Malabsorption nach Dünndarmteilentfernung (Dünndarmresektion) – Einleitung

Eine Malabsorption nach einer Dünndarmresektion ist eine häufige Komplikation, die nach der operativen Entfernung eines Teils des Dünndarms auftritt. Dabei ist die Fähigkeit des verbliebenen Dünndarms, Nährstoffe, Vitamine und Mineralien effektiv aufzunehmen, vermindert. Diese Störung kann in Abhängigkeit von der Länge und dem Ort des resezierten Dünndarmsegments sowie der Funktionalität des verbleibenden Darms variieren.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM K91.2: Malabsorption nach chirurgischem Eingriff, anderenorts nicht klassifiziert

Bei der Dünndarmresektion (Synonym: Resektion des terminalen Ileums) handelt es sich um ein operatives Verfahren zur Teilentfernung des Dünndarms. Von einer massiven Dünndarmresektion spricht man, wenn mehr als 75 % des Organs entfernt werden.

Anatomie und Funktionen

Der Dünndarm ist das wichtigste Organ für die Verdauung und Resorption von Nahrungsbestandteilen. Er besteht aus drei Hauptabschnitten: dem Duodenum (Zwölffingerdarm), dem Jejunum (Leerdarm) und dem Ileum (Krummdarm). Die Aufnahme von Nährstoffen erfolgt hauptsächlich im Jejunum und Ileum, während das Duodenum vorwiegend für den weiteren Aufschluss der Nahrung zuständig ist. Eine Entfernung (Resektion) eines Teils des Dünndarms, insbesondere des letzten Abschnitts des Ileums (terminales Ileum), kann die Fähigkeit des Körpers, lebenswichtige Nährstoffe aufzunehmen, erheblich beeinträchtigen.

Formen der Erkrankung

  • Milde Malabsorption: Tritt auf, wenn kleinere Abschnitte des Dünndarms entfernt wurden. Die Symptome sind oft subtil und können durch diätetische Anpassungen und medikamentöse Therapie gut kontrolliert werden.
  • Moderate bis schwere Malabsorption (Kurzdarmsyndrom): Bei massiver Dünndarmresektion (Entfernung von mehr als 75 % des Dünndarms) kommt es zu erheblichen Resorptionsstörungen, die zu Nährstoffmangel, Gewichtsverlust und chronischen Durchfällen führen können.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für eine Dünndarmresektion, die zur Malabsorption führen kann, sind:

  • Morbus Crohn: Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die wiederholte Resektionen notwendig machen kann.
  • Maligne Tumoren: Bösartige Tumoren, bei denen eine Resektion des betroffenen Dünndarmabschnitts erforderlich ist.
  • Ischämie: Durchblutungsstörungen, die zu einer Nekrose (Gewebetod) von Dünndarmabschnitten führen können.
  • Gutartige Tumoren: Die Resektion erfolgt hier in der Regel nur im betroffenen Bereich, doch auch hier kann eine Malabsorption auftreten, wenn größere Abschnitte betroffen sind.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Häufigkeitsgipfel:
Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung, z. B. Morbus Crohn tritt häufiger im jungen Erwachsenenalter auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Schätzungen zufolge liegt die Prävalenz des Kurzdarmsyndroms nach Resektion bei etwa 1-2 Fällen pro 1.000.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Inzidenz:
Die Inzidenz für Malabsorption nach einer Dünndarmresektion ist gering, da operative Eingriffe in der Regel sparsam durchgeführt werden, um möglichst viel funktionellen Dünndarm zu erhalten.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Früher Verlauf: Kurz nach der Resektion kann es zu einer drastischen Verschlechterung der Nährstoffaufnahme kommen, was zu Durchfällen, Dehydratation und Elektrolytstörungen führt.
  • Langfristige Anpassung: Der verbleibende Dünndarm kann im Laufe der Zeit Anpassungsmechanismen entwickeln (Intestinale Adaptation), die eine teilweise Kompensation der verlorenen Resorptionsfläche ermöglichen.

Prognose

  • Kinder: Bei Kindern ist die Prognose kritischer, da sie operierte Dünndarmabschnitte schlechter tolerieren. Dies führt oft zu einer langfristigen Malnutrition (Mangelernährung), da ihre Darmoberfläche kleiner ist und sie eine höhere Nährstoffzufuhr im Verhältnis zur Körpergröße benötigen.
  • Erwachsene: Erwachsene tolerieren Resektionen besser, jedoch kann es auch hier zu lebenslangen Einschränkungen kommen, die eine intensive diätetische Überwachung und Supplementation erfordern.