Zollinger-Ellison-Syndrom – Ernährungstherapie

Als Folge des Zollinger-Ellison-Syndroms kommt es zu einer mangelhaften Neutralisation des in den Dünndarm gelangenden Mageninhalts, was zu einer verschlechterten Verdauung und Resorption (Aufnahme) der Nähr- und Vitalstoffe führt. In der Folge leiden Betroffene häufig unter Vitalstoff-Mangelsymptomen. Osmotisch wirksame Produkte des unvollständigen Nahrungsabbaus kommen in den Darm und verursachen eine Diarrhoe (Durchfall) [1]. Ständig wässrige Durchfälle verursachen hohe Verluste wasserlöslicher Vitamine – Vitamin C, B-Vitamine – sowie wichtiger Elektrolyte, wie Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium [2].

Symptome und Komplikationen

  • Der erhöhte Säuregehalt verursacht eine Inaktivierung von fettspaltenden Enzymen sowie die Ausfällung von Gallensäuren, was zu einer Steatorrhoe (Fettstuhl) führt [1]. Vermehrt auftretende Fettdurchfälle stören die Resorption von Fetten sowie fettlöslichen Vitaminen, welche in erhöhten Mengen mit den Steatorrhöen (Fettstuhl) verloren gehen [1].
  • Die verstärkte Säuresekretion beeinträchtigt die Magenschleimhaut, den für die Vitamin-B12-Aufnahme nötigen Intrinsic-Faktor zu produzieren. Vitamin B12 kann nur mangelhaft resorbiert werden [1].
  • 60 % der Patienten haben mit Sodbrennen und daraus resultierenden Schluckstörungen zu kämpfen. Betroffene neigen unter diesen Umständen zu einer verringerten Nahrungsaufnahme, welche wiederum mit einer unzureichenden Nähr- und Vitalstoffaufnahme einhergeht [2].

Ernährungsmedizinische Empfehlungen

Zur Therapie muss der Tumor gezielt entfernt werden – wenn keine Metastasierung vorliegt, um die Gastrinproduktion zu normalisieren. Wenn eine Operabilität nicht gegeben ist, kann mit dem Einsatz von Protonenpumpenblockern die Säuresekretion und damit die Symptomatik effektiv unterdrückt werden [2].

Bedeutung sekundärer Pflanzenstoffe

Zur Vorbeugung von gastrinproduzierenden Tumoren sollten insbesondere bioaktive Substanzen, wie Karotinoide, Saponine, Polyphenole und Sulfide, in ausreichenden Mengen zugeführt werden [3.5.]. Diese sind in der Lage, das Wachstum von Krebszellen bei Magen- und Darmkrebs zu hemmen [3.1.].

  • Carotinoide – zum Beispiel in Aprikosen, Brokkoli, Erbsen und Grünkohl – können die für die Krebsentstehung verantwortlichen Phase-1-Enzyme blockieren.
  • Saponine – vor allem in Bohnen, grünen Bohnen, Kichererbsen sowie Sojabohnen – binden primäre Gallensäuren und tragen so dazu bei, dass die Bildung sekundärer Gallensäuren reduziert wird. In hohen Konzentrationen können sekundäre Gallensäuren als Tumorpromotoren wirken [3.1.]
  • Die zu den Polyphenolen gehörenden Flavonoide – vorrangig in Zitrusfrüchten, roten Trauben, Kirschen, Beeren sowie Pflaumen – weisen strukturelle Ähnlichkeiten mit Nukleotiden auf und können daher DNA-Bindungsstellen für aktive Kanzerogene (krebsauslösende Stoffe) maskieren. Zudem besitzen sie die Fähigkeit, das Wachstum DNA-geschädigter Zellen zu verhindern. Weiterhin wirken sich Flavonoide positiv auf den Vitalstoffstatus aus. Sie steigern die Wirkung von Vitamin C und Coenzym Q10 um den Faktor Zehn, haben einen stabilisierenden Einfluss auf den Vitamin C-Plasmaspiegel und verzögern den Verbrauch von Vitamin E [3.1.]. Phenolsäuren – insbesondere zu finden in verschiedenen Kohlsorten, Kaffee, Radieschen und Weizenvollkorn – sind stark antioxidativ wirksam und können deshalb zahlreiche krebsfördernde Stoffe aus der Umwelt, wie Nitrosamine und Mykotoxine, inaktivieren.
  • Sulfide – reichlich enthalten in Knoblauch, Zwiebeln, Schnittlauch, Spargel und Schalotten – weisen ähnliche krebshemmende Effekte wie Karotinoide, Saponine und Polyphenole auf. Sie wirken zusätzlich immunmodulatorisch, indem sie natürliche Killerzellen sowie zelltötende T-Lymphozyten aktivieren, um die Krebsentstehung aufzuhalten [3.1.].

Ferner besitzen sekundäre Pflanzenstoffe einen schützenden Effekt gegenüber Speiseröhren-, Magen-, Leber-, Lungen-, Blasen-, Brust-, Gebärmutterhals-, Prostata- sowie Hautkrebs [3.1.]. Neben der antikanzerogenen (krebshemmend) Wirkung weisen Karotinoide, Saponine, Polyphenole und Sulfide auch antioxidative, antimikrobielle, antivirale, cholesterinsenkende und entzündungshemmende Effekte auf [3.1.]. Polyphenole – Flavonoide und Phenolsäuren – dienen insbesondere der Vorbeugung gegen Myokardinfarkt (Herzinfarkt).

Zollinger-Ellison-Syndrom und enterales Eiweißverlustsyndrom

Entzündungserscheinungen beziehungsweise Funktionseinschränkungen der Dünndarmwand führen zu einem vermehrten intestinalen Eiweißverlust, da der Austritt von Plasmaeiweißen durch die Darmschleimhaut ins Darminnere die Bildungsrate der Eiweiße überschreitet. Die Abnahme der zirkulierenden Plasmaeiweiße geht meist mit einer schwerwiegenden Mangelversorgung mit Eiweiß einher [2]. Zudem führt ein erhöhter intestinaler Eiweißverlust zu einer Verringerung des onkotischen Drucks und somit – je nach Ausmaß der verminderten Konzentration der Plasmaeiweiße (Hypoproteinämie) zur Ausbildung von Ödemen [2].

Bedeutung der MCT-Fette1 für die diätetische Behandlung der Steatorrhoe und des enteralen Eiweißverlustsyndroms

  • MCT werden unter dem Einfluss des Enzyms Lipase der Bauchspeicheldrüse schneller im Dünndarm gespalten als LCT-Fette2
  • Aufgrund ihrer besseren Wasserlöslichkeit kann der Dünndarm MCT-Fette leichter resorbieren
  • Für die Resorption von MCT ist die Gegenwart von Gallensalzen nicht erforderlich
  • MCT-Fette können sowohl bei einem Mangel beziehungsweise Fehlen von Lipase und Gallensalzen im Darminneren noch ausgenutzt werden
  • Der Dünndarm hat eine größere Resorptionskapazität für MCT als für LCT
  • Bindung der MCT-Fette an die Transportlipoproteine Chylomikronen ist nicht nötig, da mittelkettige Fettsäuren über das Pfortaderblut und nicht über die intestinale Lymphe abtransportiert werden
  • Durch den Abtransport mit dem Pfortaderblut steigt während der Resorption der MCT der Lymphdruck nicht an und kommt es zu einem geringeren Lymphaustritt ins Darminnere, wodurch der intestinale Eiweißverlust verringert wird – Anstieg der Plasmaeiweiße
  • Bei der Resorption langkettige Fettsäuren steigt hingegen der Lymphdruck und somit der Übertritt von Lymphe in das Darminnere – Lymphstauungen führen zu einem hohen Verlust von Plasmaeiweißen
  • MCT werden schneller im Gewebe oxidiert als LCT
  • Mittelkettige Triglyzeride vermindern den Wasserverlust mit dem Stuhl, indem sie die Gallenblasenkontraktion gering stimulieren und damit eine niedrige Gallensalzkonzentration im Darminneren bewirken – Reduzierung chologener Diarrhöen
  • MCT-Fette verbessern den allgemeinen Ernährungszustand [2]

Der Ersatz von LCT durch MCT führt in der Folge zur Verringerung der Fettausscheidung über den Stuhl – Linderung der Steatorrhoe – und des enteralen Eiweißverlustsyndroms.

MCT-Fettsäuren sind in Form von MCT-Margarine – eignet sich nicht zum Braten – sowie von MCT-Speiseölen – als Kochfett verwendbar – erhältlich. Der Übergang auf die mittelkettigen Triglyzeride (Nahrungsfette) sollte stufenweise erfolgen, da sonst Schmerzen im Bauchbereich, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten können – Ansteigen der Tagesmenge an MCT von Tag zu Tag um etwa 10 Gramm bis zum Erreichen der endgültigen Tagesmenge von 100-150 Gramm. MCT-Fette sind hitzelabil und sollten nicht zu lange und nie über 70 °C erhitzt werden [2].
Zusätzlich sollte auf die Deckung des Bedarfs an den fettlöslichen Vitaminen A, D, E sowie K und essentiellen Fettsäuren, wie Omega-3- und -6-Verbindungen, geachtet werden. Bei Gabe von MCT werden fettlösliche Vitamine ausreichend resorbiert [2].

1 MCT = Fette mit mittelkettigen Fettsäuren; ihre Verdauung und Resorption erfolgt schneller und unabhängig von Gallensäuren, daher werden sie bevorzugt bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und des Darms eingesetzt.
2 LCT = Fette mit langkettigen Fettsäuren; sie werden ohne große Umwandlung direkt in die körpereigenen Fettdepots aufgenommen und daraus nur sehr langsam wieder abgegeben. Man kennt sie auch unter dem Begriff „versteckte Fette“. 

Des Weiteren wurde folgendes Fachbuch für die Verfassung dieses Artikels herangezogen [4].

Literatur

  1. Biesalski HK: Vitamine, Spurenelemente und Minerale. Indikationen, Diagnostik, Therapie. 3. Auflage, Georg Thieme Verlag, München 2024
  2. Kasper H, Burghardt W: Ernährungsmedizin und Diätetik. 13. Auflage, Urban & Fischer Verlag, 2020
  3. Schmidt E, Schmidt N: Mikronährstoff-Therapie. Urban & Fischer Verlag, 2022
  4. Hahn A, Ströhle A, Wolters M. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 4. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2023