Schluckstörung (Dysphagie) – Klassifikation

Eine Videoendoskopie-Studie [1] zu den krankheitsübergreifenden Störungsmustern der Dysphagien stellt eine neue neurologische Klassifikation vor, die die Dysphagie anhand des phänotypischen bzw. endoskopisch sichtbaren Störungsmusters eingeteilt. Dabei wurden die Störungsmuster durch die sogenannte Schluckendoskopie (FEES: „fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing“), die eine präzise Visualisierung des Schluckvorgangs ermöglicht, genauer charakterisiert.

Störungsmuster bei der FEES Mögliche neurologische Erkrankungen
Vorzeitiges Abgleiten des Nahrungsbolus in den Rachenraum/Pharynx (= Leaking) hauptsächlich bei Apoplex-Patienten (Schlaganfallpatienten)
„Pathologischer Schluckreflex" 
„Residuen in den Valleculae“ (Bolusreste nach dem Schlucken in dem Spaltraum zwischen Zungengrund und Kehldeckel), d. h. unzureichende „pharyngeale Bolusreinigung idiopathisches Parkinson-Syndrom (hier: am häufigsten)
„Residuen im Sinus Piriformis" (Spaltraum, der beidseits vom Kehldeckel zum Speiseröhreneingang verläuft)  Myositis/Muskelentzündungen, Motoneuronerkrankungen und Hirnstamminfarkten als Ausdruck einer Störung des oberen Ösophagussphinkters (Speiseröhrenschließmuskel)
„Pharynglolaryngeale Bewegungsstörungen" (also im Rachen-Kehlkopf-Bereich) atypische Parkinson-Syndrome und Apoplex (Schlaganfall)
„Fatigue des Schluckens" war häufig bei Myasthenia gravis (eine seltene, autoimmun bedingte Muskelschwäche) 
„Komplexe Dysphagie" mit einem gemischten Störungsmuster  amyotrophe Lateralsklerose (ALS) (führender Mechanismus)

Literatur

  1. Warnecke T, Labeit B, Schroeder J et al.: Neurogenic Dysphagia: Systematic Review and Proposal of a Classification System. Neurology. 2021; 96: e876-e889 doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000011350