Narbenbruch (Narbenhernie) – Operative Therapie

Eine Narbenhernie ist eine Fasziendehiszenz (Auseinanderweichen der Bauchdeckenfaszie) im Bereich einer früheren Operationsnarbe, die mit einem Bruchsack und eventuellem Eingeweideprolaps (Vorfall von Bauchorganen) einhergehen kann.

Beachte: Nach aktueller Lehrmeinung sollte eine Narbenhernie operativ behandelt werden, da sich unbehandelte Hernien im Verlauf vergrößern und zu Komplikationen wie Einklemmung (Inkarzeration) oder Darmobstruktion (Darmverschluss) führen können.

Operationsverfahren

Die operative Versorgung kann als offene oder laparoskopische Operation erfolgen.

1. Versorgung mittels direkter Naht

  • Indikation:
    • Kleinere Narbenhernien (< 2-4 cm Bruchpfortendurchmesser).
    • Patienten mit geringerem Rezidivrisiko (z. B. ohne Adipositas, keine Bindegewebsschwäche).
  • Technik:
    • Direkte Fasziennaht mit nicht-resorbierbarem Faden.
    • Raffung der Faszienkanten zur Wiederherstellung der Bauchdeckenstabilität.
  • Nachteil:
    • Hohe Rezidivrate (bis zu 30 %) bei größeren Defekten oder erhöhtem intraabdominalen Druck.

2. Netzverstärkte Hernienplastik

Indikation:

  • Narbenhernien > 4 cm.
  • Rezidivhernien (erneut aufgetretene Narbenbrüche).
  • Patienten mit Risikofaktoren für eine Nahtdehiszenz/Aufklaffen von Wundrändern, die bereits durch eine Naht versorgt wurden (Adipositas, Diabetes, Bindegewebsschwäche).

Implantation eines Kunststoffnetzes

  • Kann offen oder laparoskopisch erfolgen.
  • Vorteile gegenüber der direkten Naht:
    • Niedrigere Rezidivrate (Rate des Wiederauftretens).
    • Stabilere Bauchwandrekonstruktion bei großen Defekten.

Netzpositionierungstechniken:

  1. Sublay-Technik (retromuskulär)
    • Netzplatzierung zwischen Muskulatur und hinterem Faszienblatt.
    • Vorteile:
      • Geringere Infektionsrate als bei intraperitonealer Platzierung.
      • Anatomisch stabilere Lage.
    • Standardtechnik bei offenen Narbenhernienoperationen.
  2. Underlay-Technik (präperitoneal oder intraperitoneal)
    • Netzplatzierung zwischen Peritoneum und Faszie (präperitoneal) oder intraperitoneal.
    • Wird häufig laparoskopisch (IPOM = Intraperitoneales Onlay-Mesh) angewendet.
    • Nachteil:
      • Höheres Risiko für Verwachsungen (Adhäsionen) zwischen Netz und Darmschlingen.
    • Wird bevorzugt bei laparoskopischen Verfahren eingesetzt.

Netzbedingte Komplikationen sind proportional zur Größe des Implantats:

  • Größere Netze → höhere Infektionsgefahr und Serombildung (Bildung von Wundflüssigkeit).
  • Biologisch resorbierbare Netze werden bei infektgefährdeten Patienten eingesetzt.

Postoperative Nachsorge und Komplikationen

  • Postoperative Komplikationen hängen von der Bruchpfortengröße und der Operationstechnik ab.
  • Mögliche Komplikationen:
    • Netzinfektionen (erfordern in schweren Fällen eine Entfernung des Implantats).
    • Serome oder Hämatome (Flüssigkeitsansammlung in der Wundhöhle).
    • Rezidivhernien (erneutes Auftreten der Hernie).
    • Chronische Schmerzen durch Netzimplantation oder Nervenirritationen.

Wiederaufnahme normaler körperlicher Aktivitäten:

  • Nach 10-14 Tagen:
    • Hausarbeit, leichte Gartenarbeit, Radfahren, Autofahren möglich.
  • Nach 6 Wochen:
    • Heben von Gewichten über 10 kg erlaubt.
  • Bauchbinde:
    • Tragen für ca. 6 Wochen empfohlen.
    • Nach 2 Wochen kann sie nachts weggelassen werden.

Zusammenfassung der operativen Therapieoptionen bei Narbenhernien

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Direkte Naht Bruchpforte < 2-4 cm Einfache Technik Hohe Rezidivrate
Sublay-Netz (retromuskulär) > 4 cm, Standard bei offenen OPs Anatomisch stabil, geringere Infektionsrate Technisch anspruchsvoll
Underlay-Netz (präperitoneal/laparoskopisch, IPOM) Laparoskopisch bevorzugt Minimalinvasiv Höheres Risiko für Verwachsungen
Biologisch resorbierbare Netze Infektgefährdete Patienten Keine dauerhaften Fremdkörperreaktionen Hohe Kosten, begrenzte Stabilität

Fazit: Narbenhernien sollten operativ versorgt werden, insbesondere bei größeren Defekten (> 4 cm) ist die Netzverstärkung Standard. Die Wahl der Technik hängt von Bruchgröße, Patientenfaktoren und chirurgischer Expertise ab.