Magen-Darm-Blutung (Gastrointestinale Blutung) – Einleitung
Bei der gastrointestinalen Blutung (GIB), umgangssprachlich als Magen-Darm-Blutung bezeichnet, handelt es sich um eine Blutung, die aus einem Teil des Gastrointestinaltrakts (Magen-Darm-Trakt) stammt. Die Blutung kann in verschiedenen Abschnitten des Verdauungstrakts auftreten, von der Speiseröhre bis zum Anus, und reicht in ihrer Schwere von okkulten (versteckten) Blutungen bis zu lebensbedrohlichen Blutverlusten.
Synonyme und ICD 10: Gastrointestinalblutung; GI-Blutung; anorektale Blutung; Blutung aus dem Gastrointestinaltrakt; Darmblutung; Darmhämorrhagie; Dickdarmblutung; Dünndarmblutung; Duodenalblutung; Duodenalhämorrhagie; Enterorrhagie; Gastroenterische Blutung; Gastroenterische Hämorrhagie; Gastrointestinale Blutung; Gastrointestinale Hämorrhagie; Gastrorrhagie; Gastrostaxis; Hämorrhagie des Duodenums; Hämorrhagie des Intestinums; Intestinalblutung; Kolonblutung; Kolonhämorrhagie; Magenausgussblutung; Magenblutung; Magen-Darm-Blutung; Magenhämorrhagie; obere gastrointestinale Blutung; okkulte Darmblutung; Okkulte Intestinalblutung; untere gastrointestinale Blutung; Zäkumblutung; Zäkumhämorrhagie; ICD-10-GM K92.2: Gastrointestinale Blutung, nicht näher bezeichnet
Formen der gastrointestinalen Blutung (GIB)
Obere gastrointestinale Blutung (OGIB)
Die Blutungsquelle liegt oberhalb des Übergangs Duodenum (Zwölffingerdarm)/Jejunum (Leerdarm) [= Flexura duodenojejunalis] bzw. proximal des Treitz` Bandes. Mögliche Blutungsquelle ist damit Ösophagus (Speiseröhre), Magen oder Duodenum (Zwölffingerdarm).
Untere gastrointestinale Blutung (UGIB)
Die Blutungsquelle liegt unterhalb der Flexura duodenojejunalis, also im Dünndarm, Kolon (Dickdarm) oder Rektum (Enddarm).
In 75-90 % der Fälle liegt eine obere gastrointestinale Blutung (OGIB) vor. Die häufigste Blutungsursache in der Gruppe der Nichtvarizenblutungen sind ein Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür) und Ulcus ventriculi (Magengeschwür), die für ca. 50 % aller Fälle verantwortlich sind. Bei der unteren gastrointestinalen Blutung (UGIB) ist je nach Alter hauptsächlich eine anorektale Blutungsquelle ursächlich.
Chronische gastrointestinale Blutung
Als chronische Blutung des Gastrointestinaltrakts werden anhaltende Blutungen mit Abfall des Serumhämoglobinspiegels bezeichnet, die nicht zur Kreislaufinstabilität führen und mit Eisenmangel einhergehen [1].
Epidemiologie
Inzidenz (Häufigkeit der Neuerkrankung)
- Die Inzidenz für eine obere gastrointestinale Blutung beträgt 50-100 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.
- Die Inzidenz für eine untere gastrointestinale Blutung (ohne Hämorrhoidalblutung) beträgt ca. 20 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).
Verlauf und Prognose
Das klinische Spektrum einer gastrointestinalen Blutung reicht von der nur laborchemisch fassbaren Anämie (Blutarmut) bis hin zur fulminanten Blutung mit Schock (medizinischer Notfall). Bei Vorliegen einer hämodynamischen Instabilität ist eine notfallmäßige stationäre Einweisung erforderlich.
Ungünstige Prognosefaktoren
- Höheres Lebensalter (> 65 Jahre)
- Begleiterkrankungen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Lungenerkrankungen
- Massiver Blutverlust (initialer Hk-Wert < 30 %)
- Komplikationen (z. B. akutes Nierenversagen)
Gastrointestinale Blutungen können rezidivierend (wiederkehrend) auftreten. Nach Blutstillung rezidivieren innerhalb von drei Tagen 30 % der Fälle.
Während Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt) sehr dramatisch verlaufen können, sind Blutungen im unteren Gastrointestinaltrakt oft weniger akut, können jedoch ebenfalls schwerwiegende Folgen haben.
Beachte: Die Nachuntersuchung von Blutungen im Gastrointestinaltrakt unter Antikoagulantien (Blutungshemmer) oder antithrombozytären Substanzen zeigte, dass von 14 Blutungen eine zu einem Karzinom führt, bei schweren Blutungskomplikationen gehen zehn Fälle mit einer Krebsdiagnose einher [2]. Patienten aller Altersklassen mit oraler Antikoagulation (OAC) haben im Jahr nach einer gastrointestinalen Blutung ein hohes Darmkrebsrisiko (4-8 %); das Risiko war 20-fach erhöht bei Patienten unter 65 Jahren [3].
Die durchschnittliche Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) aller Blutungen im Gastrointestinaltrakt beträgt 5-10 %.
Literatur
- S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Blutung. (AWMF-Registernummer: 021 - 028), Mai 2017 Langfassung
- Eikelboom JW für die COMPASS Investigator: Cancer risk in patients with vascular disease treated with Rivaroxaba, Clinical Trial Update, FP Number: 1321, ESC-Kongress, 2018, 26. August in München.
- Rasmussen PV et al.: Gastrointestinal bleeding and the risk of colorectal cancer in anticoagulated patients with atrial fibrillation. European Heart Journal 07 February 2020, ehz964, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz964
Leitlinien
- Celiński K, Cichoz-Lach H, Madro A, Słomka M, Kasztelan-Szczerbińska B, Dworzański T: Non-variceal upper gastrointestinal bleeding – guidelines on management. J Physiol Pharmacol 2008; 59 Suppl 2: 2 5-22927 41
- S2k-Leitlinie: Gastrointestinale Blutung. (AWMF-Registernummer: 021 - 028), Mai 2017 Langfassung