Zwölffingerdarmgeschwür (Ulcus duodeni) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie häufig Magen-Darm-Erkrankungen?
  • Sind Zwölffingerdarm- oder Magengeschwüre in der Familie bekannt?
  • Bestehen in Ihrer Familie entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa?
  • Gibt es Fälle von Helicobacter-pylori-Infektionen oder familiär gehäufte Gastritiden (Magenschleimhauterkrankungen)?
  • Liegen genetische Erkrankungen vor, die mit einer erhöhten Magensäureproduktion verbunden sein könnten (z. B. Zollinger-Ellison-Syndrom)?

Soziale Anamnese

  • Beruf:
    • Sind Sie beruflich oder privat starkem Stress ausgesetzt?
    • Arbeiten Sie in Schichtarbeit oder leiden Sie unter Schlafmangel?
  • Gibt es Hinweise auf psychische Belastungen oder familiäre Konflikte?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie Oberbauchbeschwerden oder Schmerzen?
  • Wenn ja, wann treten die Schmerzen auf?
    • spät nach der Nahrungsaufnahme (2-3 Stunden danach)?
    • nachts?
    • im nüchternen Zustand? (typisch für Ulcus duodeni!)
    • unabhängig von der Nahrungszufuhr?*
  • Leiden Sie unter Übelkeit oder Erbrechen?
  • Haben Sie eine Abneigung gegenüber bestimmten Speisen?
  • Haben Sie eine Veränderung des Stuhlgangs bemerkt?
    • Schwarzer, teerartiger Stuhl? (Hinweis auf eine obere gastrointestinale Blutung!)
    • Blutbeimengungen im Stuhl? (Differentialdiagnostische Abklärung notwendig!)
  • Haben Sie Sodbrennen oder saures Aufstoßen?
  • Besteht ein Druckgefühl im Oberbauch?
  • Haben Sie Blähungen oder Völlegefühl?
  • Haben Sie einen ungewollten Gewichtsverlust bemerkt?
  • Leiden Sie unter Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsstörungen?* (Mögliches Zeichen einer chronischen Blutung mit Eisenmangelanämie!)
  • Haben Sie Fieber oder Nachtschweiß?* (Abklärung einer möglichen Infektion oder Tumorerkrankung!)

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
    • Essen Sie regelmäßig Obst, Gemüse und Ballaststoffe?
    • Essen Sie viele Weißmehlprodukte sowie Süßigkeiten?
    • Essen Sie wöchentlich Kaltwasserfische (fette Meeresfische wie Bückling, Heilbutt, Hering, Makrele, Sardellen, Sardine, Schellfisch, Seelachs)?
    • Verwenden Sie wenigstens eines der folgenden Öle: Distel-, Raps-, Sojabohnen-, Granatapfelsamen-, Borretsch-, Nachtkerzen-, Hanföl?
  • Trinken Sie gerne Kaffee, schwarzen oder grünen Tee? Wenn ja, wie viele Tassen pro Tag
  • Trinken Sie andere bzw. weitere koffeinhaltige Getränke? Wenn ja, wie viel jeweils davon?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?
  • Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
  • Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Bestehen Magen-Darm-Erkrankungen (z. B. Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Reizmagen, gastroösophageale Refluxkrankheit (Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre), Morbus Crohn)?
    • Wurde bei Ihnen eine Helicobacter-pylori-Infektion diagnostiziert?
    • Haben Sie bekannte Autoimmunerkrankungen (z. B. Morbus Addison, rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes)?
    • Bestehen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Hyperparathyreoidismus?
    • Gibt es eine chronische Leber- oder Nierenerkrankung?
    • Haben Sie in der Vergangenheit Magengeschwüre oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt gehabt?
    • Wurden bei Ihnen Tumorerkrankungen diagnostiziert (z. B. Magenkrebs, Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs))?
  • Haben Sie Magenoperationen oder Darmoperationen hinter sich?
  • Wurden Sie in der Vergangenheit wegen eines Tumors bestrahlt?

Medikamentenanamnese

  • Acetylcholinesterasehemmer (Donezepil, Galantamin, Rivastigmin)
  • Aldosteronantagonisten (Epleronon, Spironolacton)
  • Analgetika
    • nichtsteroidale  Antirheumatika (NSAR), nichtsteroidale/NSAID (non steroidal anti-inflammatory drugs – Acetylsalicylsäure (ASS), Acemeatcin, Diclofenac, Etoricoxib, Indometacin, Ibuprofen, Ketoprofen, Meloxicam, Naproxen, Phenylbutazon Piroxicam); die gleichzeitige Einnahme von Glucocorticoiden erhöht die Erkrankungswahrscheinlichkeit um den Faktor 15
  • Bisphosphonate
  • Hormone
    • Glucocorticoide (Alclometason, Betamethasonvalerat, Budesonid, Fluticason, Halometason, Hydrocortison, Methylprednisolon, Mometason, Prednicarbat, Prednison, Prednisolon) [insbesondere in Kombination mit NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika)]
  • Immunsuppressiva (Mycofenolatmofetil)
  • Kaliumchlorid
  • Thrombozytenaggregationshemmer – Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel
  • Zytostatika

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.