Stuhlinkontinenz – Prävention

Zur Prävention der Stuhlinkontinenz muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren 

  • Ernährung
    • Ballaststoffarme Ernährung – Kann zu Verstopfung führen, die den Schließmuskelmechanismus schwächt.
    • Übermäßiger Konsum von reizenden Lebensmitteln wie stark gewürzte Speisen, Alkohol oder Koffein – Kann die Darmfunktion beeinträchtigen.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Kann die Darmmotilität und den Stuhlgang unkontrolliert fördern.
    • Tabak (Rauchen) – Beeinträchtigt die Durchblutung des Beckenbodens und schwächt die muskuläre Stabilität.
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel – Führt zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur.
    • Übermäßige Belastung durch schweres Heben – Kann die Beckenbodenmuskulatur überlasten und den Schließmuskel beeinträchtigen.
  • Psycho-soziale Situation
    • Chronischer Stress – Kann die Darmfunktion negativ beeinflussen und die Wahrnehmung von Stuhldrang verschlechtern.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährungsumstellung
    • Einführung einer ballaststoffreichen Ernährung mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zur Unterstützung der Stuhlregulierung.
    • Verzicht auf reizende Lebensmittel wie stark gewürzte Speisen oder Alkohol zur Reduktion von Darmreizungen.
  • Beckenbodentraining
    • Regelmäßiges Training der Beckenbodenmuskulatur, insbesondere nach einer Schwangerschaft oder Operation, um die muskuläre Kontrolle zu stärken.
  • Verhaltensanpassungen
    • Vermeidung von übermäßigem Pressen während des Stuhlgangs durch eine optimale Sitzhaltung (z. B. Hocker unter die Füße stellen).
    • Regelmäßige körperliche Aktivität zur Förderung der Durchblutung und muskulären Stabilität des Beckenbodens.
  • Sectio caesarea (Kaiserschnitt) → seltener Beckenbodenstörungen: in den ersten 15 Jahren [1]
    • nach einer vaginalen Geburt (natürliche Geburt): 34,3 % Stressinkontinenz (SUI; Belastungsinkontinenz), 21,8 % Reizblase ("overactive bladder", OAB), 30,6 % Stuhlinkontinenz ("anal incontinence", AI), 30,0 % Uterusprolaps ("pelvic organ prolapse", POP; Gebärmuttervorfall).
    • nach einem Kaiserschnitt: 17,5 % (SUI), 14,6 % (OAB), 25,8 % (AI) und 9,4 % (POP)

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Personen mit ersten Anzeichen von Stuhlinkontinenz:

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige ärztliche Kontrollen zur Identifikation von muskulären Schwächen oder neurologischen Ursachen.
    • Einsatz von anorektaler Sonographie (anorektale Endosonographie/spezielle Ultraschalluntersuchung) oder Sphinktermanometrie (Messung der Funktion des analen Schließmuskels) zur Diagnose von Schließmuskeldysfunktionen.
  • Einsatz von Hilfsmitteln
    • Verwendung von analtiven Hilfsmitteln oder Biofeedback-Therapie zur Wiederherstellung der Schließmuskelkontrolle.
  • Medikamentöse Therapie
    • Einsatz von Antidiarrhoika oder Stuhlregulatoren zur Kontrolle der Stuhlkonsistenz.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bestehende Beschwerden zu managen und Komplikationen zu verhindern:

  • Langfristige Betreuung
    • Regelmäßige Überwachung durch Gastroenterologen und Proktologen bei chronischer Inkontinenz.
    • Anpassung des Lebensstils zur Vermeidung von weiteren Verschlechterungen.
  • Rehabilitative Maßnahmen
    • Elektrotherapie oder magnetische Stimulation zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur.
    • Operationen wie die Schließmuskelrekonstruktion bei schweren Fällen.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Psychotherapie zur Bewältigung der emotionalen Belastungen durch die Erkrankung.
    • Integration in Selbsthilfegruppen zur Förderung des sozialen Austauschs.

Literatur

  1. Blomquist JL et al.: Association of Delivery Mode With Pelvic Floor Disorders After Childbirth. JAMA. 2018;320(23):2438-2447. doi:10.1001/jama.2018.18315