Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

    • Kleines Blutbild
    • Differentialblutbild
    • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
    • Stuhluntersuchung auf enteropathogene Erreger (keine routinemäßige Erregerdiagnostik); Diagnostik nur wenn (mod. nach [1] + S2k-Leitlinie):
      • Anamnese
        • Relevante Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)
        • Patienten mit Immunsuppression
        • Patienten, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder lebensmittelverarbeitenden Institutionen arbeiten
        • Personen mit stattgehabter Antibiotikaeinnahme innerhalb der letzten 3 Monate
        • Nosokomial auftretende Diarrhoe
      • Hämorrhagische Diarrhoe (blutiger Durchfall)
      • Auftritt der Diarrhoesymptome kurz nach Rückkehr von einem Auslandsaufenthalt bei Patienten mit
        • fieberhafter und /oder blutiger Diarrhoe
        • Diarrhöen, die > 5 Tage anhalten
        • schwerem klinischem Verlauf (hohe Stuhlfrequenz, signifikante Dehydratation/Austrocknung des Körpers (> 10 % des Körpergewichts), "systemic inflammatory response syndrome" (SIRS))
        • Dauer der Beschwerden > 14 Tage
      Stuhldiagnostik: Campylobacter, Salmonellen und Shigellen sowie mikroskopische Stuhluntersuchung auf Amöben und Lamblien; falls in den letzten drei Monaten eine Antibiotikatherapie erfolgte auch auf Clostridien 
      • Symptomatik sich auch nach 7 Tagen nicht gebessert
      • Zweifel an der Diagnose einer Gastroenteritis bestehen
      • Schweres Krankheitsbild (z. B. Fieber, Dehydratation, "systemic inflammatory response syndrome"/Sepsis)
      • Bei Verdacht auf eine Häufung, die einen epidemiologischen Zusammenhang vermuten lässt
      • Vor Einleitung einer antibiotischen Therapie
      • Ambulant erworbene Gastroenteritis:
        • 1-2 Stuhlproben auf Campylobacter, Salmonellen, Shigellen und Noroviren
        • 3 konsekutive ("aufeinanderfolgende") Stuhlproben bei Verdacht auf Parasitose (Infektion mit Parasiten)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Stuhluntersuchung auf enteropathogene Erreger wie Campylobacter, Salmonellen, Shigellen, Yersinien sowie Aeromonas, EHEC (enterohämorrhagische E. coli; EHEC-Symptomatik: mikroangiopathische hämolytische Anämie (Blutarmut), Thrombozytopenie (Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) und akute Einschränkung der Nierenfunktion), Pseudomonas, Vibrio cholerae, Staphylococcus aureus, Enteropathogene E. coli (EPEC; Dyspepsie-Coli) bei Kindern [bei Nachweis einer Infektion mit Escherichia coli O157:H7 ist ein Monitoring auf ein hämolytisch-urämisches Syndrom erforderlich!]
  • Antigen im Stuhl auf enteropathogene Viren wie Adenoviren, Coxsackie, Rotavirus und neuerdings immer häufiger auftretend der Noro-Virus (RNA-Nachweis im Stuhl)
  • Stuhluntersuchung
    • Pilze
    • Parasiten und Wurmeier (2-3 konsekutive Stuhlproben erforderlich)
  • Stuhluntersuchung auf Blut
  • Malaria-Nachweis
  • Elastase im Stuhl (Bauchspeicheldrüsenenzym)
  • Lactosetoleranztest bei Verdacht auf eine Lactoseintoleranz
  • Kleines Blutbild und Differentialblutbild
  • CRP
  • Elektrolyte – Natrium, Kalium
  • Nierenparameter – Kreatinin, Harnstoff
  • Pankreasparameter – Amylase, Lipase
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT)
  • Allergenspezifisches IgE (Nahrungsmittelsmittelallergie)
  • Vasointestinales Polypeptid (VIP).
  • Urin: 5-HIES (5-Hydroxyindolessigsäure wg. Karzinoid-Diagnostik), Porphyrine (wg. Stoffwechseldiagnostik)
  • Serologie: AK gegen Amöben, Campylobacter, Rotaviren, Salmonellen, Shigellen, Yersinien

Wichtige Hinweise zur Diagnostik bei Kindern

  • Eine Blutuntersuchung bzw. ein Erregernachweis im Stuhl sind bei leichter bis mäßiggradiger akuter Durchfallerkrankung in der Regel nicht notwendig.
  • Etwa 70 % aller akuten Gastroenteritiden sind bei Kindern durch Viren (Noroviren, Rotaviren und Adenoviren) bedingt.
  • Etwa bei 20 % der Kinder sind bakterielle Erreger (Campylobacter jejuni, Yersinien, Salmonellen, Shigessen, pathogene E. coli oder Clostridium difficile) im Stuhl nachzuweisen.
  • Achtung! In circa 5 % der Fälle sind Parasiten (Cryptosporidien, Entamoeba histolytica, Lamblien und andere) Ursache einer infektiösen Darmerkrankung

Hinweis: Im Fettdruck Erreger auf die im Falle einer ambulant erworbenen Durchfallerkrankung getestet werden soll.

*E. coli-Stämme: dazu gehören die sogenannten ETEC = enterotoxische, EHEC = enterohämorrhagische, EIEC = enteroinvasive und EPEC = enteropathogene E.-coli-Stämme.

Meldepflichtig im Sinne des Infektionsschutzgesetzes:

  • Der direkte oder indirekte Nachweis von "Campylobacter sp., darmpathogen" ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.
  • Der direkte Nachweis des Erregers (Norwalk-ähnliches Virus) ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Meldepflicht nur für den direkten Nachweis aus Stuhl.
  • Der direkte oder indirekte Nachweis des Rotavirus ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.
  • Der direkte Nachweis von "Salmonella Typhi/Salmonella Paratyphi" ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig.
  • Der direkte oder indirekte Nachweis von "Salmonella, sonstige" ist nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.
  • Der direkte oder indirekte Nachweis von "Shigella sp." ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.
  • Der direkte oder indirekte Nachweis von "Vibrio cholerae O 1 und O 139" ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.
  • Der direkte oder indirekte Nachweis von "Yersinia enterocolitica, darmpathogen" ist nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.

Literatur

  1. Hagel S, Epple HJ, Feurle GE et al (2015) S2k-guideline gastrointestinal infectious diseases and Whipple’s disease. Z Gastroenterol 53:418-459
  2. S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Infektionen (AWMF-Registernummer: 021-024), November 2023 Langfassung