Fastenkuren
Unter dem Begriff Fasten werden das traditionelle totale Fasten (Null-Diät, Vollfasten) sowie die weltanschaulich geprägten Heilkuren (Fastenkuren) verstanden. Als Motivation zum Fasten stehen Gewichtsabnahme, aber auch „Entgiftung des Körpers“ im Vordergrund. Die teilweise propagierte Meinung, dass mittels Fastenkuren viele Zivilisationskrankheiten geheilt werden können, ist wissenschaftlich nicht begründet. Beispiele für Fastenkuren sind das totale Fasten (Null-Diät, Vollfasten), Saftfasten/Heilfasten nach Buchinger und die Schroth-Kur [3].
Fastet ein Mensch, so verzichtet er für eine bestimmte Zeit auf feste Nahrung und nimmt stattdessen Gemüse- und Fruchtsäfte sowie Gemüsebrühen, Kräutertees mit Honig und zudem etwa zwei Liter Wasser zu sich. Der Ursprung des Fastens und verschiedener Formen des Heilfastens liegt schon über 4.000 Jahre zurück, wobei es als religiöse Handlung und geistige Disziplin – zum Beispiel 40 Tage Fastenzeit der Christen vor Ostersonntag – sowie als gesundheitsfördernde Maßnahme angesehen wird. Auch in der heutigen Zeit dient das Fasten dazu, die Ausscheidung von Schadstoffen zu unterstützen und den Körper zu entgiften sowie zu reinigen.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen) [4]
- Anorexia nervosa (Magersucht)
- Kachexie (krankhafte Abmagerung)
- Dekompensierte Hyperthyreose (entgleiste Schilddrüsenüberfunktion)
- Fortgeschrittene Leber- oder Niereninsuffizienz (Leber- und Nierenunterfunktion bzw. -schwäche) – vor allem Verzicht auf extreme Formen wie Null-Diäten
- Manifeste Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Zerebro-vaskuläre Insuffizienz (Störungen der Blutversorgung des Gehirns) bzw. Demenz
- Schwangerschaft und Stillzeit
Problemmedikation (Problem-Medikamente) [4]
- Antiepileptika (Arzneimittel zur Behandlung der Epilepsie)
- Antidiabetika (Arzneimittel zur Behandlung des Diabetes mellitus)
- Antihypertonika (Arzneimittel zur Behandlung des Bluthochdrucks) – insb. Betablocker und Diuretika
- Antikoagulantien (Gerinnungshemmer)
- Kontrazeptiva (eingeschränkte Wirkung)
- Psychopharmaka (Arzneimittel, das auf die Psyche symptomatisch Einfluss einwirkt) – insb. Antipsychotika (Neuroleptika) und Lithium
- Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR; Synonyme: nichtsteroidales Antiphlogistikum (NSAP) oder engl. non steroidal anti inflammatory drugs, NSAID)
- Systemische Corticoide
Ablauf des Fastens
Wichtig ist es, den Organismus an das eigentliche Fasten zu gewöhnen, indem mit rohem Obst und Gemüse, Mineralwasser und Kräutertee der Körper von der Nahrung allmählich entwöhnt wird. In den darauffolgenden Tagen – fünf sind zu empfehlen – sollte ungesüßte Flüssignahrung aufgenommen werden [2].
Hinweis: Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) empfiehlt, für eine Heilfastenkur als Standarddauer 7-10 Tage plus 1 Vorbereitungstag.
Danach 3 Tage zur Normalisierung des Essverhaltens: Nach dieser strengen Zeit des Fastens muss unser Organismus erst wieder an feste Nahrung in Form von kleinen Obst- und Gemüsemahlzeiten angenähert werden, da während des Fastens die Sekretion aller Verdauungsdrüsen, von den Speicheldrüsen (Glandulae salivariae) bis zu den Darmdrüsen (Hepar mit Vesica fellea, Magenschleimhaut mit Kardiadrüsen, Fundusdrüsen und Pylorusdrüsen sowie Pankreas), deutlich herabgesetzt wird. Wenn nach Beendigung des Fastens sofort große Mahlzeiten zu sich genommen werden, besteht aufgrund des verminderten Reaktionsvermögens der Verdauungsdrüsen die Gefahr, dass die Nahrung vom Magen nicht mehr vollständig aufgenommen und sofort wieder ausgeschieden wird [1].
- Elektrolytungleichgewicht: Durch den Verzicht auf feste Nahrung und Veränderungen in der Flüssigkeitszufuhr kann es zu einem Ungleichgewicht von Elektrolyten wie Natrium, Kalium und Magnesium kommen.
- Dehydration: Besonders bei unzureichender Flüssigkeitsaufnahme besteht ein Risiko für Dehydration.
- Unterernährung: Langfristiges Fasten ohne angemessene Nährstoffzufuhr kann zu Mangelerscheinungen führen.
- Magen-Darm-Beschwerden: Veränderungen in der Verdauung können zu Symptomen wie Übelkeit, Verstopfung oder Diarrhö führen.
- Veränderte Verdauungsdrüsensekretion: Nach längerem Fasten kann die sofortige Aufnahme großer Mahlzeiten zu Verdauungsbeschwerden führen, da die Verdauungsdrüsen ihre Aktivität reduzieren.
- Schwächung des Immunsystems: Eine längere Nährstoffdeprivation kann das Immunsystem schwächen.
- Psychische Belastung: Fasten kann psychisch belastend sein und bei manchen Personen zu Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit führen.
- Verschlechterung bestehender Gesundheitsprobleme: Bei Personen mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. Herzinsuffizienz, fortgeschrittene Leber- oder Niereninsuffizienz) kann das Fasten bestehende Probleme verschlimmern.
Es ist wichtig, dass Fastenkuren unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, insbesondere wenn es sich um längere oder intensivere Fastenformen handelt. Vor Beginn einer Fastenkur sollte eine umfassende medizinische Bewertung stattfinden, um sicherzustellen, dass keine Kontraindikationen vorliegen.
Literatur
- Glaesel KO: Heilung ohne Wunder und Nebenwirkungen – Gesundheit biologisch gesteuert. 2. Teil/9, 48-49, Labor Glaesel Verlag; D – 78467 Konstanz 1993/4
- Lexikon – Institut Bertelsmann, Gütersloh: Bewegung und Ernährung. Kapitel 9, 326 - 329, Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH; Gütersloh/München und Plaza y Janes Editores, S.A., Barcelona 2000
- Leitzmann C, Müller C, Michel P, Brehme U, Triebel T, Hahn A, Laube H: Ernährung in Prävention und Therapie – Ein Lehrbuch. 3. Vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hippokrates Verlag, Stuttgart, 2009
- Wilhelmi de Toledo F et al.: Leitlinien zur Fastentherapie – Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V. Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde 2013;9:189-198.