Schroth-Kur
Die Schroth-Kur wurde von dem Fuhrmann und Naturheilkundler Johann Schroth (1798 bis 1856) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Schroth beobachtete bei kranken Tieren, dass diese nicht fressen. Daraus schloss er, dass Fasten die Selbstheilungskräfte fördern würde, woraufhin er seine Knieverletzung mit Fasten und feuchten Umschlägen behandelte. Heutzutage wird die Schroth-Kur üblicherweise in speziellen Kurkliniken unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt.
Grundsätze und Ziele
Das Hauptziel der Schroth-Kur, die 3 bis 6 Wochen umfasst, ist die Entgiftung des Körpers, wodurch die Selbstheilungskräfte gefördert werden sollen. Angeblich hat die Schroth-Kur eine positive Wirkung auf nahezu alle Krankheiten. Außerdem bewirkt die Kur zumeist eine Gewichtsreduktion.
Die Schroth-Kur ist aus den drei Behandlungselementen Schroth-Diät, Trinkkur und Dunstwickel aufgebaut. Die Schroth-Diät gibt während allen Kurtagen eine sehr kalorienreduzierte, fett- und proteinarme Kost vor, die praktisch frei von Salz ist. Zudem sind tierische Proteine und Fette während der Kur nicht erlaubt. Die tägliche Energiezufuhr umfasst bei der Schroth-Kur zwischen 500 und 700 kcal. Als zweites Element beinhaltet die Schroth-Kur pro Woche im periodischen Wechsel drei Trockentage und jeweils zwei kleine und zwei große Trinktage. An den Trockentagen werden weniger als 0,5 l und an den Trinktagen 1,5 l Flüssigkeit zugeführt. Die schrothischen Dunstwickel sollen als drittes Element der Schroth-Kur den Stoffwechsel anregen, wodurch die Ausscheidung von Giftstoffen über die Haut erhöht und die „Entschlackung“ des Körpers gefördert werden soll. Für die schrothischen Dunstwickel wird der gesamte Körper in feuchtkalte Tücher gepackt, wobei Wärmflaschen die Erwärmung unterstützen.
Durchführung
Während der Schroth-Kur werden vor allem Haferbrei, Reis, Grieß, altbackene Brötchen und Zwieback gegessen. Ergänzt wird dies mit gegartem Gemüse und Obst. Tierische Lebensmittel, wie Milch und Milchprodukte, Geflügel und Fleisch, sind nicht erlaubt. Getrunken wird vor allem Mineralwasser, Kräutertee, Saft und Wein.
Ernährungsphysiologische Bewertung
Vorteile
Die Schroth-Kur ermöglicht aufgrund der geringen täglichen Energieaufnahme einen schnellen Verlust an Körpergewicht.
Nachteile
Die Schroth-Kur kann aufgrund der geringen Energiezufuhr zu subjektiven Beschwerden wie z. B. Schwindel, Kreislaufstörungen oder Frieren führen. Der Bedarf an essentiellen Nähr- und Mikronährstoffen wird während der Schroth-Kur nicht gedeckt. Außerdem greift der Körper aufgrund der geringen Energiezufuhr neben den Fettreserven auch das Muskelprotein an, wodurch Muskelmasse verloren geht. Somit ist der Jojo-Effekt nach Beendigung der Schroth-Kur nahezu unvermeidlich. Zudem wird während der Kur keine gesund erhaltende Ernährung erlernt. Des Weiteren kann die geringe Flüssigkeitszufuhr an den Trockentagen zu gesundheitlichen Schäden führen. Die hohe Alkoholzufuhr ist ebenfalls kritisch zu bewerten.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Die Schroth-Kur ist nicht geeignet für trockene Alkoholiker, schwangere und stillende Frauen, Kinder und Jugendliche sowie Patienten, die an Krebs, Leberzirrhose ("Schrumpfleber"; irreversible Schädigung der Leber) oder Nierenfunktionsstörungen leiden.
Fazit
Bei der Schroth-Kur handelt es sich um eine Form des modifizierten Fastens bzw. um eine hypokalorische Diät. Die propagierte heilende und „entschlackende“ Wirkung der Schroth-Kur konnte bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Vielmehr kann diese Kur sogar gesundheitliche Schäden zur Folge haben. Zudem ist ein dauerhafter Gewichtsverlust unwahrscheinlich. Daher kann die Schroth-Kur für eine dauerhafte Gewichtsreduktion nicht empfohlen werden.
Literatur
- Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Triebel T, Hahn A, Laube H: Ernährung in Prävention und Therapie – Ein Lehrbuch. 3. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2009