Zungenschmerzen (Glossalgie) – Einleitung
Zungenschmerzen, medizinisch als Glossodynie oder Glossalgie bezeichnet, umfassen Schmerzempfindungen, die in der Zunge lokalisiert sind. Diese Schmerzen können sowohl akut als auch chronisch auftreten und sind häufig auf spezifische Bereiche der Zunge, wie die Seitenpartien oder die Zungenspitze, beschränkt.
Synonyme und ICD-10: Glossalgie; Glossodynie; Glossopyrosis; orofaziales Schmerzsyndrom; Zungenbrennen; Zungenschmerzen; ICD-10-GM K14.6: Glossodynie)
Formen der Erkrankung
Zungenschmerzen können unterschiedliche Formen annehmen, je nach Ursache und zugrunde liegender Pathophysiologie:
- Glossodynie: Charakterisiert durch anhaltendes Zungenbrennen, das oft keine erkennbare organische Ursache hat.
- Orofasziales Schmerzsyndrom: Umfasst Schmerzen, die nicht nur die Zunge, sondern auch angrenzende Strukturen im Mund- und Gesichtsbereich betreffen.
- Akute Zungenschmerzen: Häufig durch Verletzungen, Infektionen oder allergische Reaktionen verursacht.
- Chronische Zungenschmerzen: Diese Form tritt häufig ohne erkennbare Ursache auf und kann mit systemischen Erkrankungen oder psychosomatischen Faktoren assoziiert sein.
Ursachen
Die Ursachen für Zungenschmerzen sind vielfältig und können in mehrere Kategorien unterteilt werden:
- Lokale Ursachen
- Trauma: Mechanische Verletzungen, wie Bisse auf die Zunge oder scharfe Zahnkanten.
- Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen, wie Herpes simplex.
- Entzündliche Erkrankungen: Zungenentzündungen, wie Glossitis, oft verursacht durch Nahrungsmittelallergien oder Reizstoffe.
- Systemische Ursachen
- Nährstoffmängel: Eisenmangelanämie, Vitamin-B12-Mangel.
- Hormonelle Veränderungen: Häufig bei postmenopausalen Frauen, was das erhöhte Risiko für Glossodynie in dieser Population erklärt.
- Autoimmunerkrankungen: Sjögren-Syndrom, Lupus erythematodes.
- Medikamentöse Ursachen
- Nebenwirkungen von Medikamenten: Einige Medikamente können trockenen Mund und damit verbundene Zungenschmerzen verursachen.
- Psychogene Ursachen
- Stress und Angst: Können zu einer Überempfindlichkeit oder einem brennenden Gefühl auf der Zunge führen, auch bekannt als psychosomatische Glossodynie.
Differentialdiagnosen
- Burning-Mouth-Syndrom (BMS): Charakterisiert durch brennende Schmerzen im Mund, die Zunge und andere Mundbereiche betreffen können.
- Orale Lichen planus: Eine entzündliche Erkrankung der Schleimhäute, die auch die Zunge betreffen kann.
- Geografische Zunge: Eine harmlose, aber schmerzhafte Entzündung der Zunge mit charakteristischen rötlichen Flecken.
- Mundsoor (orale Candidiasis): Eine Pilzinfektion, die ebenfalls Zungenschmerzen verursachen kann.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Häufigkeitsgipfel: Zungenschmerzen, insbesondere Glossodynie, treten vorwiegend bei postmenopausalen Frauen (nach der Menopause) auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz der Glossodynie wird in Deutschland auf etwa 5 % geschätzt.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Die Symptomatik der Zungenschmerzen variiert stark in Abhängigkeit von der Ursache. Akute Formen klingen häufig spontan ab, während chronische Formen persistieren können und eine spezifische Therapie erfordern.
Prognose
- Die Prognose hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab. Während einige Formen von Zungenschmerzen, wie die durch Trauma oder Infektion bedingten, eine gute Prognose haben, können chronische und idiopathische Formen persistierend und schwer zu behandeln sein.
- Eine medizinische Abklärung ist erforderlich, um ernste zugrunde liegende Ursachen auszuschließen und eine adäquate Therapie einzuleiten.
Hinweis
Das Burning-Mouth-Syndrom (BMS), das durch Missempfindungen an der Zunge oder Mundschleimhaut einschließlich der Lippen gekennzeichnet ist, wird unter dem gleichnamigen Thema gesondert behandelt.