Übelkeit (Nausea) – Einleitung

Übelkeit, auch als Nausea bezeichnet, ist das subjektive Empfinden eines bevorstehenden Erbrechens. Es handelt sich um ein unspezifisches Symptom, das bei einer Vielzahl von Ursachen auftreten kann, darunter Vergiftungen, Infektionen und systemische Erkrankungen.

Synonyme und ICD-10: Nausea (Übelkeit); ICD-10-GM R11: Übelkeit und Erbrechen

Formen der Erkrankung

Übelkeit kann in verschiedenen klinischen Kontexten auftreten:

  • Physiologische Übelkeit: Als Schutzmechanismus des Körpers dient sie dazu, schädliche Substanzen, wie verdorbene Lebensmittel oder Toxine, zu identifizieren und gegebenenfalls durch Erbrechen aus dem Körper zu entfernen.
  • Schwangerschaftsbedingte Übelkeit: Die morgendliche Übelkeit während der Schwangerschaft, häufig im ersten Trimester, wird als Folge der hormonellen Umstellungen angesehen, insbesondere der erhöhten Beta-HCG-Konzentrationen. Die genaue Ätiologie bleibt jedoch unklar.
  • Reiseübelkeit (Kinetose): Die auf Schiffsreisen auftretende Nausea wird durch eine Störung im Gleichgewichtsorgan des Innenohres verursacht.
  • Zytostatika-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINE): Eine Sonderform der Übelkeit ist die zytostatikainduzierte Übelkeit und Erbrechen (Synonym: chemotherapieinduzierte Nausea und Emesis, CINE), die besondere Beachtung in der S3-Leitlinie "Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen" erfährt.
    Trotz prophylaktischer Maßnahmen entwickeln 40-50 % der Patienten unter onkologischer Systemtherapie Übelkeit, und 20-30 % leiden an Erbrechen [1].

Ursachen

Die Ursachen von Übelkeit sind vielfältig und können in folgende Kategorien unterteilt werden:

  • Gastrointestinale Ursachen: Entzündliche oder infektiöse Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, wie Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Gastroenteritis (Magen-Darm-Infektion) oder Appendicitis (Blinddarmentzündung).
  • Systemische Erkrankungen: Zentrale oder periphere Noxen, wie Toxine, Medikamente oder metabolische Störungen (z. B. Urämie/vermehrtes Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut).
  • Schwangerschaft: Hormonelle Veränderungen, insbesondere die Erhöhung von Beta-HCG.
  • Zentrale Ursachen: Erkrankungen des Zentralnervensystems, wie Migräne, Hirndrucksteigerung oder psychogene Faktoren.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen, insbesondere in Bezug auf schwangerschaftsbedingte Übelkeit.

Häufigkeitsgipfel
: Abhängig von der Ursache; schwangerschaftsbedingte Übelkeit tritt typischerweise im ersten Trimester auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Variiert stark, je nach zugrunde liegender Ursache; für Chemotherapie-induzierte Übelkeit ist die Prävalenz hoch.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Spezifische Inzidenzen sind von der jeweiligen Ursache abhängig.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Übelkeit kann akut oder chronisch auftreten. Häufig klingt sie ohne spezifische Therapie ab, insbesondere wenn die zugrunde liegende Ursache behoben wird.
  • Chronische Übelkeit, insbesondere bei systemischen Erkrankungen oder als Nebenwirkung einer Therapie, kann eine gezielte Behandlung erfordern.

Prognose

  • Bei akuter Übelkeit ist die Prognose in der Regel gut, insbesondere wenn die Ursache identifiziert und behandelt wird.
  • Bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit (CINE) ist eine prophylaktische antiemetische Therapie essenziell, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Literatur

  1. Jordan K, Jahn F, Aapro M: Recent developments in the prevention of chemotherapy-induced nausea and vomiting (CINV): a comprehensive review. Ann Oncol 2015; 26: 1081-90 doi: 10.1093/annonc/mdv138

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen – interdisziplinäre Querschnittsleitlinie. (AWMF-Registernummer: 032 - 054OL), Februar 2020 Langfassung