Interferenzstrom-Regulationstherapie (IFR)

Bei der Interferenzstrom-Regulationstherapie (IFR) handelt es sich um eine spezielle Form der Elektrotherapie, die unter anderem zur Behandlung von venösen und lymphatischen Stauungserscheinungen eingesetzt werden kann. Das Wirkprinzip der Interferenzstrom-Regulationstherapie beruht auf einer Modulation (Beeinflussung) der Bioelektrizität der Körperzellen, die bei erkranktem Gewebe durch eine Veränderung gekennzeichnet ist. Neben dem breiten Spektrum der Erkrankungen, bei denen dieses Verfahren eingesetzt werden kann, zeichnet sich die IFR durch die Möglichkeit der Eigentherapie aus.

Zielsetzung und Wirkungsweise der Interferenzstrom-Regulationstherapie (IFR)

Zielsetzung

Die Interferenzstrom-Regulationstherapie (IFR) ist eine spezialisierte Form der Elektrotherapie, die vornehmlich zur Behandlung von venösen und lymphatischen Stauungserscheinungen sowie einer Reihe anderer Zustände eingesetzt wird. Die Hauptziele dieser Therapieform umfassen:

  • Verbesserung der lokalen Blut- und Lymphzirkulation: Insbesondere bei Stauungserscheinungen, die durch Venen- oder Lymphinsuffizienz verursacht werden.
  • Schmerzlinderung: Durch die Modulation der Bioelektrizität der Zellen können Schmerzen, die durch diverse pathologische Zustände verursacht werden, effektiv behandelt werden.
  • Unterstützung der Geweberegeneration: Förderung der Heilung und Regeneration von Gewebe durch die Normalisierung der zellulären elektrischen Aktivität.

Wirkungsweise

Die IFR nutzt spezifische Eigenschaften des Wechselstroms, um therapeutische Effekte zu erzielen:

  • Erzeugung von Interferenzströmen: Zwei mittelfrequente Ströme unterschiedlicher Frequenz überlagern sich im Körpergewebe und erzeugen einen Interferenzstrom, der tiefer ins Gewebe eindringt, ohne oberflächliche Schichten zu irritieren.
  • Modulation der Bioelektrizität: Durch die Einwirkung des Interferenzstroms wird die elektrische Aktivität der Zellen moduliert, was besonders bei geschädigtem oder erkranktem Gewebe zur Normalisierung beiträgt.
  • Keine Ionenwanderung: Anders als bei Gleichstromtherapien, die zu Elektrolytverschiebungen und Hautirritationen führen können, verursacht die IFR keine signifikante Ionenwanderung.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Benigne Prostatahyperplasie (BPH) − die gutartige Vergrößerung der Prostata, die eine häufige Alterserscheinung darstellt, wird von einigen Therapeuten mit diesem Verfahren behandelt. Die Interferenzstrom-Regulationstherapie stellt jedoch keine Therapieoption bei malignen (bösartigen) Erkrankungen wie dem Prostatakarzinom (Prostatakrebs) dar. 
  • Degenerative Gelenkerscheinungen − Erkrankungen der Gelenke, wie beispielsweise eine Gonarthrose (Kniegelenksarthrose), lassen sich mit diesem Verfahren behandeln. Auch eine degenerative Veränderung der Wirbelsäule ist mittels Interferenzstrom-Regulationstherapie behandelbar.
  • Diabetes mellitus Typ 2 − Im Rahmen der Erkrankungen werden Nerven und Gefäße zunehmend geschädigt. Um diesen Prozess abzumildern, wird die Interferenzstrom-Regulationstherapie eingesetzt.
  • Dermatologische Krankheitsbilder − verschiedene Erkrankungen der Haut, wie beispielsweise die Psoriasis (Schuppenflechte), lassen sich durch dieses Verfahren behandeln. 
  • Lymphatisch und venös bedingte Ödeme − Stauungen, die durch eine Insuffizienz des Lymphabflusses oder eine Veneninsuffizienz bedingt sind, können mit der Interferenzstrom-Regulationstherapie behandelt werden.
  • Varizen (Krampfadern) − Bei Varizen handelt es sich um eine spezielle Form der Veneninsuffizienz der oberflächlichen Venen mit einer knotigen Erweiterung der Gefäße. Die Interferenzstrom-Regulationstherapie stellt hier eine Alternative zu den herkömmlichen Therapieoptionen dar, die in der Regel operativ sind. Eine Sklerosierung (Verödung) oder ein "Strippen" der Krampfadern, bei denen diese entfernt werden, sind mit deutlich mehr Komplikationen verbunden. Ein Vergleich der Wirksamkeit ist aufgrund der Studienlage bezüglich der Interferenzstrom-Regulationstherapie derzeit nicht möglich.
  • Therapie nach Apoplex (Schlaganfall) − Die Interferenzstrom-Regulationstherapie wird auch zur Behandlung von Folgen des Apoplexes eingesetzt, um die fehlgesteuerte Bioelektrizität wieder zu regenerieren.
  • Traumanachsorge (Nachsorge von Verletzungen) − Im Anschluss an die Primärtherapie von diversen Traumata können Hämatome (Blutergüsse) und Stauungen durch die Interferenzstrom-Regulationstherapie behandelt werden.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Elektronische Implantate: Wie Herzschrittmacher oder implantierte Defibrillatoren, da Interferenzströme diese stören können.
  • Schwangerschaft: Insbesondere bei Behandlungen im Bauch- und Beckenbereich.
  • Hauterkrankungen: Offene Wunden oder schwere Hautentzündungen im Behandlungsbereich.
  • Krebs: Vorsicht bei Krebserkrankungen, besonders im Behandlungsbereich.
  • Thrombose: Bei bestehenden Thrombosen, insbesondere in den tiefen Venen.
  • Akute Infektionskrankheiten: Insbesondere, wenn diese mit Fieber einhergehen.

Vor der Therapie

  • Medizinische Anamnese: Erfassung der medizinischen Vorgeschichte und aktueller Beschwerden.
  • Prüfung der Indikationen: Bestimmung, ob die IFR für die vorliegenden Beschwerden geeignet ist.
  • Aufklärung über das Verfahren: Erklärung der Wirkungsweise, des Ablaufs und der Erwartungen an die Therapie.
  • Hautkontrolle: Überprüfung des Behandlungsbereichs auf Kontraindikationen wie Hauterkrankungen.

Das Verfahren

Die Interferenzstrom-Regulationstherapie (IFR) ist eine spezialisierte Form der Elektrotherapie, die sich durch die Anwendung von Wechselstrom auszeichnet. Hier eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens:

Grundprinzipien der Interferenzstrom-Regulationstherapie

  • Frequenz und Anwendung: IFR verwendet einen Wechselstrom mit einer Frequenz von etwa 5.000 Hertz. Diese Frequenz liegt deutlich über der Schwelle, die für Muskelkontraktionen notwendig ist, und dient dazu, eine tiefere Penetration ins Gewebe zu ermöglichen, ohne dabei unangenehme Empfindungen zu verursachen.
  • Erzeugung von Interferenzströmen: Durch die Überlagerung zweier mittelfrequenter Ströme unterschiedlicher Frequenzen entsteht im Körper ein Interferenzstrom. Dieser Interferenzstrom ist in der Lage, tiefer in die Gewebestrukturen einzudringen, ohne dabei oberflächliche Hautschichten zu reizen.
  • Wirkung auf die Bioelektrizität der Zellen: Die IFR zielt darauf ab, die Bioelektrizität der Zellen zu modulieren. Erkranktes oder geschädigtes Gewebe zeigt oft eine veränderte elektrische Aktivität, die durch die Anwendung von IFR normalisiert werden kann.
  • Proliferationsrate: Durch die Korrektur der Bioelektrizität kann die Proliferationsrate der Zellen beeinflusst werden, was die Regeneration und Reparatur des Gewebes unterstützen kann.

Unterschiede zu anderen Elektrotherapieverfahren

  • Keine Ionenwanderung: Im Gegensatz zu Gleichstromanwendungen, die zu einer Ionenwanderung und möglichen Hautirritationen führen können, verursacht der mittelfrequente Wechselstrom der IFR keine signifikante Ionenwanderung. Dies reduziert das Risiko von Hautkomplikationen und macht das Verfahren für eine breitere Patientengruppe anwendbar.

Anwendungsgebiete und Wirkungen

  • Venöse und lymphatische Stauungserscheinungen: IFR kann zur Verbesserung der Durchblutung und Lymphzirkulation eingesetzt werden.
  • Schmerztherapie: Bei chronischen Schmerzzuständen und Befindlichkeitsstörungen kann IFR zur Schmerzlinderung beitragen.

Anwendungstechnik

  • Elektrodenplatzierung: Die Elektroden werden so positioniert, dass der Interferenzstrom gezielt auf das betroffene Gewebe oder die betroffene Region einwirken kann.
  • Individualisierte Einstellungen: Die Frequenz und Intensität des Interferenzstroms werden individuell an den Patienten und die jeweilige Behandlung angepasst.

Nach der Therapie

  • Beobachtung: Überwachung auf Anzeichen von Hautreaktionen oder anderen unerwünschten Effekten.
  • Nachsorgeanweisungen: Empfehlungen zur Weiterführung der Behandlung oder zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten.
  • Hydratation: Hinweise zur Flüssigkeitsaufnahme, um den Elektrolythaushalt zu unterstützen.
  • Folgetermine: Planung von weiteren Sitzungen, falls erforderlich.

Mögliche Komplikationen 

  • Hautreaktionen: Wie Rötungen, Brennen oder Juckreiz an den Elektrodenstellen.
  • Muskelschmerzen: Besonders nach den ersten Anwendungen.
  • Kreislaufreaktionen: Schwindel oder Schwächegefühl, besonders bei Patienten mit niedrigem Blutdruck.
  • Elektrolytstörungen: Bei intensiver und häufiger Anwendung.

Die Interferenzstrom-Regulationstherapie sollte unter der Aufsicht eines erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden, um eine sichere und effektive Anwendung zu gewährleisten. Vor Beginn der Behandlung ist eine umfassende Bewertung erforderlich, um Kontraindikationen zu erkennen und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Literatur

  1. Wenk W: Elektrotherapie. Springer Verlag 2011
  2. Hüter-Becker A: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Georg Thieme Verlag 2011