Reizmagen (funktionelle Dyspepsie) – Einleitung

Bei der funktionellen Dyspepsie (FD) – umgangssprachlich Reizmagen genannt – handelt es sich um eine funktionelle Störung im Bereich des Magens, der keine pathologische (krankhafte) Veränderung zugrunde liegt.

Synonyme und ICD-10: Gastrointestinale Reizung; dyspeptische Beschwerden; nichtulzeröse Dyspepsie (engl. "Non-ulcer-Dyspepsie" (NUD)); ICD-10-GM K30: Funktionelle Dyspepsie

Die funktionelle Dyspepsie gehört zu den funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen (FGID; engl. functional gastrointestinal disorders).

Man spricht von einer funktionellen Dyspepsie, wenn die Symptomatik seit mindestens drei Monaten besteht und mindestens sechs Monate vor Diagnosestellung aufgetreten ist.

Die funktionelle Dyspepsie wird durch die Rom-Konsensuskonferenzen definiert und den "funktionellen gastroduodenalen Störungen" zugeordnet [1]. Siehe dazu unter Klassifikation.

Bei dieser Diagnose handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose, d. h. die Diagnose darf erst gestellt werden, wenn durch die Routinediagnostik inkl. der Endoskopie keine ursächlichen strukturellen oder laborchemischen Abweichungen nachweisbar sind.

Formen der funktionellen Dyspepsie (FD)

  • Postprandiales Distress-Syndrom (PDS): Beschwerden wie Völlegefühl und frühe Sättigung nach dem Essen.
  • Epigastrisches Schmerz-Syndrom (EPS): Schmerzen oder Brennen im Oberbauch, unabhängig von Mahlzeiten.
  • Mischtyp: Kombination aus PDS und EPS.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend mit zunehmendem Alter auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Diese liegt bei 5-20 % (in Ländern mit westlich geprägtem Lebensstil). 5 % der Deutschen leiden an Oberbauchbeschwerden und wiederum 50 % derer an einem Reizmagen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Die funktionelle Dyspepsie verläuft meist chronisch mit wechselnden Phasen der Symptomatik. Typische Symptome sind Völlegefühl, frühe Sättigung, Schmerzen oder Brennen im Oberbauch, die häufig nach dem Essen auftreten und sich durch körperliche oder psychische Belastungen verstärken können.
  • Episoden der Symptomfreiheit können sich mit Phasen intensiver Beschwerden abwechseln. Diese Schwankungen können von Tagen bis Monaten variieren.
  • Obwohl die Symptomatik unangenehm ist, kommt es selten zu schwerwiegenden Komplikationen wie Ulzera (Geschwüren).

Prognose

  • Die Prognose des Reizmagensyndroms ist im Allgemeinen gut. Das Risiko, dass sich eine entzündliche oder maligne Erkrankung des Magens entwickelt, ist nicht erhöht.
  • Patienten mit funktioneller Dyspepsie leiden jedoch häufig unter erheblichen Schmerzen und einer eingeschränkten Lebensqualität. Diese Beeinträchtigungen können sich negativ auf das soziale und berufliche Leben auswirken.
  • Die Langzeitprognose ist günstig, viele Patienten erfahren im Laufe der Zeit eine Besserung der Symptome, insbesondere mit geeigneter Behandlung und Lebensstiländerungen.

Komorbiditäten

  • Patienten mit funktioneller Dyspepsie leiden im Vergleich zu Patienten ohne gastrointestinale Beschwerden eher an Ängstlichkeit, Depression und somatoformen Störungen (psychischen Erkrankung, die zu körperlichen Symptomen führt, ohne dass körperliche Befunde zu erheben wären).
  • Weitere häufige Begleiterkrankungen sind das Reizdarmsyndrom (IBS), chronische Kopfschmerzen und fibromyalgieartige Schmerzen.

Literatur

  1. Drossman DA, Hasler WL: Rome IV – Functional GI Disorders: Disorders of Gut-Brain InteractionGastroenterology. 2016;150(6):1257-1261. doi: 10.1053/j.gastro.2016.03.035