Morbus Crohn – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf einen Morbus Crohn hinweisen:

Beginnender Morbus Crohn

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen beginnenden Morbus Crohn und und werden oft zuerst bemerkt:

  • Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen): Schmerzen, die vor allem im rechten Unterbauch und um den Nabel herum auftreten (ca. 80 %). Diese Schmerzen können krampfartig sein und sich nach dem Essen verschlimmern.
  • Diarrhoe (Durchfall): Tritt bei etwa 70 % der Patienten auf, oft mit Schleimbeimengungen. In etwa 45 % der Fälle kann der Durchfall blutig sein, manchmal mit Schleimbeimengungen (35 %).

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines beginnenden Morbus Crohn:

  • Müdigkeit: Ein häufiges Symptom bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen, das bei vielen Patienten mit Morbus Crohn auftritt
  • Wachstumsretardierung bei Kindern: Gewichtsstillstand oder sogar Gewichtsverlust tritt bei etwa 45 % der betroffenen Kinder auf. Bei etwa 65 % der Patienten, die bereits ausgewachsen sind, ist ein signifikanter Gewichtsverlust häufig. Bei Jugendlichen kann es auch zu einer Verzögerung der Pubertät kommen.
  • Leistungsknick: Ein Rückgang der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, der bei etwa 30 % der Kinder und 40 % der Erwachsenen beobachtet wird
  • Anorexie (Appetitlosigkeit): Tritt bei etwa 25 % der Betroffenen auf, was zu weiteren Gewichtsverlusten beitragen kann
  • Fieber: Tritt bei etwa 20 % der Kinder und 15 % der Erwachsenen auf; oft als Zeichen der aktiven Entzündung.
  • Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen): Ein häufiges Laborzeichen für eine entzündliche Aktivität im Körper, das bei vielen Patienten mit Morbus Crohn auftritt

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind Anzeichen für eine entzündliche Aktivität:

  • Leukozytose (erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen): Ein typisches Laborzeichen für eine entzündliche Aktivität im Körper

(Bei Diagnosestellung: < 10 Jahre in % der Fälle / > 10 Jahre in % der Fälle)

Beachte: 19 % aller an M. Crohn-Erkrankten sind unter 20 Jahre alt, vereinzelt beginnt die Erkrankung im Säuglingsalter [3], dann ist häufig eine Wachstumsstörung wegweisend.

Hinweis!

Aufgrund dieser Symptomatik kann die Erkrankung leicht mit einer Appendicitis (Blinddarmentzündung) verwechselt werden.

Späterer Krankheitsverlauf

Leitsymptome
Im späteren Krankheitsverlauf können folgende Leitsymptome auf Komplikationen von Morbus Crohn hinweisen:

  • Perianale Abszesse und Fisteln/Analfisteln: Diese treten bei etwa 40 % der Betroffenen auf und können bei einigen Patienten sogar das erste Symptom der Erkrankung sein. Diese schmerzhaften und oft chronischen Komplikationen erfordern häufig chirurgische Eingriffe.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild von Morbus Crohn im späteren Krankheitsverlauf:

  • Tastbare Resistenz im Unterbauch: Bei fortgeschrittenem Morbus Crohn kann es zur Bildung von tastbaren Knoten oder Verdickungen im Unterbauch kommen, die auf entzündliche Prozesse oder Darmverengungen hinweisen.
  • Eisenmangelanämie: Eine durch chronischen Blutverlust oder Malabsorption bedingte Form der Blutarmut, die bei Morbus Crohn auftritt (in 30-70 % der Fälle)

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome treten bei fortgeschrittenem Morbus Crohn auf und weisen auf schwerwiegende Komplikationen hin:

  • Darmstenosen (Darmverengungen): Eine Komplikation im Verlauf von Morbus Crohn, die 30-50 % der Patienten betrifft und die das Risiko eines Darmverschlusses (Ileus) erhöht. Darmverengungen können zu erheblichen Schmerzen, Erbrechen und anderen schweren Symptomen führen.
  • Subileus (inkompletter Darmverschluss): Eine Vorstufe des vollständigen Darmverschlusses, die häufig durch Darmverengungen verursacht wird und dringender medizinischer Behandlung bedarf

Extraintestinale Manifestationen (Krankheitszeichen außerhalb des Magen-Darm-Traktes; bis zu 40 % der Fälle,  [1])

  • Atmungssystem:
    • fibrosierende Alveolitis – Erkrankung des Lungengewebes und der Lungenbläschen (Alveolen)
  • Augen und Augenanhangsgebilde:
    • EpiscleritisEntzündung des Bindegewebes zwischen Lederhaut (Sklera) und Bindehaut des Auges
    • Iridozyklitis – Entzündung von Iris (Regenbogenhaut) und Ziliarkörper (Anatomie: Corpus ciliare (Ziliar- oder Strahlenkörper)
    • Uveitis, anteriore (Entzündung der vor­de­ren gefäßfüh­r­en­den Au­gen­struktu­ren) (6 %)
  • Blut, blutbildende Organe – Immunsystem:
    • Anämie (Eisen- und B12-Mangel; häufigste Manifestation)
    • Autoimmunhämolytische Anämie – Blutarmut infolge einer Zersetzung der roten Blutkörperchen durch Autoantikörper
  • Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten:
    • Amyloidose – Systemerkrankung mit Ablagerungen von Proteinen (Eiweiß) in den verschiedensten Organsystemen
  • Haut und Unterhaut:
    • Erythema nodosum (EN; Synonyme: Knotenrose, Dermatitis contusiformis, Erythema contusiforme; Plural: Erythemata nodosa) – granulomatöse Entzündung der Subkutis (Unterhautfettgewebe), die auch als Pannikulitis bezeichnet wird, und eine schmerzhafte Knötchenbildung (rote bis blaurote Farbe; später bräunlich). Die darüber liegende Haut ist gerötet. Lokalisation: beide Unterschenkelstreckseiten, am Knie und den Sprunggelenken; seltener an den Armen oder dem Gesäß (6 %)
    • Psoriasisforme Erscheinungen (therapieinduziert) (2 %)
    • Pyoderma gangraenosum (PG; Synonym: Dermatitis ulcerosa)  sterile, destruierende, neutrophilenreiche und schmerzhafte Entzündung der Haut, bei der es großflächig, in der Regel an einer Stelle, zu einer Ulzeration (Geschwürbildung) und zu einem Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Ischämie oder sonstiger Schädigung) kommt.
      Beachte: Bei einer Pyoderma gangraenosum wird in bis zu 50  Prozent der Fälle eine Assoziation mit einer Systemerkrankung beobachtet (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), Paraproteinämien, myeloproliferative und rheumatologische Erkrankungen). (2 %)
    • Uhrglasnägel – Aufgewölbte Nägel
    • Zinkmangeldermatitis
  • Herzkreislaufsystem:
    • Perimyokarditis (Herzmuskelentzündung)
    • Tiefe Venenthrombose (TVT; Patienten < 40 Jahre haben ein zweieinhalbfach erhöhtes Risiko)
  • Leber/Gallenwege/Bauchspeicheldrüse:
    • Cholangitis (Gallengangsentzündung): primär sklerosierende Cholangitis (PSC) (1 %)
    • Cholelithiasis (Gallensteinbildung) – Risiko um den Faktor 5 erhöht
    • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
    • Steatosis hepatis (Fettleber)
  • Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm:
    • Stomatitis aphtosa (Mundfäule) – Erkrankung der Mundschleimhaut und der Gingiva (Zahnfleisch), ausgelöst durch das Herpes-Virus (Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV-1)) (8 %; die orale Manifestation kann das erste Symptom eines Morbus Crohn sein)
    • Mundhöhle: Auftreten von Bereichen mit tiefen, linearen Ulzerationen (Geschwürbildung), diese sind durch Inseln normaler, unbeteiligter Schleimhaut getrennt und ergeben ein kopfsteinpflasterartiges Aussehen. Des Weiteren Auftreten einer granulomatösen Entzündung der Lippen oder der Weichteile im Gesicht. 
  • Muskel-Skelett-System und Bindegewebe:
    • Arthralgie (Gelenkschmerzen)
    • Arthritis* (Gelenkentzündung): Poly-/Monoarhtitis (30 %)
    • Osteoporose (Knochenschwund)
    • Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans; latinisiertes Griechisch: Spondylitis „Wirbelentzündung“ und ankylosans „versteifend“) – chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken (6 %)
    • Rückenschmerzen (Lumbalgie/Lumboischialgie/Lumbago)
    • Sakroiliitis – entzündlich Veränderung der unteren Wirbelsäule (Gelenke zwischen Kreuzbein und Darmbein, Iliosakralgelenke)
  • Urogenitalsystem:
    • Nephrolithiasis (Nierensteine)
    • Zystitiden und Pyelonephritiden (Harnwegsinfektionen)

*Die Gelenkbe­teiligung kann gleichzeitig mit Morbus Crohn auf­tre­ten, ihr aber auch um Jah­re vor­ausgehen oder folgen. Dabei wird unterschieden:

  • Typ I: < 5 Gelenke betroffen; meist große Gelenke, Verlauf stark mit der Krankheitsaktivität assoziiert 
  • Typ II: > 5 Gelenke betroffen, meist sym­metri­sche Be­teiligung der Fingergelenke, eher chronisch und un­abhängig von der Krankheitsaktivität

Risikoabschätzung für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder kolorektales Karzinom (KRK) (bei Patienten < 50 Jahre) [2}

Gemeinsamkeiten von CED und KRK) sind rektale Blutung, abdominelle Schmerzen (Abdominalschmerzen; Bauchschmerzen), Diarrhoe (Durchfall), Gewichtsverlust und Eisenmangelanämie.

Gemäß einer Studie gelten 10 Parameter signifikant mit CED bzw. KRK assoziiert:

  • Rektale Blutung (positiver prädiktiver Wert (PPV): 1 %)
  • Veränderte Stuhlgewohnheiten (PPV1 %)
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Erhöhte Entzündungsmarker
  • Thrombozytose (krankhafte Vermehrung von Thrombozyten (Blutplättchen))
  • Abdominelle Schmerzen 
  • Niedriges mittleres Zellvolumen (MCV)
  • Niedriges Hämoglobin
  • Erhöhte Leukozytenzahl
  • Erhöhte Leberenzyme

Konstellationen

  • Veränderte Stuhlgewohnheiten + niedriges Hämoglobin (PPV: 9,6 %)
  • Diarrhoe + Thrombozytose (PPV: 6,9 %)
  • Rektale Blutung + Thrombozytose (PPV: 5,3 %)
  • Rektale Blutung + erhöhte Entzündungsparameter (PPV: 5,2 %)

Die Autoren empfehlen:

  • Abwartende Haltung: < 1  %
  • Calprotectin-Bestimmung: 1 - 3 %
  • Koloskopie (Darmspiegelung): > 3 %

Literatur

  1. Fickert P: CED – extraintestinale Manifestationen. WMW skriptum 2011; 7:7-9.
  2. Stapley SA et al.: Clinical features of bowel disease in patients aged < 50 years in primary care. Brit J Gen Pract 2017, online 27. März. doi: 10.3399/bjgp17X690425