Reizdarmsyndrom – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein Reizdarmsyndrom (RDS) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom und werden oft zuerst bemerkt:

  • Rezidivierende (wiederkehrende) Schmerzen im Unterbauch*: Bessern sich meist nach der Stuhlentleerung (treten bei ca. 70-80 % der Betroffenen auf)
  • Veränderte Stuhlgewohnheiten*: Ein Wechsel zwischen Verstopfung (Obstipation) und Durchfall (Diarrhoe)** (tritt bei ca. 60-70 % der Betroffenen auf)
    • Es gibt verschiedene Typen des Reizdarmsyndroms: obstipationsdominant, diarrhöedominant und Mischtypen
    • Achtung: Besteht überwiegend Durchfall als Leitsymptom, liegt meist kein Reizdarmsyndrom vor.
  • Meteorismus (Blähungen): Ständige oder wiederkehrende Blähungen, die oft zu einem Druck- oder Völlegefühl führen (tritt bei ca. 50-60 % der Betroffenen auf)

Die Symptome treten verstärkt in Stressepisoden oder Zeiten emotionaler Aufregung auf.

*Bei dieser Symptomatik liegt bei der Hälfte der betroffenen Patienten eine funktionelle Darmstörung vor.
**Bis zu 30 Stuhlgänge pro Tag ist keine Seltenheit.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines Reizdarmsyndroms:

  • Veränderte Stuhlfrequenz: Häufige Veränderungen in der Häufigkeit des Stuhlgangs, die je nach Betroffenen unterschiedlich sein können (tritt bei ca. 30-40 % der Betroffenen auf)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Dyspepsie (Oberbauchbeschwerden): Völlegefühl oder Druckgefühl im Oberbauch, oft begleitet von Übelkeit (tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf)
  • Aufstoßen und Sodbrennen: Wird durch das Reizdarmsyndrom verstärkt (tritt bei ca. 20 % der Betroffenen auf)
  • Nausea (Übelkeit) und Erbrechen (tritt bei ca. 10-20 % der Betroffenen auf)
  • Mühsame Stuhlpassage: Schwierigkeiten beim Stuhlgang, auch wenn der Stuhldrang stark ist (tritt bei ca. 30 % der Betroffenen auf)
  • Kleinvolumiger Stuhlgang: Weniger Stuhlvolumen pro Stuhlgäng, auch bei häufigem Stuhlgang (tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf)
  • Schleimabgang: Austreten von Schleim aus dem Enddarm, oft begleitend zu den veränderten Stuhlgewohnheiten (tritt bei ca. 20 % der Betroffenen auf)
  • Gefühl der inkompletten Darmentleerung (tritt bei ca. 30-40 % der Betroffenen auf)
  • Distensionsgefühl (Überdehnungsgefühl im Darm): Ein starkes Gefühl der Überdehnung im Darmbereich, oft begleitet von Blähungen (tritt bei ca. 30-40 % der Betroffenen auf)
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Manche Betroffene reagieren empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel, was die Symptome verschlimmern kann (tritt bei ca. 20-30 % der Betroffenen auf).

Beachte!

  • Die Symptomatik der symptomatischen unkomplizierten Divertikelkrankheit zeigt eine Ähnlichkeit zum Reizdarmsyndrom.
  • Patienten mit gastrointestinalen Beschwerden geben häufiger gleichzeitig eine Depression an.

Warnzeichen (red flags) für somatische Krankheitsursachen

Folgende Symptome bedürfen der weiteren Diagnostik zum Ausschluss einer somatischen (körperlichen) Erkrankung:

  • Anamnestische Angaben:
    • Familienanamnese
      • Entzündliche Darmerkrankungen
      • Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
    • Erstmanifestation (erstmaliges Auftreten) nach dem > 40. (50.) Lebensjahr
    • Kurze Anamnese (< 3 Monate) und/oder progrediente (fortschreitende/zunehmende) Symptomatik
    • Vorangegangene Antibiotikatherapie
  • Relevante Anomalien bei der körperlichen Untersuchung: z. B. tastbare Resistenzen
  • Im Basislabor:
    • Anämie (Blutarmut) und/oder andere relevante Entzündungszeichen (Leukozytose; BKS- und/oder CRP-Erhöhung)
    • Okkultes Blut im Stuhl
    • Weitere laborchemische Befunde: Erhöhung von Pankreas- oder Leberenzymen, Cholestaseparametern, Nierenretentionswerten; Hinweise auf Schilddrüsenfehlfunktion; Erhöhung von Calprotectin im Stuhl
  • Leitsymptom Diarrhoe (Durchfall)
  • Blut im Stuhl (Hämatochezie), Teerstuhl oder okkultes Blut im Stuhl
  • Fettstühle (Steatorrhoe)
  • Fieber
  • Gewichtsverlust > 10 % bei unveränderter Nahrungszufuhr
  • Leistungsknick
  • An Intensität zunehmende Symptome
  • Nächtliche Beschwerden bzw. Aufwachen wg. Schmerzen oder Symptome
  • Nächtliche Stuhlentleerungen
  • Schmerzen lokalisieren sich
  • Dysphagie (Schluckstörung)
  • Wachstumsstörungen (bei Kindern)
  • Schmerzen abseits des Nabels (bei Kindern)
  • Zyklusstörungen (Menstruationsstörungen)

Beachte:

  • Wenngleich die Alarmsymptome eine hohe Spezifität für das Vorliegen entzündlicher oder maligner Grundkrankheiten haben, so spielen sie dennoch für deren Ausschluss wegen ihrer sehr geringen Sensitivität keine maßgebliche Rolle.
  • Zur positiven Diagnosestellung sollen insbesondere schwerwiegende, potenziell bedrohliche, Krankheiten ausgeschlossen werden, die sich mit ähnlicher Symptomatik wie ein RDS manifestieren können [S3-Leitlinie].
    • Falls die RDS-Symptomatik erst seit weniger als 12 (bis 24) Monaten besteht, so sind insbesondere auch maligne Ursachen (Tumorerkrankungen) auszuschließen: kolorektales Karzinom (Kolon- und Rektumkarzinom/Dickdarm- und Mastdarmkrebs) und Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs; bei ca. 85 % der betroffenen Patienten treten vor der Krebsdiagnose typische Reizdarmbeschwerden neu auf; häufig als erstes Symptom).