Verstopfung (Obstipation) – Prävention

Zur Prävention der Obstipation (Verstopfung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Fett- und proteinreiche Ernährung sowie hohe Aufnahme von raffinierten Kohlenhydraten – Führt zu einer Verlangsamung der Darmbewegungen.
    • Ernährung arm an komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen – Besonders unlösliche Ballaststoffe wie Lignin, Zellulose und Hemizellulosen, enthalten in Getreide, Gemüse und Obst, erhöhen das Stuhlvolumen und beschleunigen die Darmbewegung, indem sie Flüssigkeit binden.
    • Geringe Flüssigkeitszufuhr – Verminderte Flüssigkeitszufuhr reduziert die Hydratation des Stuhls und erschwert die Darmpassage.
  • Drogenkonsum
    • Opiate und Opioide (z. B. Morphin, Fentanyl, Tramadol, Codein, Oxycodon) – Hemmen die Darmmotilität und reduzieren die Flüssigkeitsausscheidung im Darm, was häufig zu Verstopfung führt.
  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität – Verminderte Bewegung reduziert die Darmmotilität.
    • Lange Bettruhe – Erhöht das Risiko einer Obstipation, insbesondere bei immobilisierten Personen.
  • Psycho-soziale Situation
    • Psychische Belastungen – Stress und psychische Erkrankungen wie Depressionen beeinflussen die Darmfunktion negativ.
  • Übergewicht
    • BMI ≥ 25 (Adipositas) – Übt zusätzlichen Druck auf den Darm aus und reduziert die Effizienz der Peristaltik.

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Blei – Chronische Bleivergiftung beeinträchtigt die Nervensteuerung des Darms und fördert Obstipation.

Weitere Risikofaktoren

  • Ortswechsel (Reiseobstipation) – Veränderungen des Tagesrhythmus oder ungewohnte Essgewohnheiten können die Darmtätigkeit verlangsamen.
  • Schwangerschaft (3. Trimenon/Schwangerschaftsdrittel) – Hormonelle Veränderungen und mechanischer Druck durch die wachsende Gebärmutter können die Darmfunktion beeinträchtigen.
  • Zyklus (2. Zyklushälfte) – Progesteron-induzierte Reduktion der Darmmotilität kann zu vorübergehender Obstipation führen.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ballaststoffreiche Ernährung – Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Obst und Gemüse fördert eine regelmäßige Darmtätigkeit.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr – Tägliche Aufnahme von mindestens 1,5 bis 2 Litern Wasser oder anderen geeigneten Flüssigkeiten unterstützt die Hydratation des Stuhls.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität – Moderate Bewegung wie Gehen oder Sport stimuliert die Darmperistaltik.
  • Vermeidung oder vorsichtiger Einsatz von Opiaten – Bei Bedarf Alternativen mit geringerem Risiko für Obstipation wählen oder entsprechende Gegenmaßnahmen wie Laxanzien einplanen.
  • Stressmanagement – Entspannungsmethoden wie Yoga oder autogenes Training helfen, stressbedingte Darmprobleme zu vermeiden.

Sekundärprävention

Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Anzeichen einer Obstipation, um eine Chronifizierung zu verhindern:

  • Ernährungsanpassung – Erhöhung der Ballaststoff- und Flüssigkeitszufuhr bei ersten Anzeichen von Verstopfung.
  • Früherkennung und Behandlung – Gezielte Anwendung von sanften Laxanzien wie Flohsamenschalen oder osmotischen Abführmitteln.

Tertiärprävention

Tertiärprävention zielt darauf ab, chronische Obstipation und ihre Komplikationen zu minimieren:

  • Langfristige Therapie – Anwendung von Laxanzien unter ärztlicher Aufsicht bei chronischer Obstipation.
  • Behandlung zugrunde liegender Ursachen – Therapie von Erkrankungen wie Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder neurologischen Störungen, die Obstipation fördern können.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Funktionelle (nicht-organische) Obstipation und Stuhlinkontinenz im Kindes- und Jugendalter. (AWMF-Registernummer: 068 - 019), April 2022 Langfassung