Magen-Darm-Blutung (Gastrointestinale Blutung) – Prävention
Zur Prävention einer Magen-Darm-Blutung (Gastrointestinale Blutung) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Beachten Sie dabei die individuellen Risikofaktoren in Abhängigkeit von dem individuellen Vorkommen der jeweiligen Differentialdiagnosen.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Reizende Lebensmittel – Scharfe Gewürze, übermäßiger Alkohol- und Kaffeekonsum können die Magenschleimhaut reizen und das Blutungsrisiko erhöhen.
- Ballaststoffarme Ernährung – Kann Verstopfungen fördern und mechanische Belastungen im Darm erhöhen.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Chronischer Konsum führt zu Schleimhautschäden und erhöht das Risiko für gastrointestinale Blutungen, insbesondere bei Leberzirrhose.
- Tabak (Rauchen) – Beeinträchtigt die Durchblutung der Magenschleimhaut und hemmt deren Regeneration.
- Körperliche Aktivität
- Exzessive Belastung – Übermäßige körperliche Anstrengung kann bei bestehenden Läsionen oder Gefäßanomalien das Risiko für Blutungen erhöhen.
Medikamente
- Einnahme von Eisen-, Kohle- oder Wismutpräparaten kann zu Stuhlverfärbungen führen
- Arzneimittelnebenwirkungen: "Blutung durch Medikamente"; häufig Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) (z. B. ASS-Therapie im Alter > 75 j. hohes Risiko; 50 % der Fälle liegt die Blutungsquelle im oberen Gastrointestinaltrakt); Antithrombotische Mittel (Heparingruppe, Faktor Xa-Inhibitoren/direkte Thrombininhibitoren)
- Die gleichzeitige Einnahme von Antikoagulantien (Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar, Faktor-Xa-Inhibitoren wie Rivaroxaban, Apixaban oder Edoxaban oder Faktor-II-Inhibitoren wie Dabigatran) und Antibiotika führt zu einem erhöhten Blutungsrisiko!
- Die Kombination von Acetylsalicylsäure (ASS) und Clopidogrel (Thrombozytenaggregationshemmer) führt ähnlich häufig zu schweren gastrointestinalen Blutungen wie bei Vitamin-K-Antagonisten.
- Duale Plättchenhemmung und Antikoagulation führen zu einem ähnlichen gastrointestinalen Blutungsrisiko.
- Für die direkten oralen Antikoagulantien (DOAK; Synonym: NOAK (neue orale Antikoagulantien)) wurden in den Zulassungsstudien jährliche Blutungsraten zwischen 0,4-3,2 % angegeben.
- Das Risiko für gastrointestinale Blutungen ist in populationsbasierten Studien unter NOAKs (Rivaroxaban, Dabigatran) nicht höher als unter Vitamin-K-Antagonisten (VKA) [1, 2].
- Zu beachten ist, dass mit zunehmendem Alter das Risiko für GI-Blutungen unter NOAKS stärker ansteigt als unter Warfarin [1].
- Corticosteroide
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer: unter anderem Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram, Sertralin
Weitere Hinweise
- US-Senioren, die neue orale Antikoagulantien (direkte orale Antikoagulantien wie Apixaban, Dabigatran oder Rivaroxaban; NOAK, nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulantien), erkrankten seltener an oberen gastrointestinalen Blutungen, wenn ihnen gleichzeitig ein Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) verordnet wurde [2].
Beachte unter PPI-Einnahme: höhere Rate von Clostridium-difficile-Infektionen, Pneumonien und osteoporotischen Frakturen.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Gastroprotektive Maßnahmen (Magen-schützend)
- Protonenpumpenhemmer (PPI; Säureblocker) – Insbesondere bei Einnahme von NSAR, Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulantien (Blutverdünner) zur Reduktion des Blutungsrisikos.
- Achtung: Langfristige PPI-Einnahme ist mit erhöhtem Risiko für Clostridioides-difficile-Infektionen, Pneumonien (Lungenentzündung) und osteoporotische Frakturen (Knochenbrüche durch Osteoporose/Knochenschwund) assoziiert.
- Protonenpumpenhemmer (PPI; Säureblocker) – Insbesondere bei Einnahme von NSAR, Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulantien (Blutverdünner) zur Reduktion des Blutungsrisikos.
- Ernährungsumstellung
- Einführung einer ballaststoffreichen Ernährung mit wenig reizenden Lebensmitteln.
- Einschränkung von scharfen Gewürzen und Alkohol.
- Regelmäßige ärztliche Überwachung
- Regelmäßige Endoskopien (z. B. Magenspiegelung) bei bekannten gastrointestinalen Vorerkrankungen (z. B. Ulzera, Varizen).
- Kontrolle und Anpassung der Dosierung von Antikoagulantien und NSAR.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention richtet sich an Patienten mit bereits bekannten Risikofaktoren oder Vorerkrankungen, um eine Verschlechterung zu vermeiden:
- Frühzeitige Identifikation und Therapie von Magengeschwüren oder Helicobacter-pylori-Infektionen – Reduktion des Risikos für Blutungen.
- Medikamentöse Anpassung – Einsatz von gastroprotektiven Begleitmedikamenten (z. B. PPI) bei unvermeidbarer Einnahme von Antikoagulantien oder NSAR.
- Regelmäßige Überwachung von Risikopatienten – Durch Laborkontrollen (z. B. Hämoglobin, Eisenstatus) und endoskopische Untersuchungen.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, bei Patienten mit bereits aufgetretenen Magen-Darm-Blutungen eine erneute Blutung oder Komplikationen zu vermeiden:
- Langfristige Medikation
- Dauerhafte Einnahme von PPI bei nachgewiesener Ulkuskrankheit (Schleimhautdefekt in Magen und/oder Zwölffingerdarm).
- Absetzen von NSAR oder Wechsel zu selektiven COX-2-Hemmern (z. B. Celecoxib).
- Ernährungsberatung
- Vermeidung reizender Lebensmittel.
- Ausgewogene Ernährung zur Unterstützung der Schleimhautheilung.
- Interventionelle Maßnahmen
- Bei persistierenden Blutungsquellen endoskopische Therapie, z. B. Clip- oder Ligaturverfahren.
- Angiografische Embolisation (künstlicher Verschluss von Blutgefäßen durch Verabreichung von z. B. Kunststoffkügelchen) bei wiederholten Blutungen.
Literatur
- Abraham NS, Singh S, Alexander GC, Heien H, Haas LR, Crown W, Shah ND: Comparative risk of gastrointestinal bleeding with dabigatran, rivaroxaban, and warfarin: population based cohort study. BMJ. 2015 Apr 24;350:h1857
- Ray WA et al.: Association of Oral Anticoagulants and Proton Pump Inhibitor Cotherapy With Hospitalization for Upper Gastrointestinal Tract Bleeding. JAMA. 2018;320(21):2221-2230. doi:10.1001/jama.2018.17242