Zöliakie – Prävention
Zur Prävention der Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Konsum von glutenhaltigen Nahrungsmitteln – Gluten, ein Protein in Weizen, Roggen, Gerste und deren Derivaten, ist der zentrale Auslöser bei genetisch prädisponierten Personen (z. B. Träger der HLA-DQ2- und HLA-DQ8-Genotypen).
- Zu frühe oder zu späte Einführung glutenhaltiger Lebensmittel im Säuglingsalter – Frühe Ernährung mit Gluten (vor dem vierten Lebensmonat) oder eine verspätete Einführung (nach dem siebten Monat) kann das Risiko für die Entwicklung einer Zöliakie erhöhen.
- Hoher Glutengehalt in der Ernährung – Eine glutenreiche Diät in der Kindheit könnte die Wahrscheinlichkeit einer Manifestation erhöhen.
Umweltfaktoren
-
Infektionen im Kindesalter
- Gastrointestinale Infektionen, insbesondere Rotavirusinfektionen, können das Risiko für Zöliakie bei prädisponierten Kindern erhöhen.
- Häufige Antibiotikaanwendungen – Eine gestörte Darmflora in der frühen Kindheit wird mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen, einschließlich Zöliakie, in Verbindung gebracht.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Genetische Faktoren:
- HLA-DQ2 und HLA-DQ8
- Diese genetischen Marker sind für die Zöliakie prädisponierend, aber nicht ausreichend für die Entwicklung der Krankheit. Etwa 30-40 % der Bevölkerung tragen diese Genotypen, aber nur 1 % entwickelt Zöliakie.
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Gen: HLA-DQA1
- SNP: rs2187668 im Gen HLA-DQA1
- Allel-Konstellation: GG (0,3-fach)
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- HLA-DQ2 und HLA-DQ8
- Stillen (fragliche protektive Wirkung! [1, 2]) – Kinder, die in den ersten Lebensmonaten ausschließlich gestillt wurden, könnten ein geringeres Risiko für Zöliakie haben. Die Beikosteinführung während des Stillens kann ebenfalls schützend wirken.
- Einführung kleinerer Glutenmengen vorzugsweise zwischen dem fünften und siebten Lebensmonat (fragliche protektive Wirkung! [1, 2])
- Eine frühe Zufuhr glutenreicher Speisen mit der Säuglingsnahrung hat offenbar Einfluss auf die Prävalenz der Zöliakie bei Dreijährigen: bei Kindern, die 6 Monate ausschließlich gestellt worden waren wurde in 1, 4 % der Fälle eine Zöliakie festgestellt; in der Gruppe mit Gluteneinführung nach dem vierten Lebensmonat erkrankte kein Kind [3].
Einschränkung: Die Zöliakiediagnosen wurden nur selten durch Biopsie bestätigt.
- Eine frühe Zufuhr glutenreicher Speisen mit der Säuglingsnahrung hat offenbar Einfluss auf die Prävalenz der Zöliakie bei Dreijährigen: bei Kindern, die 6 Monate ausschließlich gestellt worden waren wurde in 1, 4 % der Fälle eine Zöliakie festgestellt; in der Gruppe mit Gluteneinführung nach dem vierten Lebensmonat erkrankte kein Kind [3].
- Vermeidung von Infektionen im Kindesalter
- Maßnahmen zur Minimierung gastrointestinaler Infektionen, wie Impfungen (z. B. Rotavirus), könnten das Risiko für Zöliakie bei genetisch prädisponierten Kindern senken.
Sekundärprävention
Sekundärprävention zielt darauf ab, die frühzeitige Identifikation von Zöliakie zu ermöglichen, um Folgeschäden zu vermeiden:
- Früherkennung bei Risikogruppen
- Regelmäßige Untersuchungen bei Personen mit genetischer Prädisposition (HLA-DQ2/DQ8), familiärer Vorbelastung oder assoziierten Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes.
- Gezielte Diätanpassung
- Frühe glutenfreie Diät bei ersten Symptomen oder positiven serologischen Tests (z. B. Anti-Transglutaminase-Antikörper).
Tertiärprävention
Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen bei bereits diagnostizierter Zöliakie zu vermeiden:
- Strikte glutenfreie Ernährung
- Vermeidung von Gluten ist essenziell, um Symptome zu kontrollieren und Komplikationen wie Malabsorption, Osteoporose oder intestinale Lymphome zu verhindern.
- Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen
- Überwachung von Nährstoffmängeln (z. B. Eisen, Folsäure, Vitamin D) und Antikörpertests zur Sicherstellung der Diät-Compliance.
- Management assoziierter Erkrankungen
- Therapie von Begleiterkrankungen wie Dermatitis herpetiformis oder anderen Autoimmunerkrankungen.
Literatur
- Lionetti E et al.: Introduction of Gluten, HLA Status, and the Risk of Celiac Disease in Children, N Engl J Med 2014; 371:1295-1303, October 2, 2014. doi: 10.1056/NEJMoa1400697
- Vriezinga SL et al.: Randomized Feeding Intervention in Infants at High Risk for Celiac Disease. N Engl J Med 2014; 371:1304-1315, October 2, 2014. doi: 10.1056/NEJMoa1404172
- Logan K et al.: Early Gluten Introduction and Celiac Disease in the EAT Study A Prespecified Analysis of the EAT Randomized Clinical Trial JAMA Pediatr. Published online September 28, 2020. doi:10.1001/jamapediatrics.2020.2893