Stuhlinkontinenz – Operative Therapie

Kontinenzverbessernde Operationen sind selten indiziert, da die konservative Therapie oft im Vordergrund steht. Dennoch gibt es chirurgische Verfahren, die in bestimmten Fällen zur Anwendung kommen.

Chirurgische Eingriffe bei Stuhlinkontinenz

Sphinkterrekonstruktion (Sphinkteroplastik)

  • Wiederherstellung der Schließmuskelfunktion
  • Voraussetzung: ausreichend verbliebene Muskelsubstanz und ein Sphinkterdefekt von maximal 180°
  • Erfolgsquote begrenzt, insbesondere bei ausgedehnten Defekten

Schließmuskelersatzplastiken

  • Eingesetzt, wenn eine Sphinkterrekonstruktion nicht möglich oder erfolglos war

1. Grazilisplastik

  • Verstärkung des Schließmuskelsystems durch den M. gracilis (Schlanker Oberschenkelmuskel)
  • Der Muskel wird um den Analkanal herumgeführt
  • Ein implantierter Schrittmacher induziert eine tonische Kontraktion
  • Zur Defäkation (Stuhlgang) kann dieser perkutan deaktiviert werden

2. Artificial Bowel Sphincter (ABS)

  • Kunststoffring mit aufblasbarer Manschette wird um den Analkanal gelegt
  • Ein Pumpenventil steuert die Füllung und Entleerung der Manschette
  • Implantation des Ventils in der Labie (Schamlippe) oder im Skrotum (Hodensack)
  • Erfolgsrate: ca. 70 % der Patienten profitieren vom Ersatz

Eingriffe bei Rektumprolaps

  • Minimal-invasive abdominelle Resektionsrektopexie (Synonyme: Rektopexie, Sigmaresektion)
  • Fixierung des Rektums am Promontorium/Os sacrum (Kreuzbein)
  • Ggf. partielle Darmresektion zur Verbesserung der Stuhlkontinenz
  • Erfolgsrate: 60-90 % erreichen eine zufriedenstellende Stuhlkontinenz

Eingriffe bei sensorischer Stuhlinkontinenz

  • Ursache: gestörte sensible Wahrnehmung der Analschleimhaut
  • Oft Folge eines Hämorrhoidalvorfalls (Analprolaps)
  • Therapie: Hämorrhoidenentfernung (Parks-/Longo-Verfahren)

Eingriffe bei neurogener Stuhlinkontinenz

  • Sakrale Nervenstimulation (SNS)
    • Indikation: neurogene Stuhlinkontinenz ohne muskuläre Defekte
    • Elektrische Stimulation der sakralen Nerven zur Verbesserung der Schließmuskelkontrolle
    • Langfristige Erfolgsraten variabel

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Vorteile Nachteile
Sphinkterrekonstruktion Erhalt der natürlichen Muskulatur, gute Ergebnisse bei partiellen Defekten Begrenzte Erfolgsrate bei ausgedehnten Defekten
Grazilisplastik Biologisches Verfahren, keine Fremdimplantate Aufwendige Operation, langfristige Funktionsfähigkeit begrenzt
Artificial Bowel Sphincter (ABS) Mechanische Kontrolle der Kontinenz, hohe Erfolgsquote Technisch anspruchsvoll, potenzielle Komplikationen wie Infektionen
Rektopexie bei Rektumprolaps Behandlung der zugrundeliegenden Ursache, hohe Erfolgsraten Nicht bei allen Inkontinenzformen geeignet
Sakrale Nervenstimulation (SNS) Minimalinvasiv, Verbesserung der Nervensteuerung Nicht wirksam bei muskulären Defekten

Fazit

Die Wahl der operativen Therapie hängt von der zugrunde liegenden Ursache der Stuhlinkontinenz ab. Während Sphinkterrekonstruktionen oder Schließmuskelersatzplastiken bei strukturellen Defekten indiziert sind, können bei sensorischen oder neurogenen Inkontinenzen andere Verfahren wie die sakrale Nervenstimulation oder die Rektopexie zum Einsatz kommen. Eine sorgfältige Patientenselektion ist entscheidend für den Therapieerfolg.