Speichelsteinleiden (Sialolithiasis) – Operative Therapie

Das Speichelsteinleiden (Sialolithiasis) ist eine häufige Erkrankung der großen Speicheldrüsen, insbesondere der Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse) und der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse). Die Therapie richtet sich nach Lokalisation, Größe und Mobilität des Speichelsteins. Moderne Behandlungsstrategien fokussieren sich zunehmend auf minimalinvasive, drüsenerhaltende Verfahren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Symptomatische Sialolithiasis mit rezidivierender Schwellung und Schmerzen.
  • Nachgewiesene Gangobstruktion (Verlegung des Ausführungsgangs) mit Speichelstau.
  • Rezidivierende Sialadenitis (Speicheldrüsenentzündung) infolge eines Steins.
  • Therapieresistenz auf konservative Maßnahmen wie Hydratation und Sialogoga (speichelstimulierende Medikamente).

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute eitrige Sialadenitis (Gefahr der Infektionsausbreitung).
  • Stenosen (Verengungen) der Ausführungsgänge, die eine endoskopische Therapie unmöglich machen.

Operationsverfahren

  • Minimalinvasive Verfahren:
    • Drüsenmassage – Bei sehr kleinen Steinen („Gries“) in Papillennähe möglich.
    • Interventionelle Sialoendoskopie:
      • Endoskopische Entfernung (minimalinvasiv) kleiner Steine bis 5 mm.
      • Intraduktale Lithotripsie (Steinzertrümmerung) mittels Laserfasern (Ho:YAG-Laser) oder Mikrobohrern für größere Steine.
      • Kombination mit extraoraler chirurgischer Entfernung bei Steinen im Ductus parotideus (Ohrspeicheldrüsengang), falls endoskopische Techniken versagen.
    • Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL):
      • Indiziert bei intraglandulärer Steinlage.
      • Besonders geeignet für Parotissteine als Alternative zur Parotidektomie (operative Entfernung der Ohrspeicheldrüse).
      • Mehrere Sitzungen erforderlich.
      • Die sandartigen Fragmente werden durch Sialogoga und Drüsenmassage ausgeschwemmt.
      • Falls kein Spontanabgang: Kombination mit endoskopischer Entfernung oder Gangschlitzung.
  • Chirurgische Verfahren:
    • Sialolithotomie (Gangschlitzung mit Steinentfernung):
      • Bei Steinen im Wharton-Gang (Ausführungsgang der Glandula submandibularis und Glandula sublingualis).
      • Bei Steinen im Stenon-Gang – Extraorales Vorgehen bevorzugt, da enorale Verfahren mit einem hohen Stenoserisiko verbunden sind.
    • Drüsenexstirpation (Sialektomie, vollständige chirurgische Entfernung der Speicheldrüse):
      • Indiziert bei Versagen der minimalinvasiven Verfahren.
      • Exstirpation der Glandula submandibularis bei persistierender Sialolithiasis.
      • Partielle Parotidektomie bei Parotissteinen, wenn eine ESWL oder endoskopische Verfahren nicht erfolgreich sind.

Postoperative Nachsorge

  • Sialogoga (speichelstimulierende Medikamente) zur Förderung der Speichelproduktion.
  • Drüsenmassage zur Unterstützung der Steinfragment- und Speichelausscheidung.
  • Hydratation zur Vermeidung von erneuter Steinbildung.
  • Regelmäßige Nachkontrollen mittels Sonographie (Ultraschall) oder Sialendoskopie (Endoskopie von Speichelgängen der großen Kopfspeicheldrüsen), um erneute Steinbildungen frühzeitig zu erkennen.

Mögliche Komplikationen

  • Persistierende Gangstenosen → Risiko für erneute Obstruktionen.
  • Speichelfisteln nach chirurgischen Eingriffen.
  • Bleibende Schädigung des Nervus facialis (Gesichtsnerv) bei Parotidektomie.
  • Rezidivierende Sialolithiasis, insbesondere bei unvollständiger Steinentfernung.

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Endoskopische Steinextraktion Kleine Steine (<5 mm), mobiler Stein Drüsenerhaltend, minimalinvasiv Nicht bei großen oder fixierten Steinen möglich
Lithotripsie (Laser, ESWL) Mittelgroße Steine (5–10 mm), intraglanduläre Lage Keine Schnittoperation erforderlich, drüsenschonend Mehrere Sitzungen nötig, Risiko unvollständiger Fragmentelimination
Sialolithotomie Steine im Wharton- oder Stenon-Gang Direkte Steinentfernung, schnelle Symptomlinderung Risiko von Stenosen
Drüsenexstirpation (Sialektomie) Therapieresistenz, große oder multiple Steine Definitive Lösung, keine Rezidive Invasive Operation, Risiko für Nervenschädigung

Fazit

Die Wahl der Therapie richtet sich nach Steinlage, -größe und -mobilität. Minimalinvasive Verfahren wie die Sialoendoskopie oder ESWL sollten bevorzugt werden, um die Drüsenfunktion zu erhalten. Chirurgische Eingriffe bleiben bei therapieresistenter Sialolithiasis oder großen Steinen notwendig. Eine konsequente Nachsorge mit Hydratation, Sialogoga und Ultraschallkontrollen ist essenziell zur Vermeidung von Rezidiven.