Radiofrequenztherapie zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur

Die Beckenbodenmuskulatur spielt eine zentrale Rolle für die Kontinenz, die Stabilität des Beckens und das allgemeine Wohlbefinden. Verschiedene Therapien zur Stärkung des Beckenbodens sind verfügbar, darunter Physiotherapie, Elektrostimulation und moderne Technologien wie die Radiofrequenztherapie. Diese Methode hat sich in den vergangenen Jahren als vielversprechend erwiesen, um die Beckenbodenmuskulatur zu regenerieren und zu kräftigen.

Zielsetzung

Ziel der Radiofrequenztherapie ist es, die Beckenbodenmuskulatur durch gezielte Energiezufuhr zu stimulieren, die Kollagenproduktion anzuregen und die Gewebestruktur zu verbessern. Dies führt zu einer erhöhten Festigkeit und Elastizität des Beckenbodens, was insbesondere für Patientinnen mit Beckenbodenschwäche von Bedeutung ist.

Wirkungsweise

Die Radiofrequenztherapie basiert auf der Anwendung elektromagnetischer Wellen im Hochfrequenzbereich (meist zwischen 0,3 und 10 MHz), die tief in das Gewebe eindringen und eine gezielte Erwärmung bewirken. Diese thermische Wirkung stimuliert die Fibroblasten, fördert die Kollagenneubildung und verbessert die Durchblutung. Dadurch wird die Muskulatur gestärkt und das Gewebe gestrafft.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Therapie eignet sich für verschiedene Indikationen, darunter:

  • Belastungs- und Dranginkontinenz
  • Beckenbodenschwäche nach Schwangerschaft und Geburt
  • Vaginales Relaxationssyndrom (VRS)
  • Lost-Penis-Syndrom (LPS)
  • Senkungsbeschwerden der Organe im Beckenbereich (POP)
  • Postoperative Regeneration nach gynäkologischen oder urologischen Eingriffen
  • Verbesserung der sexuellen Funktion

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Schwangerschaft
  • Metallimplantate im Behandlungsbereich
  • Akute Infektionen oder Entzündungen im Beckenbereich
  • Krebserkrankungen im Beckenbereich
  • Herzschrittmacher oder andere aktive Implantate

Vor der Therapie

Vor der ersten Sitzung sollte eine ausführliche Anamnese und Untersuchung erfolgen, um die Eignung der Methode sicherzustellen. Eine Aufklärung über den Ablauf und die zu erwartenden Ergebnisse ist essenziell.

Aufklärung über die Behandlung

Die Patientinnen sollten über die Funktionsweise, mögliche Nebenwirkungen und den Behandlungsablauf informiert werden. Zudem ist es wichtig, realistische Erwartungen zu vermitteln.

Vorbereitung

Die Vorbereitung ist minimal und umfasst die Reinigung des Behandlungsbereichs sowie den Verzicht auf Cremes oder Lotionen am Tag der Behandlung.

Das Verfahren

Während der Behandlung wird ein Applikator in die Vagina eingeführt, der kontrollierte Radiofrequenzwellen abgibt. Dies verursacht eine angenehme Erwärmung, die etwa 20-40 Minuten anhält.

Mechanismen, die den Therapieerfolg beeinflussen

  • Individuelle Gewebereaktion
  • Häufigkeit und Dauer der Sitzungen
  • Kombination mit anderen Therapieformen
  • Lebensstilfaktoren wie Ernährung und Bewegung

Kombination mit anderen Methoden

Die Radiofrequenztherapie kann mit:

  • Physiotherapie zur gezielten Kräftigung kombiniert werden.
  • Elektrostimulation ergänzt werden.
  • Vaginalem Biofeedback optimiert werden.
  • Magnetfeldtherapie des Beckenbodens kombiniert werden.

Nach der Therapie

Direkt nach der Behandlung können Patienten ihren gewohnten Aktivitäten nachgehen. Gelegentlich treten leichte Wärmeempfindungen auf, die schnell abklingen.

Vorteile

  • Nicht-invasive und schmerzfreie Behandlung
  • Keine Ausfallzeiten oder lange Erholungsphasen
  • Verbesserung der Muskel- und Gewebestruktur
  • Schnelle Ergebnisse nach wenigen Sitzungen
  • Kombination mit anderen Behandlungen möglich

Nachteile

  • Nicht für alle Patienten geeignet
  • Mehrere Sitzungen erforderlich
  • Langfristige Ergebnisse erfordern oft wiederholte Anwendungen

Nutzen der Therapie

  • Langfristige Stärkung der Beckenbodenmuskulatur
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Reduktion von Inkontinenzsymptomen
  • Erhöhung der sexuellen Zufriedenheit

Wie sinnvoll ist die Kombination mit der Magnetfeldtherapie des Beckenbodens?

Die Kombination kann sinnvoll sein, da die Magnetfeldtherapie die Muskelkontraktion und Durchblutung zusätzlich fördert. Dies kann den Therapieerfolg verbessern. Im Gegensatz zur Radiofrequenztherapie, die mit hochfrequenten elektromagnetischen Wellen (meist 0,3-10 MHz) Wärme erzeugt, nutzt die Magnetfeldtherapie niederfrequente oder pulsierende Magnetfelder (1-1.000 Hz, meist < 150 Hz). Sie induzieren elektrische Ströme im Gewebe, die Nerven- und Muskelfunktionen durch Modulation der Zellmembranpotenziale und Zellstoffwechselprozesse aktivieren.

Stellenwert in der Beckenbodentherapie

Die Radiofrequenztherapie stellt eine wertvolle, ergänzende oder alternative Behandlung zu klassischen Methoden dar. Ihr nicht-invasiver Charakter macht sie besonders attraktiv.

Fazit

Die Radiofrequenztherapie des Beckenbodens ist eine vielversprechende, nicht-invasive Methode zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Lebensqualität. Sie ist besonders für Patienten geeignet, die eine Alternative oder Ergänzung zu konventionellen Therapien suchen.

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

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