.jemermed.2023.10.014