Chondroitin-Therapie

Chondroitinsulfat gehört zur Gruppe der Mucopolysaccharide und ist Bestandteil von Knorpel, Bindegewebe, Sehnen und Haut. Chondroitinsulfat ist ein sulfatiertes GAG – Glykosaminoglykan und einer der Hauptbestandteile der Knorpelgrundsubstanz. Es hemmt die Tätigkeit der Knorpel-abbauenden lytischen Enzyme.

Ein Mangel an Chondroitinsulfat und anderen Glykosaminoglykanen führt aufgrund der erhöhten Aktivität kataboler Enzyme (Stoffwechselbeschleuniger, die den Abbau fördern) zu einem vermehrten Abbau von Proteoglykanen, Kollagenen und Chondrozyten (Knorpel-bildende Zellen) – aus Chondroblasten hervorgehende und im Knorpelgewebe ansässige Zellen. Die Folge ist eine Verminderung der Knorpelsubstanz, wodurch Reibungswiderstände sowie Abrieb steigen und das Risiko für die Entwicklung einer Arthrose erhöht wird [1-8, 11].

Im Alter ist das Arthroserisiko besonders hoch. Die Fähigkeit, Chondroitinsulfat selbst zu synthetisieren, lässt nach. In der Folge produziert der Körper nicht genügend Proteoglykane und Kollagen, um den Knorpel gesund zu erhalten. Zudem kann die Aktivität der knorpelabbauenden Enzyme nicht mehr gehemmt werden und es kommt zum verstärkten Katabolismus von Knorpelmasse [9, 10]. Im Alter spielt deshalb spielt die zusätzliche Zufuhr von Chondroitinsulfat eine wesentliche Rolle.

Ziele einer Chondroitinsulfat-Therapie

Chondroitinsulfat zielt darauf ab, die strukturelle Integrität des Knorpels zu unterstützen und zu erhalten. Dies ist besonders relevant bei degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthrose, wo der Knorpelabbau ein zentrales Problem darstellt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Arthrose
  • Coxarthrose (Arthrose des Hüftgelenkes; Hüftarthrose)
  • Gonarthrose (Arthrose des Kniegelenkes; Kniearthrose)
  • Primäre Arthrose sonstiger Gelenke: Hand (Finger, Handwurzel, Mittelhand, Gelenke zwischen diesen Knochen)
  • Rhizarthrose (Arthrose des Daumensattelgelenkes)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Chondroitinsulfat sollte mit Vorsicht verwendet werden bei:

  • Personen mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Bestandteilen des Produkts.
  • Patienten, die Antikoagulantien einnehmen, da es die Blutgerinnung beeinflussen könnte.

Wirkweise von Chondroitinsulfat

  • Hemmung der knorpelabbauenden lytischen Enzyme: Chondroitinsulfat inhibiert die Aktivität dieser Enzyme, die sonst Proteoglykane und Kollagen abbauen würden. Dieser Mechanismus trägt dazu bei, den weiteren Abbau von Knorpelsubstanz zu verlangsamen.
  • Unterstützung der Wasserbindung im Knorpel: Durch seine hydrophilen Eigenschaften verbessert Chondroitinsulfat die Fähigkeit des Knorpels, Wasser zu binden. Dies ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Elastizität und Stoßdämpfungsfähigkeit des Knorpels.
  • Antiinflammatorische Eigenschaften: Es gibt Hinweise darauf, dass Chondroitinsulfat entzündungshemmende Wirkungen haben kann, die zur Linderung von Schmerzen und Reduktion von Schwellungen in den betroffenen Gelenken beitragen.

Nach der oralen Aufnahme – beispielsweise als Kapsel oder Tablette – wird Chondroitinsulfat durch die Enzyme (Stoffwechselbeschleuniger) in seine Spaltprodukte – Mono- und Disaccharide – geteilt, die die Darmwand passieren können. Diese Spaltprodukte treten in Beziehung zu den GAG-haltigen Strukturen des Knorpels und reichern sich dort an. So werden von den Knorpelzellen alle im Knorpel vorhandenen GAG´s hergestellt.

Die Chondroitinsulfate (Vitalstoffe*) der Interzellularsubstanz besitzen hydrophile, das heißt Wasser bindende Eigenschaften und erhöhen so die Fähigkeit, Wasser im Knorpel zu binden. Der reife Knorpel enthält 75 % Wasser. Die Fähigkeit, Wasser zu binden, verleiht dem Knorpel seine innere Spannung, die die Grundlage für die mechanischen Eigenschaften des Knorpels ist, wie beispielsweise reibungslose Bewegung, Elastizität und Stoßdämpfung. Des Weiteren werden ihnen antiinflammatorische (entzündungshemmenden) Eigenschaften zugesprochen. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, dass Chondroitinsulfat zum Rückgang der Schmerzen, Schwellungen und zu einer verbesserten Gelenkfunktion und -beweglichkeit führt [2, 4, 5, 6, 7, 8, 11]. *Zu den Vitalstoffen (Mikronährstoffe) gehören unter anderem Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, lebensnotwendige Aminosäuren, lebensnotwendige Fettsäuren etc..

Chondroitinsulfat wird wie Glucosaminsulfat zu den Chondroprotektiva (Knorpelschutzmitteln) gezählt, welche bei degenerativen Gelenkerkrankungen eingesetzt werden [3].
Sie gehören ebenfalls zu den SYSADOA (engl. Symptomatic Slow Acting Drugs in Osteoarthritis) und sind charakterisiert durch eine fehlende direkte analgetische Wirkung (schmerzstillende Wirkung). Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat wirken synergistisch, das heißt im gleichen Sinn. Sie regen die Bildung neuen Knorpels an, während sie gleichzeitig die knorpelzerstörenden Enzyme in ihrer Tätigkeit hemmen. Mit dem Einsatz von Chondroprotektiva kann bei Arthrosepatienten die Regeneration des Knorpelgewebes gefördert, der weitere Verlust von Knorpelmasse verhindert und somit der Krankheitsprozess der Arthrose gestoppt werden [1].

In einem systematischen Review konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit oder mit einem Risiko für Arthrose, die Verwendung von Glucosamin und Chondroitinsulfat als konservative Maßnahme dazu dienen kann, die Gelenkknorpel zu schützen und das Fortschreiten einer Arthrose zu verzögern. Hyaluronsäure-Injektionen zeigten eine unterschiedliche Wirksamkeit, während NSAR sowie die Vitamine E und D keinen Effekt auf die Progression einer Arthrose zeigten [15]. 

In einer multizentrischen Interventionsstudie mit 606 Gonarthrosepatienten konnte nachgewiesen werden, dass die Wirkung von Glucosamin und Chondroitin für die Therapie der Gonarthrose, identische Effekte zeigte wie eine medikamentöse Behandlung mit dem selektiven COX-2-Hemmer Celecoxib. Beide Therapieformen senkten den Schmerzindex der Gonarthrosepatienten um circa 50 %. Die Abnahme von Gelenkschwellungen und Gelenkergüssen nahm ebenfalls in beiden Gruppen gleich stark ab [14].

Die obigen Vitalstoff-Empfehlungen (Mikronährstoffe) wurden mithilfe des EUSANA Expertensystems für Präventionsmedizin erstellt. Die Aussagen sind durch Evidence-Based-Medicine-Literatur, das bedeutet durch klinische Studien mit hohem Wirksamkeitsgrad, belegt.

Umfangreiche weitere Informationen zu Chondroitinsulfat finden Sie im DocMedicus Arzt- und Patienteninformationssystem im "Lexikon für Mikronährstoffmedizin". Dieses finden Sie in der Kategorie "Ernährungsmedizin" unter dem Thema "Grundlagen der Ernährungsmedizin". 

Literatur

  1. Clegg DO, Reda DJ, Harris CL et al.: Glucosamine, chondroitin sulfate, and the two in combination for painful knee osteoarthritis. N Engl J Med, 354 (8): 795-808; 2006 Feb 23
  2. Das A Jr, Hammad TA: Efficacy of a combination of FCHG49 glucosamine hydrochloride, TRH122 low molecular weight sodium chondroitin sulfate and manganese ascorbate in the management of knee osteoarthritis. Osteoarthritis Cartilage. 2000 Sep;8(5):343-50
  3. Lequesne M, Brandt K, Bellamy N et al.: Guidelines for Testing Slow Acting Drugs in Osteoarthritis. J Rheumatol 21, suppl 41: 65-73; 1994
  4. Mazieres B, Combe B, Phan Van A, Tondut J, Grynfeltt M: Chondroitin sulfate in osteoarthritis of the knee: a prospective, double blind, placebo controlled multicenter clinical study. J Rheumatol. 2001 Jan;28(1):173-81
  5. McAlindon TE, LaValley MP, Gulin JP, Felson DT: Glucosamine and chondroitin for treatment of osteoarthritis: a systematic quality assessment and meta-analysis. JAMA;283(11):1469-75. Review;2000 Mar 15
  6. Morreale P, Manopulo R, Galati M, Boccanera L, Saponati G, Bocchi L: Comparison of the antiinflammatory efficacy of chondroitin sulfate and diclofenac sodium in patients with knee osteoarthritis. Rheumatol. 1996 Aug;23(8):1385-91
  7. Richy F, Bruyere O, Ethgen O, Cucherat M, Henrotin Y, Reginster JY: Structural and symptomatic efficacy of glucosamine and chondroitin in knee osteoarthritis: a comprehensive meta-analysis. Arch Intern Med. 2003 Jul 14;163(13):1514-22.
  8. Soeken KL: Selected CAM therapies for arthritis-related pain: the evidence from systematic reviews. Clin J Pain. 2004 Jan-Feb;20(1):13-8. Review
  9. Thonar EJM, Bjornsson S, Kuettner KE: Age-related changes in cartilage proteoglycans. In: Kuettner KE., Schleyerbach R, Hascall VC (eds): Articular cartilage biochemistry. Raven Press 1986, New York: 273-287
  10. Thonar EJM, Kuettner KE: Biochemical basis of age-related changes in proteoglycans. In: White TN., Mecham RP (eds): Biology of proteoglycans. Academic Press, 1987 Orlando: 211-246
  11. Uebelhart D, Malaise M, Marcolongo R, DeVathaire F, Piperno M, Mailleux E, Fioravanti A, Matoso L, Vignon E: Intermittent treatment of knee osteoarthritis with oral chondroitin sulfate: a one-year, randomized, double-blind, multicenter study versus placebo: Osteoarthritis Cartilage. 12(4):269-76;2004 Apr
  12. Sawitzke AD, Shi H, Finco MF et al.: The Effect of Glucosamine and/or Chondroitin Sulfate on the Progression of Knee Osteoarthritis: A Report from the Glucosamine/Chondroitin Arthritis Intervention Trial. Arthritis & Rheumatism, 2008; 58 (10): 3183-3191
  13. Dinser R, Langer U, Müller-Ladner U: Chondroprotektiva. Arzneimitteltherapie 2007; 25: 258-62
  14. Hochberg MC et al.: Combined chondroitin sulfate and glucosamine for painful knee osteoarthritis: a multicentre, randomised, double-blind, non-inferiority trial versus celecoxib. Ann Rheum Dis. 2015 Jan 14. pii: annrheumdis-2014-206792. doi: 10.1136/annrheumdis-2014-206792.
  15. Gallagher B et al.: Chondroprotection and the prevention of osteoarthritis progression of the knee: a systematic review of treatment agents. Am J Sports Med. 2015 Mar;43(3):734-44. doi: 10.1177/0363546514533777. Epub 2014 May 27.
  16. Aktuelle Literatur: siehe unter dem gleichnamigen Thema im Mikronährstofflexikon