Narbenbruch (Narbenhernie) – Einleitung

Eine Narbenhernie (lat. Hernia cicatrica), umgangssprachlich auch als Narbenbruch bezeichnet, ist eine Form der Hernie, bei der die Bruchpforte durch eine Narbe gebildet wird, die sich durch alle Schichten der Bauchwand erstreckt. Diese Narbe ist in der Regel das Ergebnis einer vorhergehenden abdominalen Operation. Aufgrund ihrer reduzierten Elastizität kann es unter Belastung zur Erweiterung der Narbe und damit zur Entstehung eines Bruchsacks kommen.

Synonyme und ICD-10: Narbenbruch; ICD-10-GM K43.0: Narbenhernie mit Einklemmung, ohne Gangrän; ICD-10-GM K43.1: Narbenhernie mit Gangrän; ICD-10-GM K43.2: Narbenhernie ohne Einklemmung und ohne Gangrän

Anatomie und Funktionen

Eine Hernie entsteht, wenn das parietale Peritoneum (das äußere Blatt des Bauchfells, das die Bauchhöhle auskleidet) durch eine Schwachstelle in der Bauchwand nach außen dringt. Bei einer Narbenhernie bildet die Operationsnarbe diese Schwachstelle. Der Bruchsack, der sich durch diese Lücke nach außen stülpt, kann verschiedene Bestandteile des Abdomens, wie das Omentum (lat. für „Netz“ oder „Bauchnetz“) oder Teile des Dünndarms, enthalten.

Formen der Erkrankung

Narbenhernien werden nach verschiedenen Kriterien klassifiziert:

  • Mit oder ohne Einklemmung: Bei eingeklemmten (inkarzerierten) Hernien ist der Bruchsackinhalt in der Bruchpforte eingeschlossen, was zu einer Minderdurchblutung führen kann.
  • Mit oder ohne Gangrän: Inkarzerierte Hernien können zu einer Gangrän führen, wenn die Blutzufuhr unterbrochen wird und das eingeschlossene Gewebe nekrotisch wird.

Ursachen

Narbenhernien treten als Spätkomplikation nach abdominalen Operationen auf. Zu den Risikofaktoren zählen:

  • Mangelhafte Wundheilung: Durch Infektionen oder schlechte Durchblutung kann die Wundheilung beeinträchtigt werden, was die Entstehung einer Hernie begünstigt.
  • Erhöhte intraabdominale Druckverhältnisse: Beispielsweise durch chronischen Husten, Adipositas oder starke körperliche Anstrengung.
  • Technische Aspekte der Operation: Art der Nahttechnik und Materialwahl können das Risiko einer Narbenhernie beeinflussen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Nach abdominellen Operationen, typischerweise 6 bis 12 Monate postoperativ.

Prävalenz
: Etwa 10 % aller Patienten, die sich einer abdominalen Operation unterziehen, entwickeln eine Narbenhernie.

Inzidenz
: 4-10 % je nach Art des chirurgischen Eingriffs.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Initial oft asymptomatisch oder nur mit leichtem Druckgefühl im Narbenbereich.
  • Mit der Zeit zunehmende Ausdehnung der Hernie und Symptomverstärkung.
  • Komplikationen wie Inkarzeration und daraus resultierende Gangrän können auftreten.

Prognose

  • Die schlimmste Komplikation einer nicht operierten Narbenhernie ist die Inkarzeration (6-15 % der Fälle) [1].
  • Notfalloperationen bei Inkarzeration führen in ca. 25 % der Fälle zu einer notwendigen Darmresektion.
  • Eine frühzeitige operative Versorgung verbessert die Prognose erheblich und kann schwerwiegende Komplikationen verhindern.

Beachte: Eine Narbenhernie sollte immer operativ behandelt werden, um das Risiko schwerwiegender Komplikationen zu minimieren.

Literatur

  1. Conze J, Klinge U, Schumpelick V: Narbenhernien. Chirurg 2005; 76: 897-910