Magengeschwür (Ulcus ventriculi) – Operative Therapie
Ein Ulcus ventriculi (Magengeschwür) erfordert eine operative Therapie nur bei Komplikationen oder therapierefraktären Verläufen (therapieresistenten Verläufen). Die Entscheidung über den chirurgischen Eingriff basiert auf der Blutungsaktivität, der klinischen Präsentation und dem Ansprechen auf konservative Behandlungsmaßnahmen.
Klassifikation der Blutungsaktivität
Die Klassifikation der Blutungsaktivität erfolgt nach der Forrest-Klassifikation, die eine detaillierte Einteilung von aktiven Blutungen bis zu Läsionen ohne sichtbare Blutung ermöglicht. Weitere Details siehe Magen-Darm-Blutung (gastrointestinale Blutung)/Klassifikation.
Endoskopische Maßnahmen nach dem EURO-Konzept
Die initiale Blutstillung bei einer gastrointestinalen Blutung (Blutung im Magen-Darm-Trakt) erfolgt endoskopisch nach dem EURO-Konzept:
- Endoskopieren (Betrachtung der Blutungsquelle mittels Endoskopie)
- Visualisierung der Blutungsquelle mittels Endoskopie (flexibles Instrument zur Betrachtung von inneren Organen).
- Unterspritzen
- Applikation (Einspritzen) von NaCl 0,9 % (Kochsalzlösung) oder Adrenalin (Medikament zur Blutstillung).
- Anwendung von Fibrinkleber (Gewebekleber), Clipping (Anbringen von Metallclips) oder Laserkoagulation (Verödung der Blutungsstelle mit Laser).
- Rezidivgefahr abschätzen (Bewertung der Gefahr des Wiederauftretens)
- Beurteilung des Blutungsrisikos anhand klinischer und endoskopischer Kriterien.
- Operieren (Chirurgische Maßnahmen bei Versagen der Endoskopie)
- Indikation (Notwendigkeit) bei Versagen der endoskopischen Maßnahmen oder hohem Rezidivrisiko.
Indikationen zur operativen Therapie
Eine chirurgische Behandlung wird durchgeführt bei:
- Therapierefraktären Verläufen (therapieresistente Verläufe)
- Persistierende Symptome oder Blutungen trotz konservativer Therapie.
- Komplikationen
- Perforation (Durchbruch) mit Peritonitis (Bauchfellentzündung).
- Penetration (Eindringen) in benachbarte Organe.
- Obstruktion (Verengung) durch narbige Strikturen (hochgradige Verengungen).
Operative Maßnahmen
Die Wahl des chirurgischen Verfahrens hängt von der Lokalisation und dem Ausmaß des Ulkus (Geschwür) ab:
- Antrektomie
- Entfernung des distalen Magens (unterer Teil des Magens) mit Anastomose (chirurgische Verbindung) zwischen dem proximalen Magen (oberer Teil des Magens) und dem Duodenum (Zwölffingerdarm) oder Jejunum (Leerdarm).
- Subtotale Gastrektomie
- Entfernung von 75 % des Magens mit Rekonstruktion mittels Billroth-II- (Anastomose mit dem Jejunum) oder Roux-en-Y-Technik (spezielle Verbindung mit Umgehung des Duodenums).
- Vagotomie
- Selektive oder proximale Durchtrennung des Nervus vagus (Hauptnerv für die Magensäureproduktion) zur Reduktion der Magensäuresekretion.
Postoperative Versorgung
- Engmaschige Überwachung
- Kontrolle auf Anastomoseninsuffizienz (undichte Stellen an chirurgischen Verbindungen), Infektionen und weitere Komplikationen.
- Ernährungsmanagement
- Stufenweiser Kostaufbau mit Anpassung an die reduzierte Magenkapazität.
- Medikamentöse Nachsorge
- Protonenpumpenhemmer (Säureblocker) zur Sekretionskontrolle.