Augenakupunktur nach Boel
Bei der Augenakupunktur nach Boel (nach Prof. John Boel aus Aulum in Dänemark) handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren der Komplementärmedizin, welches unter anderem zur Behandlung einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) eingesetzt werden kann. Bei diesem Verfahren der Augenakupunktur werden definierte Triggerpunkte primär an der Stirn, an den Händen und Füßen sowie an den Knien durch den Einstich mit einer Nadel stimuliert. Die Boel'sche Augenakupunktur enthält Anteile sowohl aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) als auch der japanischen ECIWO-Methode und der koreanischen Akupunktur. Weiterhin lassen sich auch Einflüsse der Akupunkturverfahren aus Sri Lanka erkennen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Indikation werden die verschiedenen Methoden als Teile der Augenakupunktur nach Boel miteinander sinnvoll kombiniert, um die Heilungschance zu verbessern.
Zielsetzung der Augenakupunktur nach Boel
- Behandlung von Augenleiden: Die Augenakupunktur zielt darauf ab, verschiedene Augenerkrankungen wie Alters- und Weitsichtigkeit, diabetische Augenveränderungen, Glaukom, Retinitis pigmentosa und andere zu behandeln.
- Stimulierung spezifischer Akupunkturpunkte: Durch das Setzen von Nadeln an bestimmten Triggerpunkten an der Stirn, den Händen, den Füßen und den Knien wird eine Stimulation ausgelöst, die den Heilungsprozess unterstützt.
- Integration unterschiedlicher Akupunkturmethoden: Die Methode vereint Elemente aus der traditionellen chinesischen Medizin, der japanischen ECIWO-Methode, der koreanischen Akupunktur und Einflüsse aus Sri Lanka, um die Heilungschancen zu verbessern.
- Ergänzende Behandlungsmethode: Die Augenakupunktur dient als Ergänzung zu schulmedizinischen Verfahren und kann die Symptome verbessern, aber nicht ersetzen. Vor der Behandlung wird eine gründliche augenärztliche Untersuchung empfohlen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Alters- und Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie)
- Diabetische Augenveränderungen − die diabetische Retinopathie beruht auf einer Mikroangiopathie (krankhafte Veränderung kleiner Gefäße). Außerdem sterben Zellen wie die Perizyten ab und es entsteht eine Verdickung der Basalmembran (Schicht der Netzhaut). Des Weiteren tritt ein Verlust des Gefäßendothels (Innenschicht des Gefäßes) auf, der zu einer frühzeitigen Alterung der Gefäße führt.
- Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 20 Jahren
- Makuladegeneration − bei der Makuladegeneration handelt es sich in der Regel um einen altersabhängigen Krankheitsprozess (AMD), der die Retina (Netzhaut) betrifft und mit einem zunehmenden Funktionsverlust der Retinazellen einhergeht.
- Glaukom − als Glaukom (Grüner Star) bezeichnet man eine Anzahl ätiologisch verschiedener Krankheiten, die als gemeinsames Kennzeichen eine charakteristische Schädigung des Sehnervs mit entsprechenden Gesichtsfelddefekten haben.
- Retinitis pigmentosa − bei der Retinitis pigmentosa handelt es sich um hereditäre (angeborene), progrediente (fortschreitende) Veränderungen der Rezeptoren und des retinalen Pigmentepithels (Schicht der Retina), die mit Nachtblindheit, Gesichtsfeldstörungen und deutlicher Reduktion der Sehschärfe assoziiert sind.
- Thrombosen am Auge oder Augeninfarkt (akute Durchblutungsstörung im Auge)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Relative Kontraindikationen
- Gerinnungsstörungen − bei vorliegenden Störungen der Gerinnung ist die Akupunktur zwar durchführbar, aber ausschließlich mit besonderer Vorsicht durchzuführen. Da die Einstichtiefe jedoch gering ist, ist das Risiko für schwere Blutung fast zu vernachlässigen.
- Schwere Herzkrankheiten − durch die Therapie kann ein plötzlicher Blutdruckabfall resultieren, der bis zum Bewusstseinsverlust führen kann.
- Schwangerschaft − in verschiedenen Publikationen wurde bereits diskutiert, inwieweit die Akupunktur zu einer vorzeitigen Wehentätigkeit führen kann. Aufgrund dessen sollten verschiedene Akupunkturpunkte in der Schwangerschaft nicht genadelt werden.
Vor der Therapie
Die Augenakupunktur nach Boel kann die schuldmedizinischen Verfahren der Augenheilkunde nicht ersetzen! Aufgrund dessen ist das Verfahren ausschließlich als eine ergänzende Methode zur Behandlung der angegebenen Indikationen anzusehen. Vor der Augenakupunktur wird eine augenärztliche Untersuchung dringend empfohlen, da Notfälle und viele akute und chronische Erkrankungen erfolgreich durch die Schulmedizin behandelt werden können. Insbesondere bei Netzhautabhebungen und -blutungen ist die Anwendung der Lasertherapie unverzichtbar! Therapeuten, die nicht auf schulmedizinische Verfahren hinweisen, handeln fahrlässig.
Das Verfahren
Das Grundschema nach Boel und Dahlgren beinhaltet eine Basis-Akupunktur mit täglich zwei Akupunktursitzungen. Die jeweiligen Sitzungen erfolgen im Abstand von mindestens einer halben Stunde. Die Erfahrung der Therapeuten hat gezeigt, dass eine zweite Sitzung den Erfolg des Verfahrens steigern kann. Neben der zweifachen täglichen Durchführung beeinflusst auch die Dauer der Behandlung den Erfolg des Verfahrens − die Sitzungen sollten zunächst nach Möglichkeit für zwei Wochen ohne Unterbrechung durchgeführt werden. Nach den ersten zwei Wochen wird eine Beurteilung durchgeführt, inwieweit das Verfahren die Symptomatik verbessert hat und diese gegebenenfalls noch verbessern kann.
Der Erfolg des Verfahrens variiert in Abhängigkeit vom Patienten und vom Therapeuten. Ungefähr zwei bis fünf Prozent der Patienten, die mit Akupunktur nach Boel behandelt werden, zeigen bereits nach der ersten Sitzung eine vollständige Heilung. Allerdings zeigt sich bei zehn Prozent der Patienten ein Versagen der Akupunktur nach Boel. Der Therapieerfolg wird maßgeblich von der persönlichen Sensibilität für die Akupunktur beeinflusst. Der Anteil der Behandlungen mit zufriedenstellender Wirkung des Verfahrens ist des Weiteren abhängig von der jeweiligen Indikation.
Für die Beurteilung vom Langezeitergebnissen fehlen jedoch qualitativ ausreichende Studien.
Nach der Therapie
Im Rahmen der Augenakupunktur nach Boel erfolgt während der Therapie eine Beurteilung der Behandlung. Bei einem einmaligen Therapieversagen der Akupunktur bedeutet dies nicht, dass der Patient grundsätzlich keinen Nutzen von dem Verfahren haben kann. Weiterhin sollten verschiedene Methoden zur Behandlung der jeweiligen Erkrankung in Betracht gezogen werden.
Mögliche Komplikationen
- Infektionen − in seltenen Fällen kann eine Hautinfektion als Folge des Einstiches entstehen. Als Folge der Verwendung Einmalprodukten ist das Risiko jedoch deutlich geringer.
- Lähmungen − temporäre Lähmungserscheinungen sind durch die Akupunktur möglich.
- Kardiovaskuläre Komplikationen − durch die Akupunktur können Blutdruckabfälle und Tachykardien (Herzfrequenz über 100 Schläge pro Minute) auftreten.
- Blutungen − bei gleichzeitiger Antikoagulation (Gerinnungshemmung) oder einer hereditären Gerinnungsstörung (angeborene Blutungsneigung) ist das Risiko für diese Komplikation erhöht.
Literatur
- Brucker K: Augen-Akupunktur. Ehrenwirth Verlag 2001
- Nieswandt A: Heile deine Augen. Vivita® Verlag 2015
- Grehn A: Augenheilkunde. Springer Verlag 2008
- Marx K: Komplementäre Augenheilkunde: Ein Handbuch für die Praxis. Hippokrates Verlag 2005
- Augustin AJ: Augenheilkunde. Springer Verlag 2007