Feldenkrais-Methode

Die Feldenkrais-Methode ist eine Entspannungstechnik, die nach ihrem Entwickler Mosché Feldenkrais (1904-1984) benannt wurde. Feldenkrais ging davon aus, dass viele unserer Zivilisationskrankheiten von Verspannungen ausgehen. Diese Verspannungen be­ruhen auf jahrelang unbewusst ausgeübten Bewegungen, bei denen wir häufig mehr Mus­keln einsetzen, als tatsächlich nötig wären.

Zielsetzungen und Wirkungsweise der Feldenkrais-Methode

Zielsetzung 

  • Verbesserung der körperlichen Bewegungsfähigkeit: Die Methode zielt darauf ab, eingeschränkte oder ineffiziente Bewegungsmuster zu erkennen und zu verbessern, was zu einer erhöhten Beweglichkeit und geringeren körperlichen Einschränkungen führen kann.
  • Reduzierung von Schmerzen und Verspannungen: Durch das Erkennen und Verändern unnötiger Anspannungen und den Einsatz von sanfteren, effizienteren Bewegungen soll die Methode dazu beitragen, Schmerzen und Verspannungen zu reduzieren.
  • Steigerung des Körperbewusstseins: Feldenkrais fördert eine tiefere Wahrnehmung des eigenen Körpers, was zu verbesserten Bewegungsabläufen und einer erhöhten Selbstwahrnehmung führt.
  • Förderung von Entspannung und Stressabbau: Die Übungen sollen helfen, den mentalen und physischen Stress zu reduzieren und ein allgemeines Gefühl der Entspannung zu fördern.
  • Unterstützung der Selbstheilung: Durch das verbesserte Körperbewusstsein und die optimierten Bewegungsmuster können langfristige gesundheitliche Vorteile erzielt und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden.

Wirkungsweise 

  • Neuromuskuläre Reorganisation: Die Methode arbeitet daran, das Nervensystem zu schulen, um bessere motorische Antworten und Bewegungsmuster zu entwickeln. Dies geschieht durch sanfte Bewegungen und gezielte Aufmerksamkeit, die die neuroplastischen Fähigkeiten des Gehirns nutzen.
  • Bewusstsein durch Bewegung (ATM): In diesen Gruppen- oder Einzelsitzungen führt der Praktizierende eine Reihe von Bewegungssequenzen durch, die darauf abzielen, bestehende Bewegungsmuster zu erkunden und neue Möglichkeiten der Bewegungsfreiheit zu entdecken.
  • Funktionale Integration (FI): In diesen Einzelsitzungen führt der Feldenkrais-Lehrer manuelle Bewegungen am Klienten durch, die spezifisch auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind, um Bewusstsein zu schaffen und die Bewegungsfähigkeit zu verbessern.
  • Interaktion von Körper und Geist: Die Methode betont die Verbindung zwischen körperlicher Bewegung und psychischen Zuständen. Veränderungen im Körper können zu Veränderungen in der Einstellung und im emotionalen Erleben führen.
  • Anpassungsfähigkeit: Feldenkrais verbessert die Fähigkeit des Körpers, sich an verschiedene Situationen und Anforderungen anzupassen, indem sie die Bewegungsvielfalt und -effizienz erhöht.

Feldenkrais will mit seinen Entspannungsübungen das Wahrnehmen jeder ein­zelnen Körperbewegung trainieren und ein neues Körperbewusstsein wecken. Körper, Geist und Seele stehen in unmittelbarem Zusammenhang zueinander. Daher trägt das neue Körperbewusstsein zu einer seelischen und geistigen Ausgeglichenheit bei. Durch das bewusste Bewegen werden Muskeln, Gelenke, Sehnen und Knochen geschont; zugleich bleiben für andere Belastungssituationen noch Reserven übrig.

Die Körperbewegung ist nach Feldenkrais mit Gefühlen, Gedanken und Sinneswahr­nehmungen verbunden. Demnach verändern wir all diese Dinge, wenn wir unsere Körper­bewegung ändern. Mit dem Durchbrechen alter Gewohnheiten werden neue Verhaltens­weisen erlernt.

Auch das Atmen wird bei der Feldenkrais-Methode trainiert. Atembewegung ist Be­wegung. Die Atmung wird verbessert, indem man lernt, die Muskulatur bewusst besser einzusetzen.

Der Weg zur Entspannung führt nach Feldenkrais über das Bewusstsein. “Nur wer weiß, was er zu viel und zu wenig tut, kann damit beginnen, das Richtige zu tun.

Üben Sie die Feldenkrais-Entspannungstechniken regelmäßig, besser 10 Minuten täglich, als einmal die Woche für zwei Stunden. Führen Sie die Übungen langsam und konzen­triert aus. Schaffen Sie sich eine ungestörte, harmonische Atmosphäre.

Feldenkrais-Übungen

Strecken Sie vor Ihrem Körper einen Arm aus. Achten Sie jetzt einmal auf Ihre Hand. Ist sie ebenfalls gestreckt? Wenn ja, fragen Sie sich warum. Sie wollten doch nur den Arm strecken. Versuchen Sie also bewusst nur den Arm zu strecken und lassen Sie die Hand locker hängen. Sie benötigen keine Anspannung in der Hand, um den Arm zu heben.

Das Gehen ist ein alltäglicher, aber sehr komplexer Vorgang. Viele Menschen haben sich Besonderheiten in ihrem Gang angewöhnt, über die sie gar nicht weiter nachdenken. Versuchen Sie sich den Vorgang des Gehens bewusst zu machen. Gehen Sie zunächst in Zeitlupe: Verlagern Sie langsam das Gewicht von dem einen Bein auf das andere, heben Sie bewusst das Bein vom Boden ab, wobei Sie den Fuß ganz langsam abrollen. Machen Sie nun bewusst größere und kleinere Schritte, als Sie gewohnt sind. Achten Sie darauf, dass jede Bewegung, die Sie machen, umkehrbar ist. Das heißt, dass Sie jederzeit diese Bewegung stoppen und umkehren können. Nur dann haben Sie Ihre Bewegungen bewusst unter Kontrolle.

Die Haltung und Bewegung der Füße haben großen Einfluss auf die gesamte Körperhaltung. Fehlhaltungen der Wirbelsäule, Kopf- oder Rückenschmerzen können schon durch geringe Fehlstellungen der Füße verursacht werden.

Stellen Sie sich auf die Zehenspitzen und lassen Sie sich langsam wieder auf den Boden sinken. Wiederholen Sie diese Übung ein paar Mal, langsam und konzentriert. Spüren Sie, was mit Ihrem Körper geschieht, wie Ihr Rücken reagiert und wie lange Sie in dieser Position sicher stehen können. Machen Sie jetzt die entgegengesetzte Übung. Stellen Sie sich auf die Fersen und ziehen Sie die Fußspitzen nach oben. Wie reagiert Ihr Körper jetzt?

Probieren Sie im Anschluss an diese Übung, zwischen dem Stand auf den Fußspitzen und dem Stand auf der Ferse hin- und herzuschaukeln. Führen Sie diese Übungen bewusst aus und beobachten Sie, wie Ihr Körper reagiert. Lassen Sie nach 10 - 15 Bewegungen die Schaukelbewegungen immer kleiner werden, und kommen Sie langsam zum Still­stand.

Weitere Hinweise

  • Die Methode soll durch eine bewusstere Körperwahrnehmung die Koordination von Bewegungsabläufen optimieren. Die vom IQWiG beauftragten Wissenschaftler konnte bisher nur bei Patienten mit Morbus Parkinson sowie bei solchen mit chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich eine Nutzenaussage ableiten [6].

Literatur

  1. Feldenkrais M: Die Entdeckung des Selbstverständlichen. Surkamp Verlag, Frankfurt 1987
  2. Feldenkrais M: Bewusstheit durch Bewegung. Insel Verlag, Frankfurt 2004
  3. Rywerant Y: Die Feldenkrais-Methode. Goldmann Verlag, München 1998
  4. Schwarz AA, Schweppe RP: Feldenkrais easy. Humbold Verlag, München 1999
  5. Triebel-Thome A: Feldenkrais, Ganzheitlich leben. Gräfe & Unzer, München 1989
  6. IQWiG : Störungen der Beweglichkeit: Hilft die Feldenkrais-Methode? HT20-05 20222