Periimplantitis – Einleitung

Bei einer Periimplantitis handelt es sich um eine progressiv verlaufende Entzündung des knöchernen Lagers eines Zahnimplantates mit periimplantärem Knochenverlust. Im Gegensatz dazu bezeichnet eine periimplantäre Mukositis eine reversible Entzündung, die ausschließlich das Weichgewebe (Schleimhaut) um das Implantat betrifft.

Synonyme und ICD-10: periimplantäre Ostitis; ICD-10-GM K10.9: Krankheit der Kiefer, nicht näher bezeichnet

Die Erkrankung wird durch gemischte anaerobe Keime verursacht. Parodontopathogene Keime (Zahnhalteapparat-krankmachende Keime) können von verbliebenen Zähnen auf Implantate übertragen werden. Auch beim zahnlosen Patienten ist eine Persistenz parodontopathogener Keime gegeben.

Erregerreservoir ist die orale Keimflora (Keimflora des Mundes).

Der Eintritt des Erregers erfolgt über das periimplantäre Weichgewebe.

Formen der Periimplantitis

  • Periimplantäre Mukositis
    • Definition: Reversible Entzündung ausschließlich des Weichgewebes um das Implantat.
    • Symptome: Rötung, Schwellung, Blutung beim Sondieren.
    • Verlauf: Bei rechtzeitiger Behandlung gut heilbar.
  • Periimplantitis
    • Definition: Progressiv verlaufende Entzündung des knöchernen Lagers eines Zahnimplantates mit periimplantärem Knochenverlust.
    • Symptome: Rötung, Schwellung, Blutung beim Sondieren, Eiterung, Knochenverlust, Lockerung des Implantats.
    • Verlauf: Fortschreitend und kann unbehandelt zum Implantatverlust führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Denkbar wären in diesem Zusammenhang ein unterschiedlich aufwendiges Reinigungsverhalten [1].

Häufigkeitsgipfel: Patienten höheren Alters sind von einer Periimplantitis häufiger betroffen. Denkbar wäre auch hier ein Zusammenhang zur Umsetzbarkeit von Mundhygienevorgaben [1].

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Diese wird zwischen 6 und 43 % der Implantate eingeschätztsie beträgt 26 % bei Patienten mit einer Implantatfunktionsdauer von mehr als fünf Jahren.

Inzidenz: Diese steigt innerhalb von fünf Jahren auf bis zu 44,0 Prozent.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Initiale Phase

  • Die Entzündung beginnt im Weichgewebe um das Implantat (periimplantäre Mukositis).
  • Symptome wie Rötung, Schwellung und Blutung beim Sondieren sind charakteristisch.
  • In dieser Phase ist die Erkrankung reversibel und gut behandelbar.

Fortschreitende Phase

  • Bei unzureichender Behandlung oder fortgesetzter Reizeinwirkung (z. B. unzureichende Mundhygiene) lagert sich Biofilm (Plaque) auf den Implantatoberflächen ab.
  • Die Entzündung greift auf den umgebenden Knochen über, es kommt zur Osteolyse (Knochenabbau).
  • Symptome verschlimmern sich und können Eiterung und Schmerzen umfassen.

Chronische Phase

  • Die fortschreitende Entzündung führt zu signifikantem Knochenverlust.
  • Implantate können sich lockern und letztlich ausfallen.
  • Trotz chirurgischer Interventionen besteht das Risiko von Rezidiven (Wiederauftreten der Entzündung).

Prognose

Periimplantäre Mukositis

  • Bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung ist die Prognose gut.
  • Durch verbesserte Mundhygiene und regelmäßige professionelle Zahnreinigungen kann die Entzündung gestoppt und rückgängig gemacht werden.

Periimplantitis

  • Die Prognose hängt vom Ausmaß der Knochenzerstörung und der rechtzeitigen Behandlung ab.
  • Chirurgische Interventionen sind oft erforderlich, um den Fortschritt der Erkrankung zu stoppen.
  • Langzeitprognose kann ungünstig sein, insbesondere bei fortgeschrittener Periimplantitis und bei Risikofaktoren wie Rauchen.
  • Es besteht ein hohes Risiko für Rezidive, und in vielen Fällen kann der Implantatverlust nicht verhindert werden.

Komorbiditäten 

  • Rauchen: Erhöhtes Risiko für Implantatverlust und schlechtere Heilungschancen.
  • Diabetes mellitus: Kann das Risiko für periimplantäre Infektionen erhöhen.
  • Schlechte Mundhygiene: Erhöht das Risiko für periimplantäre Entzündungen.

Literatur

  1. Sahm N: Klinische und experimentelle Untersuchungen zur Prävalenz und Ätiologie periimplantärer Entzündungen. Universität Düsseldorf, Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie, Diss. 2009

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Die Behandlung periimplantärer Infektionen an Zahnimplantaten. (AWMF-Registernummer: 083-023), Mai 2016 Langfassung