Verstopfung (Obstipation) – Symptome – Beschwerden

Häufig verläuft eine Obstipation (Verstopfung) ohne Beschwerden und erst das Bewusstsein einer realen oder einer eingebildeten geringen Stuhlentleerung lässt den Patienten zu Laxantien (Abführmittel) greifen. Bei einigen psychisch auffälligen Patienten kann die Angst sich innerlich zu vergiften – sogenanntes Horror autotoxicus – dazu führen, dass diese Patienten tägliche Stuhlgänge erwarten und – sofern diese ausbleiben – Behandlungsbedarf verspüren.

Beschwerden wie Völlegefühl, allgemeines Unwohlsein, Leibdruck, abdominelle Schmerzen und Blähungen werden nicht selten einer Obstipation zugeschrieben.

Bei verlängertem Aufenthalt im Darmlumen bedingt eine gesteigerte Rückresorption von Wasser und Elektrolyten die Verdichtung der Stuhlmassen und kann so zum Fäkolith (Kotsteine) und zur fäkalen Impaktion (Kotstauung) führen.

Durch eine fäkale Impaktion – die meist bei bettlägerigen älteren Patienten mit Exsikkose auftritt – kann eine paradoxe Diarrhoe (Durchfall) auftreten. Diese flüssigen Stühle entstehen, wenn ein vermehrter Dehnungsreiz beim Aufstau vor einem Hindernis – der fäkalen Impaktion – zu einer gesteigerten Sekretion führt und die dann verhärteten Stuhlmassen hinausschwemmt. Zeitweilig kann es dazu kommen, dass diese Stuhlmassen nicht mit hinausgeschwemmt werden, sondern dass der flüssige Stuhl um das Hindernis herumfließt und so als Diarrhoe in Erscheinung tritt.

Sollte im Erwachsenenalter erstmalig eine chronische Obstipation ohne fassbare Ursache auftreten, so muss ein Kolonkarzinom ausgeschlossen werden.

Die spastische Obstipation ist häufig mit den Symptomen eines Kolon irritabile (Reizdarmsyndrom) assoziiert. Bei der spastischen Obstipation bestehen zusätzlich zu schafkotartigem Stuhl krampfartige Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen). Bei der rekta­len Obstipation (Dyschezie; Schwierigkeiten beim Stuhlgang) bleibt infolge eines unterdrückten Defäkationsreflexes – beispielsweise um eine schmerzhaft Defäkation (Stuhlentleerung) aufgrund einer Analfissur (schmerzhafter Einriss der Haut- oder Schleimhaut des Afters) zu vermeiden – der Stuhldrang aus.

Hellrotes Blut im Stuhl weist auf Läsionen im Analbereich – beispielsweise eine Analfissur oder Hämorrhoiden – hin.

Bei der atonischen (muskelschlaffe) Obstipation des alten Menschen findet sich häufig eine Hypokaliämie (Kaliummangel) die behandelt werden sollte, da sich dadurch die Darmmotorik anregen lässt.

Eine habituelle Obsti­pation (eine Funktionsstörung des Darms) zeichnet sich durch eine verstärkte Motorik bei verlängerter Passagezeit aus und besteht meist schon viele Jahre.

Folgende Symptome und Beschwerden können zusammen mit einer Obstipation (Verstopfung) auftreten:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Verstopfung und werden oft zuerst bemerkt:

  • Starkes Pressen während des Stuhlgangs: Häufig erforderlich, um den Stuhl zu entleeren, was auf eine gestörte Darmpassage hinweist (in 60-80 % der Fälle)
  • Harter oder klumpiger Stuhl: Lässt sich schwer entleeren und weist auf eine verlängerte Verweildauer im Darm hin (in 60-80 % der Fälle)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Verstopfung:

  • Gefühl der unvollständigen Entleerung: Als ob nach dem Stuhlgang noch Stuhl im Darm verbleibt (40-60 % der Fälle)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Gefühl der anorektalen Enge oder Obstruktion: Als ob der Darm oder der After verengt ist und der Stuhl nicht vollständig ausgeschieden werden kann (30-40 % der Fälle)
  • Manuelle Unterstützung bei der Stuhlentleerung: Anheben der Beine oder das Anspannen des Bauches, um den Stuhlgang zu erleichtern (20-30 % der Fälle)
  • Weniger als drei Stuhlgänge pro Woche: Weist auf eine verlangsamte Darmmotilität hin und ist häufig das Hauptmerkmal einer chronischen Verstopfung (30-40 % der Fälle)

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Allgemeines Unwohlsein und Bauchschmerzen, insbesondere durch die gestörte Verdauung und die Anstrengung beim Stuhlgang

Warnzeichen (red flags) für somatische (körperliche) Krankheitsursachen

  • Anamnestische Angaben:
    • Familienanamnese mit gastrointestinale Tumoren (Magen-Darm-Tumoren)
    • Erstmanifestation im Alter > 50 Jahre
    • unerklärter Gewichtsverlust von mehr als 10 %
  • Starke Beschwerden
  • Kurze Dauer (< 12 Wochen) oder rasche Progredienz (Fortschreiten)
  • Blut im Stuhl (Hämatochezie; Teerstuhl (Meläna))
  • Anämie (Blutarmut) – leere Eisenspeicher (Ferritin ↓↓)
  • Chronische Obstipation und anhaltende Abdominalschwellung sowie leeres Rektum (Mastdarm) beim Kind – Morbus Hirschsprung (Megacolon congenitum; aufgeweiteter Dickdarm durch angeborene Nervenschädigung) möglich
  • Diarrhoe (im Wechsel mit Obstipation: paradoxe Diarrhoe), Schleimabgang, Gewichtsverlust – kolorektales Karzinom (Darmkrebs) wahrscheinlich
  • Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung)
  • Tastbare Resistenzen/Raumforderungen bei der abdominalen Palpation (Abtasten des Bauches) oder der Rektaluntersuchung (Untersuchung des Enddarms und benachbarter Strukturen des Beckens)
  • Nächtliche Beschwerden bzw. Aufwachen wg. Schmerzen oder Symptome
  • Mangelndes Ansprechen bei probatorischer Behandlung

Sämtliche Warnzeichen stellen in der Regel eine Indikation für eine Vorsorgekoloskopie (Darmspiegelung zur Vorsorge) da, insbesondere dann, wenn die letzte Vorsorgekoloskopie mehr als 5-10 Jahre zurückliegt.