Breitbandantibiotika – Häufiger Einsatz in der stationären und ambulanten Versorgung
Breitbandantibiotika sind antimikrobielle Wirkstoffe, die gegen ein breites Spektrum grampositiver und gramnegativer Bakterien wirksam sind. Sie werden häufig in der stationären und ambulanten Versorgung eingesetzt, insbesondere wenn der genaue Erreger nicht bekannt ist oder eine Mischinfektion vorliegt. Durch ihr breites Wirkungsspektrum ermöglichen sie eine schnelle empirische Therapie, bergen jedoch das Risiko von Resistenzentwicklung und Nebenwirkungen.
Zielsetzung und Wirkung
- Wirkmechanismus
- Hemmung der Zellwandsynthese (z. B. Beta-Lactame) oder der Proteinsynthese (z. B. Makrolide).
- Blockierung der bakteriellen DNA-Replikation (z. B. Fluorchinolone).
- Störung des bakteriellen Stoffwechsels (z. B. Sulfonamide).
- Therapeutische Zielsetzung
- Schnelle Kontrolle einer bakteriellen Infektion.
- Verhinderung systemischer Komplikationen (z. B. Sepsis).
- Begrenzung der Ausbreitung von multiresistenten Erregern.
- Erwartete Effekte
- Schnelle Besserung der klinischen Symptomatik.
- Rückgang von Fieber und Entzündungswerten (z. B. C-reaktives Protein, CRP).
- Begrenzung der Krankheitsdauer und Komplikationen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Schwere Infektionen unbekannter Ursache – Empirische Therapie bei Sepsisverdacht.
- Mischinfektionen – Insbesondere bei intraabdominellen Infektionen und Pneumonien.
- Nosokomiale Infektionen – Behandlung von Krankenhauskeimen mit multiresistentem Hintergrund.
- Immunsupprimierte Patienten – Infektionen bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie (z. B. Chemotherapie).
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Absolute Kontraindikationen
- Allergie gegen den Wirkstoff oder verwandte Substanzen.
- Schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen.
- Relative Kontraindikationen
- Gleichzeitige Therapie mit nephrotoxischen oder hepatotoxischen Medikamenten.
- Bestehende neurologische Erkrankungen (z. B. Epilepsie) bei Fluorchinolonen.
- Spezielle Patientengruppen
- Kinder – Einschränkung bei bestimmten Wirkstoffen (z. B. Tetracycline).
- Ältere Patienten (> 65 Jahre) – Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen und Akkumulation.
- Schwangere und Stillende – Risiko für teratogene Effekte und Übergang in die Muttermilch.
Das Verfahren (Anwendung und Durchführung)
- Verabreichungsform
- Oral – Tabletten, Kapseln, Suspensionen.
- Intravenös – Bolusgabe oder Dauerinfusion bei schweren Infektionen.
- Intramuskulär – Vor allem bei Cephalosporinen (z. B. Ceftriaxon).
- Dosierung
- Anpassung an Körpergewicht und Nierenfunktion.
- Reduzierung der Dosis ist bei Niereninsuffizienz erforderlich.
- Therapiedauer
- Akut: 5-14 Tage, je nach klinischem Verlauf.
- Chronisch: Langzeittherapie bei chronischen Infektionen.
- Kombinationstherapien
- Beta-Lactame + Aminoglykoside bei schweren bakteriellen Infektionen.
- Kombination mit Metronidazol bei Anaerobier-Infektionen.
Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
- Resorption
- Gute Resorption bei Fluorchinolonen und Makroliden.
- Schlechte Resorption von Penicillinen bei oraler Gabe.
- Verteilung
- Hohe Gewebegängigkeit bei Makroliden und Tetracyclinen.
- Geringe Penetration ins ZNS (außer bei Meningitis).
- Metabolismus
- Hepatischer Abbau durch Cytochrom-P450-Enzyme.
- Renale Metabolisierung (z. B. Penicilline).
- Elimination
- Renale Ausscheidung (z. B. Aminoglykoside).
- Biliäre Ausscheidung (z. B. Makrolide).
Mögliche Nebenwirkungen
- Häufige Nebenwirkungen
- Gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall).
- Hautreaktionen (Exantheme, Pruritus).
- Seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen
- Anaphylaktische Reaktionen.
- Sehnenrupturen bei Fluorchinolonen.
- Pseudomembranöse Kolitis durch Clostridioides difficile.
- Langzeitnebenwirkungen
- Dysbiose der Darmflora.
- Hepatotoxizität und Nephrotoxizität.
Wechselwirkungen
- Pharmakokinetische Wechselwirkungen
- Enzyminduktion durch Rifampicin → Abschwächung der Wirkung anderer Medikamente.
- Hemmung von Cytochrom-P450 durch Makrolide → Verstärkung der Wirkung von Statinen.
- Pharmakodynamische Wechselwirkungen
- Verstärkung der nephrotoxischen Wirkung bei Kombination von Aminoglykosiden mit Diuretika.
- Klinisch relevante Wechselwirkungen
- Wirkverlust oraler Kontrazeptiva durch Beeinflussung der Darmflora.
- Erhöhtes Blutungsrisiko bei gleichzeitiger Gabe von Vitamin-K-Antagonisten.
Anwendungsbeschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen
- Dosisanpassung – Erforderlich bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion.
- Ältere Patienten – Erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen und Akkumulation.
- Notwendige Monitoring-Maßnahmen – Regelmäßige Kontrolle von Blutbild, Nieren- und Leberwerten.
Therapieüberwachung und Monitoring
- Laborkontrollen – Überprüfung von Leber- und Nierenwerten.
- Therapiekontrolle – Monitoring der klinischen Symptomatik.
- Compliance – Sicherstellung der regelmäßigen Einnahme.
Alternative Therapieoptionen
- Pharmakologische Alternativen
- Schmalspektrum-Antibiotika bei bekanntem Erregerspektrum.
- Reserveantibiotika bei Resistenzen (z. B. Linezolid).
- Nicht-medikamentöse Alternativen
- Chirurgische Drainage bei Abszessen.
- Fiebersenkende Maßnahmen und symptomatische Therapie.
Besonderheiten und spezifische Empfehlungen
- Rationaler Einsatz im Rahmen von Antibiotic Stewardship (ABS).
- Vermeidung von Monotherapien bei schweren Infektionen.
- Engmaschige Kontrolle auf Resistenzen und Nebenwirkungen.
Zusammenfassung
Breitbandantibiotika sind essenzielle Medikamente zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen, insbesondere wenn der Erreger nicht bekannt ist. Ihr Einsatz erfordert eine sorgfältige Abwägung des Nutzen-Risiko-Profils, um Nebenwirkungen und Resistenzentwicklungen zu vermeiden.
Literatur.
- Siehe dazu unter Krankheit/Medikamentöse Therapie