Morbus Crohn – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild (Hb, Thrombozyten, Leukozyten) [Anämie (Blutarmut), Leukozytose (Vermehrung von Leukozyten/weißen Blutkörperchen) und Thrombozytose (Vermehrung von Thrombozyten/Thrombozyten) als Zeichen der chronischen Entzündung sind die häufigsten Veränderungen im Blutbild von Patienten mit Morbus Crohn. MCV und MCH können Hinweise auf Mangelerscheinungen liefern]
- BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) bzw. CRP (C-reaktive Protein) [↑; Beachte: Ein negativer CRP-Wert schließt eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) nicht aus/jeder zehnte Morbus-Crohn-Patient hat trotz aktiver Erkrankung keine CRP-Erhöhung (CRP-Nonresponder)]
- Procalcitonin (PCT) – sensitiver Biomarker für die Krankheitsaktivität bei Morbus Crohn; insbesondere bei Patienten mit hs-CRP < 19 mg/L [1]
- Calprotectin (fäkaler Inflammationsparameter; Aktivitätsparameter) – zur Erstdiagnose und Verlaufsbeurteilung ist der Stuhlparameter den Entzündungsmarkern im Blut überlegen:
- Abgrenzung nichtentzündlicher Ursachen der gastrointestinalen Beschwerden; normale fäkale Marker schließen eine aktive CED (chronisch-entzündliche Darmerkrankungen) weitgehend aus.
- Zur Crohn-Rezidivüberwachung von Patienten mit intestinaler Resektion (postoperative Nachsorge: 6 + 12 Monate nach der Operation):
- Calprotectin-Werte > 100 µg/g zeigten mit einer Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) von 89 % und einer Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) von 58 % ein Rezidiv an (negativer prädiktiver Wert: 90 %) [2]
- Calprotectin-Wert < 51 µg/g sagt eine anhaltende Revision voraus (negativer prädiktiver Wert: 79 %)
- Ferritin – zum Ausschluss einer Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)*
- 25-OH-Vitamin-D-Spiegel* [häufig erniedrigt]
- Vitamin B12-Serumspiegel – bei Crohn-Befall des terminalen Ileums oder Z.n. Resektion des terminalen Ileums; Bestimmung mind. jährlich
- Albumin im Serum
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT), AP (alkalische Phosphatase), Bilirubin [Bei Kindern sollte bei unklar erhöhten Transaminasen eine Leberpunktion (Leberbiopsie) erfolgen.]
Beachte: Eine erhöhte AP (alkalische Phosphatase) (3‑ bis 10-fach) ist häufig wegweisend für eine primär sklerosierende Cholangitis (PSC). - Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
- Bakteriologische Stuhluntersuchung (inkl. Untersuchung auf C. difficile) – in der Anfangsdiagnostik und beim fulminanten, das heißt bei außergewöhnlich heftigen Schub
*Erkrankte sollten auf Vitamin-D- und Eisenmangel überwacht werden.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Molekulare und serologische Marker der Erkrankung, wie z. B.:
- NOD2, HLA-B27 oder TNF-(Tumornekrosefaktor)-Polymorphismen oder ANCA/ASCA – Antikörper gegen neutrophile Granulozyten – sind von wissenschaftlichem Interesse, werden jedoch mangels diagnostischer oder therapeutischer Konsequenzen nicht in der Akutdiagnostik eingesetzt.
- Auto-Ak (IgA, IgG) gegen exokrines Pankreas – kommen in circa 39 % der Fälle bei Morbus Crohn vor
- Mikrobiomanalyse (sog, "Whole Genome Shotgun Sequencing") [im Vordergrund stehend: Bacteroidetes] [3]
Literatur
- Tang J, Gao X, Zhi M, Zhou HM, Zhang M, Chen HW, Yang QF, Liang ZZ: Plateletcrit (PCT): a sensitive biomarker for evaluating activity in Crohn's disease with low hs-CRP. J Dig Dis. 2015 Jan 7. doi: 10.1111/1751-2980.12225.
- Wright EK et al.: Measurement of fecal calprotectin improves monitoring and detection of recurrence of Crohn´s disease after surgery. Gastroenterology 2015; 148: 938-947
- Vila AV et al.: Gut microbiota composition and functional changes in inflammatory bowel disease and irritable bowel syndrome. Science Translational Medicine 19 Dec 2018: Vol. 10, Issue 472, eaap8914. doi: 10.1126/scitranslmed.aap8914