Schluckstörung (Dysphagie) – Weitere Therapie

Die Therapie einer Dysphagie (Schluckstörung) erfolgt in Abhängigkeit von der Ursache.

Bei parkinsonbedingter Dysphagie belegen Studien bei einigen Patienten das Ansprechen auf L-Dopa [1]. 

Bei Fortbestehen einer Dysphagie ist ggf. ein vollständiger oder teilweiser Ersatz der Ernährung über eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG; endoskopisch angelegter künstlicher Zugang von außen durch die Bauchdecke in den Magen) erforderlich.

Allgemeine Maßnahmen

  • Erhalt des Normalgewichts anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Pharyngeale elektrische Stimulation (Pharyngeale-Elektro-Stimulation, PES; elektrische Stimulation an einen bestimmten Bereich des Pharynx'/Rachen) bei Apoplex-bedingter (Schlaganfall-bedingter) Dysphagie; führte in einer Studie dazu, dass die die Trachealkanüle (Röhrchen die in ein Tracheostoma/Öffnung der Luftröhre nach außen eingelegt werden, um dieses offen zu halten) bei signifikant mehr Patienten unmittelbar nach der Stimulationstherapie entfernt werden (49 versus 9 Prozent) konnte; des Weiteren war der Krankenhausaufenthalt der Patienten, die auf die PES-Behandlung ansprachen, durchschnittlich um 22 Tage kürzer als bei Patienten, die kein Therapieansprechen zeigten [3].

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen  

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
  • Bei Schluckstörungen kann durch funktionelle Maßnahmen das Risiko vermindert werden, dass feste oder flüssige Nahrung in die Atemwege unterhalb der Glottisebene (Stimmlippenapparat mit zugehörigen Stellknorpeln, mit zugehöriger Stimmritze) gerät. Dabei trägt folgende Haltung zu einer Drucksenkung am oberen Ösophagussphinkter (Speiseröhrenschließmuskel) bei: Kopfbeugung und Flexion (Beugung) des Halses [2].
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen (bedarfsdeckende aspirationsfreie Ernährung):
    • Die Nahrung muss gut gekaut werden.
    • Feste Speisen mit dem Mixer pürieren, eventuell unter Zugabe einer leichten Soße. Zum Pürieren von gegartem Gemüse ist es empfehlenswert, Milch anstelle einer Bouillon zu verwenden. Durch die Zugabe gekochter Kartoffeln lässt sich die pürierte Mahlzeit in ihrer Festigkeit variieren. Die pürierte Speise kann mit eiweißreichen Nahrungsmitteln wie Ei, Reibe- oder Weichkäse, Tofu, püriertem Hähnchenfleisch oder püriertem Fisch ergänzt und mit Rahm oder etwas Butter verfeinert werden.
    • breiige und flüssige Kost wie Suppen, Kartoffelbrei und Gemüsepürees bevorzugen
    • häufig kleine Mengen trinken (Pfefferminz-, Kräutertee, Mineralwasser, Buttermilch oder Kefir) 
      Beachte: Pfefferminztee kann einen Reflux (Rückfluss von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten in den Ösophagus (Speiseröhre)) verstärken.
    • vor den Mahlzeiten jeweils zwei Pfefferminzöltabletten; Pfefferminzöl kann die glatte Muskulatur der Speiseröhre relaxieren und so die Schluckbeschwerden bei Patienten mit nachweisbarem Ösophagusspasmus (Speiseröhren Krampf) oder funktioneller ösophagogastraler Obstruktion (Bewegungsstörung im Bereich Speiseröhre-Magen) verbessern; dabei wurden Ansprechraten von 83 % bzw. 100 % erreicht [4].
  • Ggf. Optimierung der Sondenkost
  • Ggf. Kostadaptation: Beratung und gemeinsame Zubereitung von spezieller Dysphagiekost
  • Weitere spezielle Ernährungsempfehlungen in Abhängigkeit von der Ursache der Dysphagie (Schluckstörung).
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Logopädie – mit dem Ziel der Verbesserung von Schluckverhalten (logopädische Schlucktherapie)
  • Atemtherapie (reflektorische Atemtherapie)

Literatur

  1. Warnecke T, Oelenberg S, Teismann I et al.: Endoscopic characteristics and levodopa responsiveness of swallowing function in progressive supranuclear palsy. Mov Disord 2010 Jul 15;25(9):1239-45. doi: 10.1002/mds.23060
  2. Matsubara K et al.: Effect of Three Different Chin-Down Maneuvers on Swallowing Pressure in Healthy Young Adults. Laryngoscope 2015, online 12. August; doi: 10.1002/lary.25552
  3. Dziewas R et al.: Pharyngeal electrical stimulation for early decannulation in tracheotomised patients with neurogenic dysphagia after stroke (PHAST-TRAC): a prospective, single-blinded, randomised trial. Lancet Neurol Published:August 28, 2018 doi:https://doi.org/10.1016/S1474-4422(18)30255-2
  4. Khalaf MHG et al.: Impact of Peppermint Therapy on Dysphagia and Non-cardiac Chest Pain: A Pilot Study Dig Dis Sci 64, 2214–2218 (2019). https://doi.org/10.1007/s10620-019-05523-8